Prämien steigen 2024 um 8,7 Prozent
Das musst du über deine Krankenkasse wissen

Am Dienstag hat Gesundheitsminister Alain Berset die Krankenkassenprämien für das Jahr 2024 bekannt gegeben. Für viele ein Schock: Landesweit steigen die Prämien um durchschnittlich 8,7 Prozent. Blick erklärt, was hinter Anstieg, Prämien und Franchisen steckt.
Publiziert: 26.09.2023 um 01:31 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2023 um 06:43 Uhr
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Gesundheitsminister Alain Berset wird am Dienstag die neuen Krankenkassenprämien bekannt geben.
Foto: keystone-sda.ch

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen kühler, ist er da: der Prämienherbst. Heute Dienstag hat Gesundheitsminister Alain Berset (51) bekannt gegeben, wie hoch die Krankenkassenprämien nächstes Jahr ausfallen: Die durchschnittliche Prämie steigt um 8,7 Prozent an. Warum ist das so? Und wie kann ich sparen? Blick klärt die wichtigsten Fragen zum Thema Krankenversicherung.

Warum steigen seit Jahren die Prämien, obwohl doch alle immer behaupten, dagegen was zu unternehmen?

Die Prämien spiegeln die Kosten des Gesundheitswesens wider. So war der Anstieg von durchschnittlich 6,6 Prozent im vergangenen Jahr vor allem auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Zum einen war die Pandemie selbst sehr teuer (zum Beispiel wegen der Behandlung von hospitalisierten Patientinnen und Patienten sowie die Impfungen). Doch sie verursachte auch indirekte Kosten, weil wegen Corona verschobene Eingriffe ab der zweiten Hälfte 2021 nachgeholt wurden. 

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Doch auch die erwarteten Kosten für das kommende Jahr spielen eine Rolle. Die Krankenversicherer legen per Ende Juli ihre Prämien für das folgende Kalenderjahr aufgrund der zu erwartenden Kosten fest und reichen diese beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) zur Genehmigung ein. Das BAG prüft, 

  • ob die Prämien den Kosten entsprechen;
  • ob die Prämienrabatte beispielsweise durch die Wahl einer höheren Franchise oder eines Hausarztmodells gesetzeskonform sind und
  • ob die Versicherer über ausreichende Reserven verfügen.

Viele Krankenkassen sind als Sponsoren aktiv. Finanziere ich mit meiner Prämie also die fürstlichen Löhne von Fussballern und Eishockey-Stars?

Jein. Wie der «K-Tipp» Ende letzten Jahres publik machte, zahlen Kassen wie KPT, Swica und Helsana je zwischen 6 und 9 Millionen Franken an Sponsoring und Werbung aus den Geldern der Grundversicherung. Darunter dürften aber auch Zuwendungen an den Breitensport fallen. Und das ist alles legal: Das Krankenversicherungsgesetz (KVG) verbietet Werbung und Sponsoring mit Geldern aus der Grundversicherung nicht. Die KPT bestreitet die Höhe der vom K-Tipp genannten Summen und weist darauf hin, dass die Sponsoringausgaben im Verhältnis zu den Prämien vernachlässigbar seien.

Was ist nochmal eine Prämie, was eine Franchise?

Eine Prämie zahlt man monatlich an die Krankenkasse. Die Franchise gibt die Summe an, bis zu der Versicherte ihre Kosten selbst zahlen. Prämie und Franchise stehen in entgegengesetztem Verhältnis zueinander. Ist die Franchise tief, zahlt man monatlich höhere Prämien. Ist die Franchise hoch, ist die Prämie entsprechend niedriger. Die tiefste Franchise für Erwachsene liegt bei 300 Franken, die höchste bei 2500 Franken. 

Welche Franchise soll ich wählen?

Bis die Krankenkasse zahlt – also bis die Franchise erreicht ist – muss man alles aus dem eigenen Sack zahlen. Gesunde Menschen sollten deshalb eine hohe Franchise wählen, weil sie die wohl ohnehin nicht ausschöpfen werden und damit monatlich bei tiefen Prämien sparen. Die Faustregel lautet: Wer unter 2000 Franken Gesundheitskosten pro Jahr hat, sollte die höchste Franchise von 2500 Franken wählen. Hat man sicher über 2000 Franken Jahreskosten, sollte man die niedrigste Franchise von 300 Franken wählen. Die drei Franchisenstufen dazwischen halten Experten für wenig sinnvoll, weil man nicht genug Prämien spart.

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Wie wechselt man die Krankenkasse?

Willst du deine Grundversicherung wechseln, musst du bis Ende November kündigen. Die Kündigung muss spätestens am 30. November zur gewöhnlichen Geschäftszeit bei der Krankenversicherung eingegangen sein. Bis zum 31. Dezember kannst du eine neue Versicherung abschliessen. Achtung: Bei Zusatzversicherungen gelten andere Bedingungen, teilweise sogar Kündigungsfristen von sechs Monaten.

Kann mich eine Krankenkasse zwingen zu bleiben?

Ja. Das ist der Fall, wenn du nicht rechtzeitig gekündigt hast. Oder wenn du mit den Prämienzahlungen im Rückstand bist.

Kann es sein, dass ich ohne Versicherungsschutz dastehe?

Nein. Eine Krankenkasse darf in der Grundversicherung niemanden ablehnen, sie darf nicht einmal nach Beschwerden fragen. Denn die Grundversicherung ist obligatorisch. Bei den Zusatzversicherungen sieht es anders aus – denn mit ihnen machen die Kassen Geld. Und hier können die Kassen jemanden ablehnen, etwa aufgrund von Vorerkrankungen. Es kann also beispielsweise sein, dass man nicht in eine Zusatzversicherung hinein darf, weil man schon einmal einen Bandscheibenvorfall hatte.

Was ist die günstigste Krankenkasse?

Das kommt auf mehrere Faktoren an. Die Prämien können je nach Wohnort variieren. Ausserdem zählt, wie schlank eine Krankenkasse aufgestellt ist – also wie hoch ihre Verwaltungskosten sind. Online-Vergleichsplattformen wie Comparis oder das BAG selbst bieten Rechner an, mit denen man ausrechnen kann, welche Kasse am günstigen für einen persönlich ist.

Wie kann ich in der Grundversicherung sparen?

Alle Krankenkassen bieten Modelle an, mit denen sich Prämien sparen lassen. Telmed zum Beispiel. Hier ruft man zuerst eine Hotline an, die eine medizinische Erstberatung gibt. Ausserdem gibt es das sogenannte Hausarzt-Modell: Man muss immer erst einen Hausarzt aufsuchen, der einen dann womöglich an einen Spezialisten überweist. Eine weitere Option ist das HMO-Modell. Hier verpflichten sich die Versicherten, im Krankheitsfall immer zuerst eine bestimmte Gruppenpraxis aufzusuchen. All diese Alternativmodelle – die Aufzählung ist nicht abschliessend – sind günstiger als das Standardmodell. Teilweise gibt es auch Kombinationen davon, also zum Beispiel Telmed und Hausarzt-Modell. 

Wie kann ich bei Medikamenten sparen?

Ab 1. Januar müssen Patienten, die beim Arzt und in der Apotheke auf dem Originalmedikament bestehen, 40 Franken Selbstbehalt bezahlen (heute sind es 20). Also: Wenn immer möglich explizit auf ein Generikum bestehen. Die sind nicht nur beim Selbstbehalt, sondern auch im Preis günstiger – und das kommt, wenn das alle machen, allen zugute, weil so Prämien weniger steigen. Sparen wir bei den Medikamenten etwas über 300 Millionen Franken im Jahr, fällt der nächste Prämienschub ein Prozent geringer aus. 

Wie bekomme ich eine Prämienverbilligung?

Das ist unterschiedlich. In einigen Kantonen bekommt man die Verbilligung, ohne einen Finger rühren zu müssen, in anderen wird man automatisch benachrichtigt, wenn man Anspruch auf Prämienverbilligung hat und muss den Antrag nur noch unterschreiben. In drei Kantonen schliesslich muss man selbst merken, dass man Anspruch hat. Detaillierte Informationen zur Prämienverbilligung gibt es hier. (sf)


 

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