Der Boss der Swatch-Gruppe, Nick Hayek (68), ist bekannt für kritische Aussagen über die Bankenbranche. «Die Abzocker an der Börse», wie er sie nennt, lassen seinen Puls höher schlagen. Genau diese Finanzindustrie versetzt die Welt derzeit in Aufruhr – mit der Schweizer Grossbank Credit Suisse an vorderster Front. Umso mehr überrascht es, dass Hayek für den taumelnden Bankriesen in die Bresche springt: «Es ist wichtig, dass die Credit Suisse stabilisiert wurde. Die Bank hat die Schweizer Industrie immer unterstützt und ist auch global ein wichtiges Unternehmen», sagt Hayek bei der Präsentation der Geschäftszahlen 2022 zu Blick.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellt der Credit Suisse einen Kredit von bis zu 50 Milliarden Franken zur Verfügung. Gerüchte über die schwierige Lage der CS haben deren Aktienkurs in den letzten Tagen auf Talfahrt geschickt. Immer mehr CS-Kunden sorgten sich um ihre Einlagen. Auch der Uhrenkonzern hat einen Teil seines Vermögens bei der Credit Suisse parkiert.
«Gibt keinen Grund, Geld abzuziehen»
Sorgen um sein Geld hatte der Swatch-Patron aber nie: «Wir rennen nicht wie Börsenanalysten negativen Meldungen hinterher. Wir betrachten die Fakten und haben kein Geld bei der Credit Suisse abgezogen. Dafür gibt es keinen Grund.»
Die Gelder der Swatch-Gruppe würden sich auf viele verschiedene Banken verteilen, betont Hayek. Im letzten Jahr sind die Kontostände nochmals deutlich gestiegen. Der Konzern erzielte einen Gewinn von 1,16 Milliarden Franken – elf Prozent mehr als im Vorjahr. Die Erholung im weltweiten Tourismussektor hat den Verkauf von Uhren und Schmuck weiter angekurbelt.
Starker Franken vermiest das Geschäft
Mit der Moonswatch, einem Gemeinschaftsprodukt der Marken Swatch und Omega, gelang der Gruppe im vergangenen Jahr ein gewaltiger Erfolg. Weit über eine Million Exemplare gingen über die Ladentheke. «Wir haben mit der Moonswatch für die gesamte Branche einen völlig neuen Markt kreiert», sagt Hayek.
Die Swatch-Gruppe rechnet in diesem Jahr mit einem starken Wachstum. In Märkten wie China, Grossbritannien und den USA zog die Nachfrage deutlich an. Die Gruppe rechnet aber auch mit einer Kostensteigerung von 3 bis 5 Prozent und hat deshalb im Februar die Preise um 4 Prozent erhöht. Zudem schlägt der starke Franken auf das Ergebnis des Schweizer Traditionskonzerns. «Aktuell büssen wir wegen des Frankenkurses zwischen 20 und 30 Millionen Franken pro Monat ein», so Hayek. Das weltweite Banken-Beben hat die Börsen auf Talfahrt geschickt und lässt Anleger in sichere Häfen wie den Franken flüchten.