Entspannung bei der Credit Suisse: Zur Börseneröffnung stieg der Aktienkurs um 33 Prozent. Im Tagesverlauf pendelt sich das Plus bei rund 20 Prozent ein. Die Aktie erholt sich damit von der gestrigen Talfahrt. Am Vortag war der Kurs um 24 Prozent eingebrochen.
Die CS konnte heute 19,15 Prozent wieder gutmachen. Bei Börsenschluss lag der Aktienkurs der CS bei 2,022 Franken.
Noch am Mittwochvormittag wollte CS-Präsident Axel Lehmann (64) nichts von Staatshilfe wissen, nur Stunden später ist sie da: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) steht der angeschlagenen Credit Suisse zur Seite, spannt ein dickes Sicherheitsnetz, stellt Kapital zur Verfügung.
Die Bank macht gerne Gebrauch davon, will sich bis zu 50 Milliarden Franken bei der SNB ausleihen, um die ganze Gruppe zu «stärken», wie es in einer Mitteilung heisst. Die Botschaft an die Kunden: Auch wenn ihr unserer Kapitaldecke nicht ganz traut, dank der Finanzspritze von der SNB ist euer Geld sicher.
Für Abflüsse der Kundeneinlagen
Dabei benötigt die Bank die Liquidität wohl zumindest in Teilen, um die «wahrscheinlich bedeutenden Abflüsse an Kundeneinlagen» überhaupt stemmen zu können, sagte auch Bankenprofessor Teodoro Cocca von der Universität Linz gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Denn die Kundschaft der CS hat bereits letztes Jahr viel Geld von den Kontos geholt: Alleine Schweizer Kundinnen und Kunden zogen über 50 Milliarden Franken an Kundeneinlagen ab.
Zudem habe die Credit Suisse wohl am Markt nicht mehr genügend Liquidität beschaffen können, so der aus der Schweiz stammende Bankenexperte. Grund: Auch die anderen Banken vertrauen der CS nicht mehr.
Um für Kunden wieder attraktiv zu werden, befindet sich die CS inmitten eines tiefgreifenden Umbaus. Das Management der Grossbank betonte am Donnerstag erneut die bereits erreichten Fortschritte. So komme sie bei der Restrukturierung der Investment Bank voran und habe das Kostensparprogramm noch beschleunigt, hiess es.
Vertrauen gesucht
Die Botschaft an die Märkte und die Kreditgeber der Bank: Schenkt uns wieder Vertrauen, zur Not hilft uns der Staat. Diese Botschaft ist global besonders wichtig. Die Credit Suisse ist eine von nur 30 Banken, die weltweit als «too big to fail» genannt werden. Am Mittwoch wollten die Aufsichtsbehörden in Europa und den USA von ihren Banken wissen, wie genau sie mit der CS verbandelt sind: Ob durch die Schieflage der Schweizer Bank auch andere Finanzinstitute in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.
Denn das war das Problem bei der Finanzkrise 2008: Die Banken trauten sich gegenseitig nicht mehr über den Weg, das Interbankengeschäft brach zusammen. Das gilt es nun zu vermeiden, auch deshalb blieb der CS wohl keine andere Wahl, als die Sicherheitsleine des Staates zu ergreifen.
Vorbörsliche Indikationen stehen gut
Das Bankenbeben hat sich nach Europa verschoben, das Epizentrum: die Credit Suisse. Diese ist an der Börse gerade noch 6,7 Milliarden Franken wert. Glauben die Anleger, dass das Sicherheitsnetz stark genug ist, sollte bei Börsenstart um 9 Uhr der Aktienkurs der CS steigen, die Prämien für die Kreditausfallversicherungen (CDS) wieder sinken.
Vorbörsliche Indikationen zeigten einen Kursanstieg von über 30 Prozent. Dies scheint sich nun zu bewahrheiten. (SDA/koh/kae/rae)