Am Mittwoch schienen viele Anlegerinnen und Anleger das Vertrauen in die Marke Credit Suisse verloren zu haben. Der Kurs der CS-Aktien stürzte um 24 Prozent ab. Am Donnerstagmorgen dann grosses Aufatmen: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellt der Credit Suisse 50 Milliarden Franken zur Verfügung. Darauf stieg die Aktie im Tagesverlauf um 20 Prozent.
«Das ist ein Super-GAU für die Marke Credit Suisse», sagt Markenexperte Stefan Vogler (64) gegenüber BlickTV. Wenn das Vertrauen weg ist und die Leute das Geld abziehen, ist das der Anfang vom Ende einer Bank. Geld abgezogen hat die Kundschaft bereits: Alleine Schweizer Kundinnen und Kunden haben 2022 über 50 Milliarden Franken an Kundeneinlagen abgezogen. Der Reputationsschaden wirke sich auch auf die Marke Schweiz aus.
CS braucht Mittel der SNB
Gemäss Reputationsexperte Bernhard Bauhofer (60) war die Beruhigungspille der SNB bitter nötig. «Einerseits für die Reputation des Schweizer Finanzplatzes, andererseits braucht die CS das Geld auch für das Geschäft», sagt dieser. Die Grösse der Finanzspritze würde zeigen, wie gravierend das Problem ist.
Dabei hat die CS im Geschäftsbericht 2022 noch betont, genügend liquide Mittel zu haben. Die harte Kernkapitalquote betrug im vierten Quartal letzten Jahres 14,1 Prozent.
«Die Konditionen für die Refinanzierung stehen aber immer schlechter. Die Kapitalbasis ist oberhalb des Soll-Werts. Dies kann sich aber rasch ändern», erklärt Bauhofer.
CS muss schlanker werden
Was kann die Credit Suisse machen, um das Vertrauen wiederherzustellen? Wie das Beispiel der UBS von 2008 zeigt, kann der Vertrauensrückgewinn funktionieren. «Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man die Marke mittelfristig retten kann», sagt Vogler.
Dafür braucht es die richtige Leitung: Bauhofer sieht momentan keinen potenziellen Kandidaten respektive Kandidatinnen, die sich für den Posten eignen würden. Dass CEO Körner oder Präsident Lehmann in der Lage sind, das Schiff zu wenden, bezweifelt er. «Operativ hat sich am Geschäft mit dem SNB-Darlehen ja nichts geändert. Die Guten haben das sinkende Schiff bereits verlassen.»
Überlebenschancen habe die CS nur, wenn sie fokussierter und schlanker werde. Das strebt auch die Bank an. Die Transformation soll bis 2025 abgeschlossen sein.
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Finma hat zu spät reagiert
Bauhofer meint, die Finma hätte früher eingreifen müssen. «Ich finde es problematisch, dass es so weit gekommen ist», sagt er. Das Reputationsproblem der CS sei schliesslich nichts Neues, sondern bestehe schon seit Jahren.
Nun wird sich zeigen, ob die Anleger das Vertrauen in die Bank zurückgewonnen haben. Die CS sei immer wieder für Negativüberraschungen zu haben. «Schlussendlich ist der Aktienkurs nur ein Indikator», sagt Bauhofer. «Man kann sich darüber streiten, ob dieser gerechtfertigt ist.»