Der Skisport ist reich an Überraschungen und Sensationen. Reich an Husarenritten, die unvermittelt an die Spitze führen. Der Sport in der Natur ist unberechenbar.
Die Schneeverhältnisse können sich ändern, plötzlich wechselnde Sichtverhältnisse mit unverhofftem Sonnenschein oder die perfekte Skimarke für genau die vorhandenen äusseren Umstände können eine Rangliste zum Purzeln bringen.
Darum ist die Geschichte des Skisports gepflastert mit Eintagsfliegen. Der Sieg im Gesamtweltcup oder im Disziplinenweltcup ist nie Zufall. Ein einzelner Rennsieg aber ist im Skisport immer möglich.
Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Das gilt auch für Weltmeisterschaften. Natürlich: Man muss die Gunst der Stunde immer auch nutzen. Darum ärgert sich Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann nicht zu Unrecht, wenn sein WM-Triumph in Morioka 1993 immer wieder als Zufallstitel abgetan wird. Ein Titel ist ein Titel, auch wenn es Lehmann nie zu einem Weltcupsieg geschafft hat. Die akribische Tüftelei seiner Skifirma Salomon im japanischen Schnee war das entscheidende Teil im Erfolgspuzzle.
Spanischer Olympiasieger im Slalom
Aber bei weitem nicht die einzige Sensation bei Weltmeisterschaften. Der Spanier Francisco Fernandez-Ochoa wird im Slalom von Sapporo 1972 Olympiasieger und Weltmeister. Als krasser Aussenseiter. Erst zwei Jahre später gewinnt er sein erstes Weltcuprennen. Es bleibt der einzige Triumph.
Bei der Ski-WM 2013 schlägt die Französin Marion Rolland den Favoritinnen ein Schnippchen. Und wird Abfahrts-Weltmeisterin. Ansonsten bleibt ihre Karriere blass.
Genauso wie die Karriere der Eintagsfliege Hansjörg Tauscher, der 1989 in Vail Abfahrts-Weltmeister wird und einen vierfachen Schweizer Triumph verhindert. Favorit Peter Müller fand danach im amerikanischen Fernsehen die Erklärung: «I jömpt too long to the right side and then I möst stay very hard on skis to come back in the next two turns.»
Zehn Jahre später ist es, erneut in den Rocky Mountains, die Australierin Zali Steggall, die im Slalom der Frauen für eine Riesensensation sorgt. Stegall holt für die südliche Hemisphäre den bisher einzigen WM-Triumph im Skisport.
Armenische statt australische Hymne
Im Alter von 4 bis 14 Jahren lebt Steggall in Frankreich und lernt in Morzine Ski fahren. Nach drei Jahren in Australien kehrt sie mit 17 nach Europa zurück und lanciert ihre Skikarriere. Bei der Siegerehrung in Vail wird anstelle der australischen Nationalhymne die Hymne Armeniens gespielt.
Steggall macht auch Karriere nach der Karriere. Sie studiert Rechtswissenschaften, macht das Anwaltspatent. Sie tritt 2019 zu den Parlamentswahlen an und setzt sich in ihrem Wahlkreis gegen den früheren Premierminister Tony Abbot durch. Der Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit ist, das mag für eine Skifahrerin nicht überraschen, der Klimawandel.
Wer übertölpelt in den nächsten zwei Wochen in Courchevel/Méribel die Favoriten? Überraschend wäre nur, wenn es keine Überraschungen geben würde.
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In Courchevel und Méribel findet das Ski-Highlight des Winters statt. Hier findest du alles, was du über die Ski-WM 2023 wissen musst.
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