Verkauf über soziale Medien im Aufschwung
Tiktok-Shop schon bald in der Schweiz verfügbar?

Im Ausland läuft der direkte Verkauf über die sozialen Medien bereits auf Hochtouren – ein Milliardenmarkt. Die Gerüchteküche brodelt: Tiktok-Shop könnte auch die Schweiz erobern.
Publiziert: 18.03.2024 um 00:00 Uhr
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In Grossbritannien gibt es Tiktok-Shop bereits.
Foto: IMAGO
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Werbung sieht man in den sozialen Medien immer mehr. Kein Wunder: Social Commerce – der Verkauf von Waren über die sozialen Medien – ist mittlerweile ein wichtiger Pfeiler des Onlinehandels geworden. Klickt man bei Instragram auf ein Produkt, sieht man direkt, wie viel dieses kostet und welche Grössen es gibt. Für einen Kaufabschluss muss man aber auf die Website des Shops ausweichen. 

Zumindest bisher: In den USA bietet Instagram-Mutter Meta auf Instagram bereits sogenannte In-App-Käufe an. Heisst: Userinnen und User müssen nicht mal mehr die App verlassen und können mit wenigen Klicks die Produkte ihrer Lieblingsshops oder Influencer direkt kaufen. In den USA zieht Meta fünf Prozent Transaktionsgebühr ein. Ob die Funktion auch in die Schweiz kommt, ist nicht bekannt. 

Tiktok hält sich bedeckt

Auch Tiktok schläft nicht beim Thema Social Commerce. Einen Tiktok-Shop gibt es in Europa zwar erst in Grossbritannien. Aber die Gerüchteküche brodelt: Bereits dieses Jahr könnte die Funktion in die Schweiz kommen. Das deuten zahlreiche Jobausschreibungen von Tiktok in Europa an.

Die Presseabteilung der Kurzvideo-Plattform zeigt sich auf Anfrage aber bedeckt: «Wir haben den positiven Effekt von Tiktok-Shop gesehen und freuen uns darauf, mit dieser neuen Commerce-Möglichkeit weiter zu experimentieren, um Unternehmen jeder Grösse zu unterstützen und unserer Community die Möglichkeit zu geben, Produkte zu entdecken.» Über die Gerüchte zum Marktstart in der Schweiz wollte ein Sprecher nichts verraten. 

Klar ist: Weltweit gewinnt Social Commerce an Bedeutung. Unternehmensberater Accenture geht davon aus, dass der Umsatz bis 2025 weltweit ein Marktvolumen von 1,2 Billionen Dollar erreichen wird. Das wäre rund ein Fünftel des gesamten Onlinemarkts. 

Vorteil auch für Schweizer Händler

In der Schweiz stehen wir bei Social Commerce noch ganz am Anfang: «Wenn man Social Commerce definiert, als ‹Verkauf direkt auf Social-Media-Plattformen›, dann sind wir in der Schweiz noch nirgends», sagt E-Commerce-Expertin Alexandra Scherrer (32), Geschäftsführerin bei Carpathia. Mit einem Start von Tiktok-Shop könnte sich das schnell ändern. «Meine Vermutung ist, dass Tiktok-Shop in der Schweiz noch vor Instagrams Direct Checkout lanciert wird, aber vermutlich nicht mehr in diesem Jahr.» In die USA liefert Titok bereits täglich 800 Tonnen an Waren, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters

Ein grosser Vorteil: Mit In-App-Käufen brauchen Anbieter keinen eigenen Onlineshop mehr. «Social Commerce kann auch für Schweizer Händler eine riesengrosse Chance sein», sagt Bernhard Egger (57), Geschäftsführer des Handelsverbands. Der ganze Verkaufsprozess – Lieferungen, Abrechnungen, Einkäufe und Rückgaben – läuft dann über das soziale Medium.

«Tiktok ist gegenüber Meta klar im Vorteil. Auf Tiktok müssen die Verkäufer nicht zuerst nach ihrer Audience suchen», sagt Egger im Gespräch mit Blick. Auch Expertin Scherrer sieht, dass Tiktok das Thema stärker antreibt als Meta.

Tiktok fesselt die Nutzerinnen und Nutzer unter anderem wegen eines besonders gewieften Algorithmus mehr als andere Plattformen. 2,2 Millionen Schweizerinnen und Schweizer nutzen die chinesische App. Instagram zählt hierzulande rund vier Millionen Nutzer. Dabei gibt es Instagram bereits seit 2010, Tiktok erst seit Ende 2018. 

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