Das Kantonsspital Glarus (KSGL) muss sparen und hat deswegen rund 40 Angestellten gekündigt. Doch zeitgleich hat auch die Suche nach neuem Personal begonnen, um entstandene Lücken im Dienstplan zu schliessen. Heisst: Das Spital stellte neue Pflegekräfte ein, während alte Mitarbeiter entlassen werden.
Und es wird noch seltsamer, wie die «Südostschweiz» berichtet. Der Personalmangel scheint so schlimm, dass Mitarbeiter, denen gekündigt wurde, wieder notfallmässig einspringen sollen. Dafür sollen sie sogar mit Geldzuschlägen gelockt werden, wie ein Ex-Angestellter berichtet.
Wichtige Informationen wurden zurückgehalten
«Für die Entlassenen ist das völlig daneben. Ich verstehe natürlich, dass sie enttäuscht sind», sagt Kuno Betschart, Geschäftsführer des Berufsverbands des Pflegepersonals (SBK), zur «Südostschweiz». Gleichzeitig kritisiert der SBK die fehlende Transparenz in der Kommunikation der Spitalleitung.
Das KSGL weist auf Anfrage von Blick die Vorwürfe zurück. «Es hat einige wenige Neueinstellungen in Abteilungen gegeben, in denen Entlassungen ausgesprochen werden mussten. Diese lagen jedoch zeitlich vor dem Entscheid, dass wir um Entlassungen nicht herumkommen», sagt Stephanie Hackethal, CEO des Kantonsspitals Glarus. Zudem handle es sich auch nicht um 40 Kündigungen, sondern um Kündigungen von 12 Vollzeitstellen beziehungsweise 20 Anstellungsverhältnissen, und diese auch nicht ausschliesslich in der Pflege.
Auch, dass entlassene Mitarbeiter wieder hätten einspringen sollen, sei falsch. «In keinem Fall wurden gekündigte Mitarbeitende wieder eingestellt», so Hackethal. «Wir können uns die Herkunft dieser Falschaussage nicht erklären.»
Der Verband beklagt, dass wichtige Informationen zurückgehalten wurden, insbesondere im Kontext der Verhandlungen über einen Sozialplan und die Möglichkeiten, Entlassungen zu vermeiden. Darum sind die Verhandlungen mit der Spitalleitung erst mal beendet.
SBK will als gleichwertiger Sozialpartner behandelt werden
Der SBK betont die Notwendigkeit, das Vertrauen wiederherzustellen und relevante Informationen vollständig zu erhalten, um im Sinn seiner Mitglieder und aller Betroffenen handeln zu können.
Die Situation wirft zudem Fragen nach der langfristigen Tragfähigkeit der aktuellen Spitalleitung auf. Der SBK verlangt, als gleichwertiger Sozialpartner behandelt zu werden, um gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Die kontinuierlichen Verhandlungen seit Herbst 2022 und die aktuellen, schwerwiegenden Vorwürfe zeigen, dass der Weg zu einer konstruktiven Zusammenarbeit und zur Lösung der bestehenden Probleme noch weit ist. (jmh)