An den Partytischen in der Neujahrsnacht hiess es oft «Prost auf das teurere Jahr!» Die Diskussionen drehten sich um Miete, Mehrwertsteuer, Strom und Krankenkasse – alles wird 2024 teurer.
Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Nicht nur Private ächzen unter der Teuerung, sondern auch Firmen. Sie verteuern deshalb ihre Dienstleistungen 2024. Blick hat einige Branchen durchforstet.
Coiffeure
The Barber Paradox, ein Coiffeursalon an bester Lage am Zürcher Rennweg, erhöht die Preise. Grund sind die höhere Mehrwertsteuer, der Teuerungsausgleich, eine Mietzinserhöhung und die gestiegenen Energie- und Produktkosten. Damit ist der Salon bei weitem nicht allein. Die Frage «Jetzt wird es auch bei euch teurer?» musste sich Sonja Bill (52), Mitinhaberin des Coiffeursalons Bill & Bill in Uster ZH, mehrfach anhören. «Warum sollte alles teurer werden und wir nicht?», kontert sie. Das KMU mit zwölf Mitarbeitenden hat die Preise für Schneiden und Föhnen um 1 Franken erhöht, Färben bleibt gleich teuer. Einige Produkte von Lieferanten wie L'Oréal haben aufgeschlagen, das schlägt sich aber nur im Weiterverkauf durch. Wenig Freude hat Bill am neuen GAV für Coiffeure: Dieser bietet höhere Mindestlöhne und mehr Ferien. Das kostet Umsatz. «Junge Mitarbeitende, die in der Regel wenig Umsatz generieren, kosten jetzt mehr», so Bill. Das mache es schwierig, die eigene Dienstleistung auf Dauer nicht zu verteuern.
Kosmetik
Im Ginafina Beauty Center in Baden-Dättwil AG sind die Preise für alle Behandlungen – Augenbrauen/Wimpern, Sugaring, Nägel, Coiffure – um 5 Prozent gestiegen. Inhaberin Gina Karpf sagt dazu: «Die Konsumenten verstehen aktuell den Zwang zu Preiserhöhungen und nehmen dies in Kauf.» Zuvor habe sie ihre Preise jahrelang nicht angepasst, um konkurrenzfähig zu bleiben. Sie spricht nun von einer «überfälligen Gelegenheit zur Preiskorrektur», die viele Beauty-Center wahrnehmen.
Als Arbeitgeberin sei sie unter Druck von allen Seiten: Von der Teuerung, von den billigen Barbershops und Nagelstudios und von höheren Lohnforderungen. Sie erhöht für ihre Angestellten die Löhne um 6 Prozent. Sorgen macht sie sich deswegen nicht: «Die Leute haben noch Geld – die Frage ist nur, wo sie ihre Ausgabe-Prioritäten setzen.» Es sei denkbar, dass Kosmetikdienste etwas weniger oft in Anspruch genommen werden. «Da die Mehrwertsteuer von den Konsumentinnen und Konsumenten bezahlt wird, liegt es in der Natur der Sache, dass es sich auf die Preise niederschlägt», ergänzt Nicole Schmid, Geschäftsführerin des Schweizer Fachverbands für Kosmetik (OdA) in Suhr AG.
Reinigung
Auch Putzkräfte werden teurer. Denn der neue Gesamtarbeitsvertrag sieht bessere Mindestlöhne vor. Daneben sind Reinigungsunternehmen aber auch mit branchenspezifischen Kostensteigerungen konfrontiert. Etwa Kosten für Material, Hygiene- und Verbrauchsmaterialien, Energie, Chemie sowie Maschinen und deren Wartung. «Einen überdurchschnittlichen Anstieg verzeichnen wir leider auch bei den Personalversicherungen», sagt Karin Funk, Geschäftsführerin von Allpura mit Sitz in Rickenbach SO. Den Mitgliedern empfahl der Branchenverband, ihre Preise per 2024 um insgesamt «4 bis 5 Prozent» anzuheben.
ÖV
Schon seit April ist klar: Die ÖV-Preise sind seit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 – erstmals seit sieben Jahren – wieder gestiegen. Die Tariferhöhung beträgt durchschnittlich rund 4,3 Prozent. Etwas weniger stark fällt die Preiserhöhung beim Halbtax-Abo sowie bei Einzelbilletten aus. Dafür ist das neue Generalabonnement für Erwachsene deutlich teurer.
Reisen
Hotelplan-Sprecherin Bianca Gähweiler nennt, angesprochen auf die Reisepreise 2024, eine Erhöhung in der Bandbreite von 5 bis 10 Prozent. Grund seien zum einen die höheren Flugkosten, zum andern seien die Preise auch wegen der Inflation und der damit gestiegenen Fixkosten in den Destinationen gestiegen. Allerdings zeichnet sich bislang kein Rückgang der Reisefreudigkeit ab.