Wer nur reagiert, verliert. Wer das Heft aus der Hand gibt, wird zum Spielball von Märkten, Mächten, Spekulationen. Wer Durchhalteparolen ausgibt, kann nur hoffen, dass das Vertrauen irgendwann zurückkommt und alles gut wird, irgendwie.
Dieses Bild gibt gerade die Führungscrew der Credit Suisse ab. Skandal reiht sich an Skandal. Kaum wurde auf den einen reagiert, rollt das nächste Debakel an, das unter dem Radar der Chefs blieb, wie es in der Öffentlichkeit den Anschein hat. Diese Woche musste das Management Schwächen in den Kontrollen der Finanzabschlüsse einräumen, wie mit der Publikation des Geschäftsberichts ans Licht kam. Und nun muss man bei der Nationalbank um Hilfe betteln, die einen 50-Milliarden-Rettungsring auswirft.
Dabei verfügt die Bank derzeit über mehr als ausreichend flüssige Mittel. Und über einen ausreichenden Kapitalpuffer, um Verluste aufzufangen. Trotzdem mag niemand so richtig daran glauben, dass CEO Ulrich Körner und Präsident Axel Lehmann den Abfluss an Kundengeldern stoppen und das Vertrauen in ihre Bank zurückgewinnen können. Eine Vision oder konkrete Pläne, wie die verlorenen Vermögen irgendwann mal wieder zur Credit Suisse zurückfinden sollen, bringen sie nicht rüber.
Trauen es sich die CS-Chefs überhaupt noch zu, ihren Tanker wieder in ruhige Gewässer navigieren zu können?
Zumindest hier hätten sie es in der Hand, zu agieren, statt nur zu reagieren. Klares Auftreten, Leadership zeigen, Verantwortung übernehmen – das ist das Mindeste, was von Körner und Lehmann jetzt erwartet wird. Von den Märkten, der Kundschaft und, nicht zu vergessen, den CS-Mitarbeitenden an der Front, die derzeit nicht zu beneiden sind.
Nationalbank und Finanzmarktaufsicht sind der Credit Suisse mit einer beruhigenden Finanzspritze zur Seite gesprungen. Schlimm genug, dass es so weit kommen musste. Nun aber ist es an den Chefs der Grossbank zu beweisen, dass sie diesen Beistand auch verdient haben. Und damit etwas anzufangen wissen.