Steigende Mieten, höhere Stromkosten, teurere Lebensmittel – und jetzt auch noch der Prämienschock. Um 8,7 Prozent steigen die Krankenkassenprämien im kommenden Jahr im Schnitt. Das gab Gesundheitsminister Alain Berset (51) am Dienstag bekannt.
Der Anstieg ist heftig. Knapp 360 Franken muss eine Person nächstes Jahr im Schnitt jeden Monat für die Krankenkasse aufbringen, rund 29 Franken mehr als jetzt. Für eine Familie mit zwei Kindern bedeutet dies Mehrkosten von locker über 1000 Franken pro Jahr.
«Ernste finanzielle Probleme»
Haushalte, die knapp bei Kasse sind, geraten wegen des Prämienhammers in finanzielle Schwierigkeiten. Und das sind nicht wenige. In einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Marketagent Schweiz gaben 14 Prozent der Befragten an, dass eine weitere Prämienerhöhung sie stark trifft. Sie stimmen der Aussage zu, dass sie mit «ernsten finanziellen Problemen konfrontiert» würden, weil sie «bereits alle Sparmöglichkeiten ausgenutzt» haben.
Die Umfrage wurde in den ersten beiden Septemberwochen durchgeführt, also noch bevor bekannt war, um wie viel Prozent die Prämien tatsächlich steigen. Über 1000 Personen zwischen 14 und 74 Jahren nahmen daran online teil. Allerdings ist die Studie nicht repräsentativ.
So kann man Geld sparen
Romands stärker betroffen
Knapp die Hälfte der Befragten sagt, wegen der steigenden Krankenkassenkosten zwar nicht in ernsthafte finanzielle Bedrängnis zu kommen – das Konsumverhalten nächstes Jahr deswegen aber einschränken zu müssen. Insgesamt haben die hohen Gesundheitskosten also bei knapp zwei Drittel aller Befragten laut eigenen Angaben einen Einfluss aufs Konsumverhalten. 37 Prozent hingegen geben an, nicht davon betroffen zu sein.
Erhebliche Unterschiede gibt es zwischen den Sprachregionen. In der Westschweiz ist der Anteil jener, die in Bedrängnis geraten, mit 22 Prozent doppelt so hoch wie in der Deutschschweiz. Die 20- bis 29-Jährigen sind von allen Altersklassen am stärksten betroffen.
Alles Wichtige zum Prämienhammer
Caritas ist besorgt
«Mit dem erneut massiven Anstieg nimmt die Prämienlast für viele Menschen im kommenden Jahr ein erdrückendes Ausmass an», warnt Peter Lack, Direktor des Hilfswerks Caritas. Die Caritas fordert, ebenso wie die Linken, dass die Kantone das Budget für Prämienverbilligungen erhöhen, um Menschen mit wenig Geld zu entlasten. Allerdings ist das Symptombekämpfung.
Wirklich gelöst wird das Problem nur, wenn das Wachstum der Gesundheitskosten gestoppt werden kann. Aber wie? Das ist die 38-Milliarden-Franken-Frage. Denn so viel hat die obligatorische Krankenversicherung vergangenes Jahr für medizinische Leistungen bezahlt.