Auf einen Blick
- Schweiz droht massiver Medikamenten-Engpass
- Besonders Antibiotika und Asthma-Sprays sind betroffen
- 724 Medikamentenpackungen sind derzeit nicht lieferbar
Die höchste Apothekerin der Schweiz schlägt Alarm: «Es fehlen zwischen 700 und 1000 Medikamente. Seit einigen Jahren verschlechtert sich die Situation», warnt Martine Ruggli (59), Präsidentin des Apothekerverbands Pharmasuisse, in einem SRF-Interview vor erheblichen Medikamenten-Engpässen in den nächsten Monaten.
Der Winter naht. Also die Jahreszeit, in der besonders viele Menschen krank werden und auf Arzneien angewiesen sind. Wie letztes Jahr bestehen Lieferengpässe – laut Pharmasuisse sind sie «auf einem ähnlich hohen Niveau» wie 2023. Aber an welchen Medis mangelt es?
Es mangelt an Antibiotika und Asthma-Sprays
Einen Überblick über die Lieferengpässe bei rezeptpflichtigen Medikamenten liefert die Website drugshortage.ch. Laut dieser sind 724 Packungen derzeit nicht lieferbar. «Auf den Winter relevant sind insbesondere die Antibiotika», sagt Enea Martinelli (59), Chefapotheker der Berner FMI-Spitalgruppe und Pharmasuisse-Vizepräsident, und bestätigt damit den Befund von Ruggli. Von den Mitteln, die gegen bakterielle Erkrankungen zum Einsatz kommen, fehlen aktuell fast 100 Präparate. Martinelli verweist auf die Lieferengpässe der Breitbandantibiotika Amoxicillin und Co-Amoxicillin, die Ärzte unter anderem bei Atemwegserkrankungen wie Hals-, Nasen- oder Ohreninfektionen verschreiben. Teilweise mangle es derzeit auch an den Alternativen Clarithromycin und Azitromycin, so Martinelli.
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Engpässe bestehen auch bei den Psychoanaleptika, zu denen etwa Asthma-Sprays und ADHS-Medikamente gehören. Von dieser Gruppe fehlen 74 Präparate. Nicht verfügbar sind zudem 58 rezeptpflichtige Schmerzmittel – dazu zählen die synthetischen Opioide Fentanyl und Oxycodon, die in den USA als Drogen missbraucht werden und zu einer Welle an Abhängigen geführt haben.
Donald Trumps Wundermittel fehlt
Experte Martinelli weist darauf hin, dass die Anzahl der fehlenden Medikamente aus einer Gruppe alleine nicht unbedingt aussagekräftig ist: «Die Frage ist immer, wie viele Alternativen existieren. So kann es sein, dass eine Zahl hoch ist, eine Umstellung jedoch problemlos ist und es genügend Alternativen gibt.» Als Beispiel dafür nennt er Mittel für säurebedingte Erkrankungen, von denen derzeit 24 Präparate fehlen. Im Gegensatz dazu ist bei den Anti-Epileptika und den Anti-Parkinson-Medikamenten die Zahl der nicht verfügbaren Präparate tief, es bestehen aber auch fast keine Ausweich-Arzneien.
Auch beim beliebten Schmerzmittel Ibuprofen gibt es derzeit Engpässe. Alternativ kann etwa auf Aspirin oder Paracetamol ausgewichen werden.
Für die Gesundheit der Schweiz nicht besonders relevant ist der Lieferengpass bei Finasterid. Es ist eines der weltweit beliebtesten Haarwuchsmittel. Beispielsweise der US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump (78) soll darauf vertrauen.