Novak Djokovic und die Fans in New York: Es ist keine Liebesbeziehung und wird es wohl auch nicht mehr. Im ersten Spiel an den US Open wurde er ausgebuht, in seinem Zweitrundenspiel war es vor allem ein einzelner Störenfried, der mit Zwischenrufen den Zorn des Serben weckte.
In der dritten Runde nun gegen Kei Nishikori spielt der dreifache US-Open-Champion praktisch wieder gegen alle der gut 20’000 Zuschauer im Arthur Ashe Stadion – mal von seiner Box mit Ehefrau Jelena abgesehen.
Doppelfehler werden beklatscht
Jeder Punkt von Nishikori, auch die Fehler von Djokovic, werden bejubelt. Punktet aber der 20-fache Major-Sieger selber, bleibt es vergleichsweise still. Im dritten Satz etwa führt er mit Break 4:2, als er sich bei eigenem Aufschlag schwer tut. Als er einen Breakball abwehrt, wiegelt Djokovic die Fans auf. Er deutet an, dass er lauter bejubelt werden will, fasst sich ans rechte Ohr, wedelt mit der Hand. Die Geste ist klar: Ich will euch auch jetzt hören!
Djokovic regt sich auf, produziert prompt zwei Doppelfehler – die beklatscht werden – und kassiert das Break. Die Fans bringen ihn aus dem Tritt.
«Ich habe nicht vor, diese Art von emotionalen Momenten auf dem Platz zu haben, egal ob gut oder schlecht. Es passiert einfach», sagt Djokovic darauf angesprochen. «In der Hitze des Gefechts, wenn man das Gefühl hat, dass der Moment sehr wichtig ist, will man diese Dinge einfach aus sich herausholen, aus seinem System.»
Provozieren mit Schreien und Schlägen
Das zeigt sich dann im Zwist mit den Fans. Oder darin, dass sich Djokovic auf die Brust schlägt. Grinsend die Faust reckt. Seine Freude und Wut rausschreit. Sich mit dem Racket auf den Kopf schlägt.
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Provokativ, aber erfolgreich. Djokovic wächst an diesen Emotionen. «Ich denke, man versucht, auf dieser Energiewelle zu reiten, die man erzeugt. Sei es mit sich selbst, sei es mit dem Publikum.» Es sei richtig laut gewesen, die Menge habe mitgemacht, stellt Djokovic fest. «Ich habe das genossen.»
Jetzt kommt ein Amerikaner
Stoppen lässt er sich auf alle Fälle nicht. Nach verlorenem Startsatz setzt er sich gegen Nishikori 6:7, 6:3, 6:3, 6:2 durch. Am Montag trifft er auf Jenson Brooksby. Der 20-Jährige ist die Nummer 99 der Welt – und Amerikaner. Die Stimmung wird nicht auf Djokovics Seite kippen. (sme)