«Personalmangel ist leider ein Problem»
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Natalia Mayer (45):«Personalmangel ist leider ein Problem»

Wenig Lohn, viel Stress
Den Hausärzten laufen die Praxisassistentinnen davon

Medizinische Praxisassistentinnen werden zur Mangelware. Krankenkassen werben sie ab, auch im Spital gibt es deutlich mehr Lohn für sie. Für die Arztpraxen sei das ein riesiges Problem, kritisiert die Walliser Ärztepräsidentin und fordert mehr Geld.
Publiziert: 13.10.2023 um 11:54 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2023 um 13:51 Uhr
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In den Arztpraxen der Schweiz herrscht ein Mangel an medizinischen Praxisassistentinnen.
Foto: Meul Martin (eum)
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Martin MeulReporter News

Hausärzte, gerade in den Randregionen, sind rar. Vielerorts herrscht Mangel, die medizinische Grundversorgung steht dann auf der Kippe. Doch nun gibt es für die Praxen ein zusätzliches Problem: Die medizinischen Praxisassistentinnen (MPA) laufen davon. Sie werden von Krankenkassen, Spitälern und anderen Dienstleistern im Gesundheitswesen abgeworben. Das Nachsehen haben die Hausärzte. Mit unschönen Folgen. 

Blick weiss: In Zermatt VS zum Beispiel würde eine Hausarztpraxis für die kommende Wintersaison gerne einen zusätzlichen Arzt beschäftigen. Der Arzt wäre da, doch weil es an Praxisassistentinnen fehlt, steht sein Engagement auf der Kippe. Eine Anfrage von Blick liessen die Verantwortlichen unbeantwortet. 

MPAs werden abgeworben

Der Fall Zermatt zeigt: Im Wallis, aber auch im Rest der Schweiz, fehlen die MPAs in den Praxen. Krankenkassen und Spitäler locken mit guten Löhnen. Mit ein Grund für den Personalmangel ist für Dr. Monique Lehky Hagen (52), die Walliser Ärztepräsidentin, deshalb nicht zuletzt die schlechte Bezahlung der MPAs. Im Wallis liegt der Einstiegslohn für eine Praxisassistentin bei knapp 4200 Franken. Brutto.

Bei den Krankenkassen oder im Spital hingegen gibt es deutlich mehr Geld für Praxisassistentinnen, teils bei weniger Stress. Lehky Hagen sagt: «Im Spital bekommt eine MPA 1000 Franken mehr pro Monat.» 

Die MPAs werden den Ärzten richtiggehend abgeworben. «Ohne MPAs aber funktioniert eine Praxis nicht!», sagt die Walliser Ärztepräsidentin. Um einen Personalengpass zu überbrücken, konnte sie selbst auf eine bereits pensionierte Angestellte zurückgreifen. «Dieses Glück hat aber nicht jeder», sagt sie. 

Hohe Arbeitsbelastung

Mit Natalia Mayer (45) hat Lehky Hagen vor ein paar Monaten zudem eine neue Angestellte gefunden. Dabei war Glück im Spiel, denn die MPA hatte auch ein Angebot des Spitals, mit 1000 Franken mehr Lohn pro Monat. «Ich bin dankbar, dass sie sich dennoch für mich entschieden hat», sagt Lehky Hagen.

In Ordnung ist für die Hausärztin aus Brig-Glis VS damit aber noch längst nicht alles. «Meine beiden MPAs teilen sich ein 100-Prozent-Pensum, die zu erledigende Arbeit beträgt aber bis zu 150 Prozent», sagt Lehky Hagen. MPA Nathalia Mayer sagt dazu zu Blick: «Der Job ist in der Tat sehr herausfordernd, ich stehe eigentlich immer unter Zeitdruck.» 

Mehr Lohn geht nicht

Eine weitere Assistentin einzustellen, ist für Mayers Chefin aber unmöglich: Es gibt schlicht zu wenige MPAs, und dann ist da die Sache mit dem Geld. Denn um konkurrenzfähig zu bleiben, müsste Lehky Hagen mehr zahlen. «1000 Franken mehr Monatslohn kann ich meinen Praxisassistentinnen aber schlicht nicht bieten», sagt sie. «Nicht mit den derzeitigen Abgeltungen. Meine Umsätze sind dafür trotz überlasteter Sprechstunden zu tief.»

Die Walliser Ärztepräsidentin verweist auf den diesbezüglichen Tarifstreit mit den Krankenkassen. Der sogenannte Taxpunktwert, mit dem medizinische Leistungen abgegolten werden, entspreche den Löhnen der 1990er-Jahre. «Gerade im Wallis, wo der Taxpunktwert tief ist, muss es eine Anpassung geben.» Sonst drohe ein Kollaps der Grundversorgung, was zu einer Kostenexplosion und sinkender Versorgungsqualität führen würde. 

Höhere Taxpunktwert gefordert

Lehky Hagens Forderung: Der Walliser Taxpunktwert soll um 5 Rappen auf 87 Rappen steigen. Zum Vergleich: Im Kanton Waadt liegt der Wert aktuell bei 94 Rappen. Für die gleiche Arbeit gibts für die Ärzte in der Waadt also deutlich über zehn Prozent mehr Geld. «Mit einem höheren Taxpunktwert könnten wir den Druck im System reduzieren», so die Walliser Ärztepräsidentin.

Mehr Geld für die Ärzte, wo doch gerade wieder ein massiver Anstieg der Krankenkassenprämien angekündigt wurde? Für Lehky Hagen kein Widerspruch. Sie sagt: «Eine Investition in die medizinische Grundversorgung, sprich in die Löhne der MPAs, garantiert eine zeitnahe, kostengünstige Medizin.»

Philippe Luchsinger, oberster Schweizer Hausarzt, sagt zum Thema: «Es gibt bereits Praxen, die ihre Öffnungszeiten anpassen mussten, sprich weniger lange offen haben, weil die MPAs fehlen.» Die Walliser Ärztepräsidentin ergänzt: «Wenn die Praxis zu ist, dann bleibt der Gang auf den Spitalnotfall, der wesentlich teurer ist.»

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