Billigschleudern legen zu – jetzt kommt auch Tiktok mit eigenem Shop
Temu und Co «klauen» Schweizer Handel jedes Jahr drei Milliarden Franken

Chinesische Billigschleudern wie Temu und Shein bedrohen den Schweizer Onlinehandel. Handelsverband-Chef Bernhard Egger beziffert den Umsatzverlust der heimischen Shops auf 3 Milliarden Franken – pro Jahr. Und bald mischt auch noch Tiktok mit.
Publiziert: 08.11.2024 um 19:09 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2024 um 08:41 Uhr
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Über eine halbe Million Päckli kommen jeden Tag am Flughafen Zürich an – die meisten davon mit chinesischen Billigshops wie Temu als Absender.
Foto: IMAGO/NurPhoto

Auf einen Blick

  • Schweizer Onlinehandel verliert jedes Jahr 3 Milliarden Franken an ausländische Billigshops
  • «Tiktok wird das neue Amazon», prognostiziert der Handelsverband
  • Täglich kommen bis zu 500'000 Pakete aus Asien am Flughafen Zürich an
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Die grosse Konkurrenz aus dem Ausland rückt dem Schweizer Onlinehandel auf die Pelle. Den hiesigen Shops kommt immer mehr Geschäft abhanden – bedrängt durch Anbieter wie Temu und Shein mit ihrer Billigware. Jetzt hat der Schweizer Handel Zahlen genannt, wie viel ihm die ausländischen Händler «gestohlen» haben: Auf eine Milliarde Franken schätzt Bernhard Egger (56), Geschäftsführer des Handelsverbands Schweiz, die Umsatzeinbusse.

«Wenn man dann noch berücksichtigt, dass der Gegenwert oft höher wäre, liegen wir bei bis zu 3 Milliarden Franken, die dem Schweizer Handel damit fehlen», sagte Egger am Donnerstag am Retail Forum am Flughafen Zürich. Erst kürzlich hat sein Verband Temu die Mitgliedschaft verweigert. Er sieht die Billig-Konkurrenz, vor allem jene aus China, als echte Gefahr für Schweizer Händler.

«Tiktok wird das neue Amazon»

Das hat auch mit dem aufkommenden Social Commerce zu tun – dem Verkauf von Waren über die sozialen Medien. Dieser hat sich zu einem wichtigen Grundpfeiler des Schweizer Onlinehandels entwickelt. Egger schreibt dem Social Commerce aktuell 10 bis 15 Prozent zu – mit stark steigender Tendenz. «Wir gehen davon aus, dass sich das auf rund ein Viertel erhöhen wird», so der Handelsverband-Chef.

Instagram aus Mark Zuckerbergs (40) Meta-Universum ist aus Schweizer Optik derzeit der grosse Player beim Social Commerce. Wer auf der Plattform auf ein Produkt klickt, sieht sofort, wie viel dieses kostet und welche Grössen es gibt. Für einen Kaufabschluss muss man aber auf die Website des Shops ausweichen. Zumindest bisher: In den USA hat Meta für Instagram bereits sogenannte In-App-Käufe eingeführt. Heisst: Userinnen und User müssen nicht mal mehr die App verlassen und können mit wenigen Klicks die Produkte ihrer Lieblingsshops oder Influencer direkt kaufen.

Hinter Instagram rollt bereits ein chinesischer Riese an: Tiktok. Die chinesische Kurzvideo-Plattform hat ihre App unter anderem in den USA und in Grossbritannien mit einem eigenen Shop ergänzt. Tiktok bietet dafür die gesamte Abwicklung für Onlinehändler an, von der Bestellung über die Bezahlung bis zur Logistik. Die Funktion soll es bald in weiteren europäischen Ländern geben – auch in der Schweiz. «Tiktok wird das neue Amazon», prognostiziert Egger.

Eine halbe Million Päckli – pro Tag

Wie beliebt Temu, Shein und Co. hierzulande sind, zeigt diese Zahl: Bis zu 500'000 Klein- und Kleinstsendungen sollen täglich am Flughafen Zürich ankommen – allein aus Asien, so das Ergebnis einer Blick-Recherche. Den Grossteil macht dabei die Ware der chinesischen Billigshops aus.

Der Erfolg der Konkurrenz aus China hat die hiesigen Händler längst aufschrecken lassen. Besonders im Fokus: Temu. Vertreter des Onlineriesen mussten im September in Bern beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) antraben. Etliche Verbände hatten in den letzten Monaten Klage gegen Temu erhoben. Darunter auch der Branchenverband Swiss Retail Federation.

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