Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Es klebt und harzt

Gestreikt und protestiert wird auch im Sport. Wer klebt sich wann wohin? Und was hat dies mit Luc Steins zu tun? Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 29.01.2023 um 18:04 Uhr
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Blick-Reporter Felix Bingesser.
Foto: Thomas Meier
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Felix BingesserReporter Sport

Protestiert und gestreikt wird ja mittlerweile immer. Überall. Gegen alles. Und dies bei jeder Tages- und Nachtzeit. Ein protestierender Hass-Kommentar in den sozialen Medien kurz vor dem Zubettgehen ersetzt mittlerweile das Gute-Nacht-Geschichtchen.

Die Klimaaktivisten haben dabei eine spezielle Form gefunden und den Sitzstreik mit einer neuen Variante belebt. Sie kleben sich auf die Strasse. Neu ist die sitzende Form des Protests ja nicht.

Der Sitzstreik wurde von der US-amerikanischen Arbeiterbewegung schon in den 30er-Jahren praktiziert. Nicht, weil sich das Klima verändert hat. Sondern weil man 60 und mehr Stunden in der Woche für einen Hungerlohn arbeiten musste. In den 50er-Jahren ist der Sitzstreik im Kampf gegen den Rassismus eine Form des Protests.

Sitzstreik im Fussball-Cupfinal

Der Sitzstreik hat alsbald auch im Schweizer Sport Einzug gefunden. 1967 steht es im Cupfinal zwischen Lausanne und Basel kurz vor Schluss 1:1. Dann pfeift Schiedsrichter Göppel einen umstrittenen Penalty. Die Basler führen, die Lausanner, mit dem jungen Gabet Chapuisat im Team, setzen sich auf den Rasen. Und streiken. Das Spiel wird kurz vor Schluss abgebrochen, und Lausanne verliert am grünen Tisch 0:3.

Vom grünen Tisch zurück zum klebrigen grünen Klimastreik. Man ist gespannt, ob auch diese Form Schule macht. Kleben sich die Zürcher Investmentbanker bald auf den Paradeplatz, wenn der Bonus geringer ausfällt als im letzten Jahr? Kleben sich die Fans des FC Luzern bald an die Fassade der Swissporarena, wenn Herr Alpstaeg Mehrheitsaktionär bleibt? Klebt an der Bürotüre von David Degen bald eine Konkursandrohung, wenn er in den nächsten Monaten kein neues Geld kommt? Kleben die Kritiker des VAR ihre Hände bald vor die Linsen der TV-Kameras?

Wem kann man noch trauen?

Am Fussball klebt ja nicht erst seit der WM in Katar das Täfelchen der hoffnungslosen Gier und Dekadenz. Und wenn die Korruption selbst alte Damen wie Juventus Turin erfasst, dann frage man sich, wem man noch trauen kann, wenn schon alte Damen der korrupten Verwahrlosung überführt werden. Weil sie klebrige Geschäfte machen.

Ja es klebt und harzt auch im Sport. Das weiss auch der brasilianischen Ex-Nationalspieler Kleberson. Ihm ist bei Besiktas Istanbul plötzlich das Salär nicht mehr bezahlt worden.

Wer klebt wo und warum? Das ist die Frage der Stunde.

Ein wohltuendes Kleben

Eigentlich macht die ganze Kleberei nur bei der laufenden Handball-WM Sinn. Dank Harz an den Händen klebt da der Ball an den Fingern. Ohne, dass dies einen streikenden oder protestierenden Hintergrund hätte. Es ist geradezu ein wohltuendes Kleben.

Und am schönsten ist es, wenn der Ball an den Händen des kleinen Holländers Luc Steins klebt. Wie dieser handballerische Winzling als Rückraumspieler übers Feld und den Zwei-Meter-Riesen zwischen den Beinen hindurch wieselt, das war der Höhepunkt der WM. Leider ist Holland ausgeschieden.

Aber der Kleinste war der Grösste. Und Luc Steins hat gezeigt, dass Weltklasse mit der Grösse wenig zu tun hat. Mit dem klebenden Ball in der Hand.

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