Banken-Experten sind skeptisch, ob die Massnahmen reichen
«Die CS rettet sich zunächst ins Wochenende»

Der Nationalbank-Kredit hilft der Credit Suisse fürs Erste über die Runden. Experten bezweifeln aber, dass die Bank damit aus dem Schneider sei.
Publiziert: 17.03.2023 um 08:44 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2023 um 09:16 Uhr
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Die Credit Suisse hat sich etwas Luft verschafft.
Foto: keystone-sda.ch

Die Credit Suisse (CS) hat von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Hilfe zugesagt bekommen. Rund 50 Milliarden Franken soll sich die CS von der SNB ausleihen.

Der frühere CS-Chef Oskar Grübel (70) sieht darin einen ganz normalen Vorgang zur Stabilisierung des Finanzplatzes. Die Frage ist aber, ob damit die Probleme der CS gelöst sind.

«Klare Anzeichen einer Notlage»

«Erst die kommenden Tage werden zeigen, ob dank des SNB-Kredits von 50 Milliarden Franken der Vertrauensverlust in die angeschlagene Grossbank tatsächlich aufgehalten werden kann», sagt Bankenprofessor Teodoro Cocca von der Universität Linz (A) in einem Interview mit der Agentur AWP.

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Benötige eine Bank eine solche Kreditlinie, so bedeute das zwei Dinge: Erstens habe sich die CS offenbar selbständig am Markt nicht mehr genügend Liquidität verschaffen können, weil die anderen Banken ihr nicht mehr trauten. Zweitens benötige die Bank auch Liquidität, um die sehr wahrscheinlich bedeutenden Geldabflüsse der Kundeneinlagen stemmen zu können. «Das sind alles klare Anzeichen einer Notlage», so Cocca.

Mit der Liquiditätsspritze der SNB rette sich die CS nun «zunächst ins Wochenende», führt Cocca weiter aus, und sollte für «vier bis fünf Wochen reichen». Ob die Massnahme reicht, um das Vertrauen von Kunden und Aktionären zurückzugewinnen und damit den Geldabfluss, der die CS in die Notlage gebracht hat, einzudämmen, müsse sich erst weisen.

Einlagensicherung könnte nicht ausreichen

Laut Sergio Rossi, Ökonomieprofessor an der Universität Freiburg (D), ist auch mit dem SNB-Kredit eine Aufspaltung oder ein Verkauf der CS nicht vom Tisch. Allerdings sei die Credit Suisse für einen Käufer in ihrer jetzigen Form nicht interessant: «Es sei denn, man könnte den faulen Teil der Bank aufgeben und den profitablen Teil behalten», so Rossi. Den «faulen» sieht er vor allem im Investmentbanking, an dem die CS in der Vergangenheit stets festgehalten hatte.

Darüber hinaus ortet der Professor ein Problem bei der Einlagensicherung. «Der Betrag von 100'000 Franken pro Kunde und Bank für die Einlagensicherung ist nur ein theoretischer Wert», so Rossi.

Der Grund: Der Einlagenschutz ist keine staatliche Versicherung, sondern Sache des Finanzplatzes. Bei einer Bankenpleite werden Vermögen von unter 100'000 Franken prioritär ausbezahlt. Falls die Bank nicht mehr liquide genug ist, springen andere Finanzinstitute ein.

Dieser Notfallfonds deckt gemäss Rossi derzeit etwa acht Milliarden Franken ab. Ein Konkurs der CS könnte diese Summe gemäss dem Ökonomen übersteigen. «Das Problem würde sogar noch grösser, wenn ein Ausfall der CS andere Banken in den Abgrund reissen würde», sagt Rossi. Von diesem Szenario ist der Schweizer Finanzplatz derzeit jedoch noch weit entfernt. (rae)


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