Auf einen Blick
- Teures Mini-Apartment in Zürich: 2602 Franken für 14 Quadratmeter
- VisionApartments-Gründerin Anja Graf ist bekannt aus «Höhle der Löwen»
- Zürich hat rund 4200 gewerblich genutzte Apartmentwohnungen
Der Wohnungsmangel in Zürich treibt manchmal seltsame Blüten. 2602 Franken pro Monat verlangt die Luzerner Vision AG in einem Wohnungsinserat für eine edel eingerichtete Wohnung an der Brandschenkestrasse im Zürcher Kreis 1. In wenigen Gehminuten ist man am Bahnhof Selnau – oder am Paradeplatz. Der Haken am Business-Apartment: Es ist bloss 14 Quadratmeter gross!
Pro Quadratmeter sind damit jeden Monat 185 Franken fällig – zehnmal mehr als bei den wegen der Massenkündigung für 105 Mietparteien berühmten Sugus-Häusern, wie das Portal «Inside Paradeplatz» schreibt. Es ist ein Angebot für zahlungskräftige Zuzüger oder gut verdienende Expats.
Kein WC, dafür zwei Mikrowellen
Entsprechend ist das Inserat auf der Immobilienplattform Homegate auch auf Englisch gehalten. Das Mini-Studio wird als «kompaktes Apartment mit grossem Stil» angepriesen. Und weiter: «Die hochmodernen Möbel nutzen jeden Zentimeter aus und bieten clevere Lösungen, um aus dem Raum das Maximum herauszuholen.»
Aus den Bildern geht hervor, dass die Wohnung eher einem Hotelzimmer gleicht. Ein Doppelbett, eine Kochnische, ein kleiner Tisch mit Designer-Stuhl. Ein Fernseher an der Wand. Und ein Mini-Bad mit Lavabo und Dusche hinter einer Glaswand. Eine Toilette fehlt. Dafür hat es zwei Mikrowellen, eine davon steht gleich neben dem Bett.
Wohnungsangebot stammt von «Höhle der Löwen»-Jurorin
Hinter dem Angebot steckt das Firmengeflecht von VisionApartments, ein Anbieter von Temporär-Apartments mit Sitz in Zürich, keine 250 Meter von der Mini-Wohnung entfernt. Gründerin, Inhaberin, CEO und Präsidentin in Personalunion ist die Schweizer Selfmade-Millionärin Anja Graf (47), bekannt als Jurorin der TV-Sendung «Höhle der Löwen».
VisionApartments ist mit den möblierten Wohnungen Teil eines wachsenden Geschäfts in der Schweizer Wirtschaftsmetropole. 2024 gab es in Zürich rund 4200 gewerblich genutzte Apartmentwohnungen. Das sind rund 2 Prozent aller Wohnungen in der Limmatstadt.
Zürich will Business-Apartments verbieten
Dieser Entwicklung will die Zürcher Politik entgegenwirken. Bereits 2021 stimmte die links-grüne Ratsmehrheit im Zürcher Stadtparlament für ein Verbot von Business-Apartments. Diese sollen nicht mehr kurzfristig vermietet werden dürfen, wenn sie in Wohnzonen liegen.
Gegen diese Regel gibt es aber Widerstand. Vier namentlich nicht bekannte Anbieter von Business-Apartments gehen mit ihrer Beschwerde bis vors Bundesgericht, wie im letzten Sommer bekannt wurde. Vor dem Zürcher Baurekurs- und dem Verwaltungsgericht sind sie jeweils gescheitert. Sollte auch die höchste Instanz das Verbot durchwinken, würde das auch für die Mini-Wohnung an der Brandschenkestrasse gelten. Ohne reiche Geschäftsleute als mögliche Mieter lägen 2602 Franken für 14 Quadratmeter wohl nicht mehr drin.