Reinigungen gehts an die Wäsche
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Bis 90 Prozent weniger Umsatz
Reinigungen gehts an die Wäsche

Weil viele Menschen im Homeoffice sind, brechen die Umsätze von Wäscherein ein. Auch Hochzeiten oder Taufen finden nur noch im kleinsten Rahmen statt.
Publiziert: 14.11.2020 um 00:12 Uhr
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Aktualisiert: 08.01.2021 um 23:43 Uhr
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Ein Grossteil der Schweiz ist momentan im Homeoffice - und bringt deshalb seltener Kleider zur Textilpflege.
Foto: Aline Leutwiler
Aline Leutwiler

Von der Kadermitarbeiterin bis zum Praktikanten: Wenn immer möglich, arbeiten viele Menschen im Homeoffice. Im Zoom-Call ist die Jogginghose nicht zu sehen und kaum ist das Meeting vorbei, hängt das Hemd wieder im Schrank und der Lieblingspullover ist schnell wieder angezogen. Wofür braucht man da noch eine Wäscherei?

Die Textilpfleger haben mit massiven Auswirkungen der Homeoffice-Aufforderung des Bundesrates zu kämpfen. «Es kommen fast nur noch Hemden und davon weniger als letztes Jahr», sagt Catia Rodrigues, Kassiererin bei der Terlinden Textilpflege. «Wir geben nicht auf, aber es ist brutal», bestätigt auch Patrick Meier (40), Chef von Texpress.

Pulli statt Anzug

«Die Hemden waren immer die Frequenzbringer», so Meier. Kunden kamen jeweils mit den dreckigen Hemden und nahmen gleich noch einen Bettbezug und andere Kleider mit. Das falle nun alles weg. Weil es weniger festliche Anlässe gibt, fehlen den Textilreiniger auch Abend-, Hochzeits- und Festbekleidung.

Weitere Kunden wären Eventveranstalter. «Business-to-Business Kunden, wie Luxushotels, Fluggesellschaften oder Expoveranstalter fallen weg», sagt Alexandre Du Pasquier (47), Geschäftsleiter von Textilreiniger 5àSec. «Hinzu kommen Bars, Restaurants, Boutiquen, Praxen und Hotels. Viele davon mussten bereits schliessen», so Guido Johann (44), Geschäftsleiter der Terlinden Textilpflege.

Gerade als sich die Textilpfleger auf eine Normalisierung einstellten, bricht das Geschäft ein zweites Mal ein. «Während dem Lockdown hatten wir ungefähr 70 bis 85 Prozent weniger Kunden. Im Sommer erholte es sich ein wenig, da waren es noch 30 Prozent weniger als im Vergleich zum Vorjahr. Jetzt bricht es wieder ein», sagt Michel Nogatsch (35), CEO von Cleaningstore Company AG. Ein anderer Textilbetrieb berichtet von 90 Prozent Umsatzeinbussen.

Entlassungen notwendig

Trotz Kurzarbeit und Kostenoptimierungen haben die Einbussen Folgen für das Personal. «Wir sind existenziell betroffen. 10 Prozent weniger Mitarbeiter haben wir noch als noch vor der Krise», so Johann. Der grosse Teil konnte mit natürlichen Fluktuationen abgebremst werden, trotzdem kam es zu Kündigungen.

Bei Cleaningstore führte der Lockdown und die zweite Welle zur Schliessung von zwei Filialen. «Leider mussten wir von 68 auf 58 Mitarbeiter runterschrauben», so Nogatsch. Auch die Öffnungszeiten musste er anpassen.

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Standorten sind gross. «Die Filiale am sonst hochfrequentierten Hauptbahnhof leidet stärker», sagt Terlinden-Chef Johann. Auch die ländlichen Standorte von Texpress laufen momentan noch besser, als die urbanen. «Grundsätzlich ist die Situation noch schwieriger wo die Leute arbeiten oder auf dem Weg zur Arbeit sind, wie in Business Quartieren und Bahnhöfen», sagt auch Du Pasquier von 5àsec.

Schwierige Prognose

Die Zukunft planen? Geht nicht. «Einerseits befürchten wir, dass die Restriktionen bis März anhalten. Ausserdem werden die Bestellungen wohl dauerhaft tiefer bleiben», führt Guido Johann von Terlinden aus. Gleichzeitig wäre es eigentlich aus hygienischer Sicht sinnvoll, seine Kleidung in die Reinigung zu geben. «Die Reinigung reduziert nämlich Viren und Keimzellen», so Johann.

Die Textilreiniger haben unterschiedliche Strategien, um die Herausforderungen der Zukunft anzupacken. 5àSec möchte verstärkt auf Lieferungen direkt nach Hause setzen. Ausserdem sollen neue Reinigungen, wie eine eine Sneakers Reinigung, eingeführt werden. Texpress hingegen setzt auf ein digitales Kundenkonto. Dieses benachrichtigt den Kunden, wenn die Reinigungen abgeschlossen sind. Bei Texpress bleibt man kämpferisch. «Ich sage meinen Kunden immer: Jetzt müssen wir bügeln», so Meier.

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