Oberste Apothekerin Martine Ruggli schlägt Alarm
«Es droht ein massiver Medikamenten-Engpass»

Im Winter fehlen in der Schweiz bis zu 1000 Medikamente, warnt Martine Ruggli, Präsidentin von Pharmasuisse. Besonders günstige Medikamente sind betroffen.
Publiziert: 25.10.2024 um 09:56 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2024 um 15:47 Uhr
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Viel zu lachen gibt es als oberste Apothekerin gerade nicht.
Foto: Philippe Rossier

Auf einen Blick

  • Schweizer Apotheken warnen vor massiven Medikamenten-Engpässen im Winter
  • Besonders Antibiotika sind stark betroffen, was die Bevölkerung gefährdet
  • Günstige Medikamente unter 20 Franken sind am stärksten betroffen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Kurz vor dem Winter haben die Schweizer Apotheken ein Problem – leider auch in diesem Jahr wieder: In einem SRF-Interview warnt Martine Ruggli (59), Präsidentin des Apothekerverbands Pharmasuisse, vor erheblichen Medikamenten-Engpässen: «Es fehlen zwischen 700 und 1000 Medikamente. Seit einigen Jahren verschlechtert sich die Situation. Covid oder der Krieg in der Ukraine spielen hier eine wichtige Rolle.»

Ausserdem seien im Winter viele Menschen zur gleichen Zeit krank. «Deswegen werden die Engpässe für Medikamente, die stark nachgefragt werden, in dieser Saison massiv sein», so die oberste Apothekerin des Landes. Besonders Antibiotika seien stark betroffen, was ein grosses Problem für die Bevölkerung darstellen könne. «Die Lieferketten sind instabiler und Medikamente fehlen längerfristig. Früher hatten wir kurze Engpässe, heute fehlen sie ein halbes Jahr oder gar zwei Jahre.»

Teure Medikamente kaum betroffen

Ruggli erklärt, dass vor allem günstige Medikamente betroffen sind – eine Folge jahrelanger Bemühungen, die Preise zu senken. Ein Drittel der Medikamente, die weniger als 20 Franken kosten, war letztes Jahr von Lieferengpässen betroffen. Die Industrie hat die Herstellung nach China und Indien verlagert, was zu häufigeren Engpässen führt. Teure Medikamente über 2800 Franken sind nur zu einem Prozent betroffen.

Eine Initiative fordert nun, die Preise für günstige Medikamente zu erhöhen. Ruggli betont, dass dies kaum Auswirkungen auf die Prämienentwicklung habe, da nur zwei Prozent aller Medikamente die Hälfte der Kosten verursachen. Die Bevölkerung verstehe die Notwendigkeit für lebenswichtige Medikamente wie Antibiotika und sei bereit, ein paar Rappen mehr pro Tablette zu zahlen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. 

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