Corinne Suter ist amtierende Weltmeisterin in der Abfahrt. Derzeit fühlt sie sich allerdings alles andere als weltmeisterlich. Drei Tage vor ihrem ersten Einsatz in Méribel, dem Super-G, spricht die 29-Jährige erstmals über ihren schlimmen Abflug in Cortina. «Ich habe mir den Sturz im Video angeschaut. Es passierte genau vor der Welle, mir zog es den Ski weg. Danach hatte ich keine Chance.»
Was folgte, war kaum mit anzusehen: Suter lag, meterhoch über dem Boden, quer in der Luft. Der Aufprall auf der pickelharten Piste war so heftig, dass man das Schlimmste befürchten musste. Suter hatte Glück im Unglück, erlitt Prellungen und Schürfungen, dazu schwoll das Auge zu.
Bislang nicht bekannt war, dass Suter auch eine Gehirnerschütterung erlitten hatte. Swiss-Ski vermeldete lediglich: «Die medizinischen Abklärungen in Cortina haben bei Corinne Suter keine schwere Verletzung zutage gebracht.» Auf Blick-Nachfrage, wie es Suter gehe und ob sie Kopfverletzungen davongetragen habe, liess der Verband vor wenigen Tagen verlauten, «dass es nichts mehr zu dem Thema zu sagen» gäbe.
Für Suter ist jedenfalls klar: «Kopfverletzungen sind nach wie vor ein heikles Thema. Denn wie man darauf reagiert, ist sehr individuell.» In ihrem Fall war es so, dass sie weder Schwindel noch Probleme mit den Augen hatte. «Aber ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr so fit bin. Ich war müde, ausgelaugt und brauchte eine Pause. Auch heute merke ich, dass ich mich nach Anstrengungen noch nicht gleich gut erhole wie früher.»
Kein Licht, kein Handy, kein TV, kein Buch
Gut zwei Wochen sind seit Suters Crash vergangen. In der ersten Phase der Erholung verzichtete sie auf jede körperliche Aktivität. «Mein Hauptrezept war schlafen – auch am Tag. Ich habe das Zimmer verdunkelt. Kein Fernsehen, kein Buch, kein Handy. Ich habe einfach nichts gemacht.» Suter erholte sich. Sie betont, dass sie den Unfall mental verarbeitet habe. Wie fit sie für WM-Rennen mit Tempi von über 100 km/h ist, ist dennoch mehr als nur ungewiss.
Zuletzt, beim Training im Ultental (Südtirol), konnte Suter nicht das volle Programm absolvieren. Sie wurde schneller müde als ihre Teamkolleginnen. Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor sagt: «So ein Sturz geht nicht spurlos an einer Athletin vorbei. Geplant ist, dass sie den Super-G und die Abfahrt bestreiten wird. Wir werden ihre Trainings aber genau beobachten und ihre Rückmeldungen abwarten.»
Suter wird in Watte gepackt
Bis Mittwoch und dem Super-G bleibt wenig Zeit. Swiss-Ski hat alle Interview-Anfragen abgesagt, damit sich Suter schonen kann. Die Frage bleibt, ob sie in dieser Verfassung überhaupt in der Lage sein wird, um Medaillen zu kämpfen. Sie selbst formuliert es so: «Es ist schwierig zu sagen, was möglich ist. Die Vorbereitung war anders als in früheren Jahren. Ich habe gemischte Gefühle.»
In Courchevel und Méribel findet das Ski-Highlight des Winters statt. Hier findest du alles, was du über die Ski-WM 2023 wissen musst.
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