So verbringt Bencic ihre Ferien auf den Malediven
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Mit Fitness-Freund Martin:So verbringt Bencic ihre Ferien auf den Malediven

«Spinner, die gibts immer!»
Das sagt Bencic über Sexismus auf ihrem Insta-Account

Bevor Belinda Bencic in Australien aufschlägt, tobt sie sich die Monate des Wartens in den sozialen Medien aus. Langweilig wird dabei weder ihr noch ihren Followern – garantiert.
Publiziert: 08.02.2021 um 14:49 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2021 um 13:04 Uhr
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Belinda Bencic begeistert mit ihren Fotos ihre Fans.
Foto: Instagram
Cécile Klotzbach

Februar 2020: Belinda Bencic postet auf ihrem Instagram- Account ein Bild von sich und einem arabischen Mädchen am Flughafen von Doha. Dann eines mit der französischen Fussball-Legende Arsène Wenger beim Dinner. In Katar spielt sie ihr letztes, internationales WTA-Turnier, bevor die Tour ein halbes Jahr lang stillsteht.

März: Bencic zeigt sich im leeren Stadion von Indian Wells – voller Vorfreude auf die US-Tour, die in Miami ihre Fortsetzung haben soll. Doch beide Turniere werden abgesagt. Covid-19 legt die Tour lahm.

Paula tröstet über Wimbledon-Absage hinweg

Belinda geht mit der Zeit, feiert ihren 23. Geburtstag auch in ihrer nächsten Instagram-Story und bläst Kerzen auf einem Kuchen aus. Zu einem Bild im roten Tennisdress schreibt sie: «Ich vermute, für längere Zeit keine Tennis-Fotos mehr ...» Wie recht sie hat.

April: Lockdown in der Slowakei, Belindas zweiter Heimat. Bilder vom Fitnesstraining, beim Hair-Styling, bei der Playstation-Version der Madrid Open. Im Mai lächelt Belinda mit Mama Diana zum Muttertag in die Kamera. Ab Juni nimmt sie den Corona-Sommer, wie er kommt.

Bencic springt mit ihrem Freund in den Seealpsee
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Wie einst Federer am Wandern:Bencic springt mit ihrem Freund in den Seealpsee

Mischlingshund Paula, den sie mit Freund Martin Hromkovic aus einem slowakischen Tierheim adoptierte, tröstet sie über die Wimbledon-Absage hinweg. Tennis findet für Bencic nur an nationalen Wettkämpfen in ihren zwei Heimatländern statt. Ansonsten Wandern am Seealpsee, Baden in der Thur – und viele schöne Bikini-Bilder am Pool.

«Niemand stellt ein Bild ins Netz, auf dem er schlecht aussieht»

Die Bilder sind ästhetisch, auch sexy, aber nicht billig. Die 23-Jährige ist körperlich top in Form, fühlt sich wohl in ihrer Haut. Das entgeht auch ihren Followern nicht. «Bellissima», «wunderschön», «very beautiful», überbieten sich diese mit Bewunderung.

Bencic nimmt die Komplimente augenzwinkernd entgegen. Wenn sie diese überhaupt liest, denn sie verfolgt längst nicht alle Reaktionen im Netz. Dass die Grenze zum Sexismus von männlichen Fans zuweilen überschritten wird, kümmert sie nicht gross. «Das ist mir schon bewusst», sagt sie letzten Herbst zu SonntagsBlick. Sie achte darauf, keinen Blödsinn zu posten, wolle aber schon, dass die Fotos schön sind. «Niemand stellt ein Bild ins Netz, auf dem er schlecht aussieht.»

Keine Angst, bei Wildfremden als Pin-up-Girl an der Wand zu hängen? «Nein, das habe ich nicht. Ich bin Tennisspielerin, habe Sponsoren, die etwas von mir erwarten», sagt sie bestimmt.

Hasstiraden im Netz

September: Bencic nimmt die Tour in Rom wieder auf. Für eine Partie. Nach ihrem Out zieht ein 25-jähriger Deutscher die unterste Schublade: «Du scheiss Hu...» und «schäm dich Fo...», schreibt er im World Wide Web, fordert gar zu Selbstmord auf. Belinda kennt sich aus mit sogenannten «Hatern», die mit Hasstiraden im Netz Angst und Schrecken verbreiten. «Spinner, die gibts immer!», sagt sie cool, «die will ich nicht überbewerten.»

Oft veröffentlicht sie Beleidigungen und Drohungen sogar. Nur «um zu zeigen, was da abgeht». Und das nach jedem Match – egal ob gewonnen oder verloren. Schuld daran seien auch Sportwetten, durch die gewisse User Geld verlieren. «Persönlich nehme ich das längst nicht mehr.» Auch nach der Rom-Attacke outet sie den Spinner: «Willkommen zurück auf der Tour!»

Bencic postet Hass-Kommentare in Insta-Story
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Mittlerweile gelöscht:Bencic postet Hass-Kommentare in Insta-Story

Es bleibt dann allerdings beim kurzen Comeback. Weil sie die French Open verletzt absagt und dann in Pandemie-Zeiten weder Lust auf die Amerika- noch auf die Asien-Tour hat, bestreitet sie bis zur laufenden Woche in Melbourne keinen Profi-Match mehr. Das Dokumentieren ihres Privatlebens auf Social Media geht also weiter ...

«Ich poste nur, wenn ich Lust habe»

Hundespaziergänge, Gewichtstangen und Make-up-Shooting statt Tennisbälle. Seebäder statt Eisbäder. Liebesferien auf den Malediven statt Isolation im Tourhotel. Herz-Guetzli mit Maske statt konventionelle Mailänderli backen. Weihnachten daheim statt unterwegs. Und auch, dass sie das neue Jahr im Trainingscamp in Dubai beginnt, bekommt der Insta-Fan natürlich mit.

Es sei schön, den Fans auf diese Art zu zeigen, was Stars neben dem Tennisplatz so machen. Sie wolle das aber selbst in der Hand haben, nicht einem Agenten überlassen. «Ich poste nur, wenn ich Lust habe – nur so wirkt es natürlich», ist sie überzeugt. Sie behandle ihren Insta-Account, den sie als 15-Jährige für rund dreissig Follower aus dem Freundeskreis aufschaltete, heute nicht viel anders als damals. Als sie die Wimbledon-Juniors gewann, folgten ihr täglich mehr. Bis heute hat Belinda 724 Beiträge gepostet und längst begriffen, dass anonyme Abonnenten – 321 000 sind es mittlerweile– dazugehören.

Geschwätz ignorieren

Auf Twitter folgen ihr über 151'500 User. Nach der Djokovic-Disqualifikation bei den US Open interagiert sie mit Carol Zhao, die schreibt: «Man stelle sich vor, es gäbe einen Boxsack oder eine Gummipuppe auf den Courts, wo Spieler ungestraft Ärger und Frust ablassen können – lol.» Die temperamentvolle Weltnummer 12, die ihre Wut auf dem Platz oft an Racket oder Papa-Coach Ivan Bencic auslässt, antwortet: «Genau das brauche ich!»

Der kreative Vorschlag war nur ein harmloses Lüftchen im Shitstorm zu Djokovics Ausraster in New York. «Vieles wird im Netz aufgebauscht», weiss Belinda. Je höher man spiele, desto mehr, aber es sei für alle virtuell ausgestellten Profis wichtig, sich selbst zu spüren. «Am Geschwätz der Leute kannst du nichts ändern – nur an der eigenen Einstellung dazu.» Ihr Tipp: «Ignoriere es am besten, dann bist du es bald los. Oder gleich, indem du die Kanäle löschst.»

Das möchte die Ostschweizerin aber nicht. Obwohl sie sich vor kurzem erneut brutal missverstanden fühlt. Nach ihrer Ankunft in Australien erfährt sie von ihrer strikten Quarantäne-Auflage, weil sie mit einem positiven Corona-Fall im selben Flieger sass. Sie lässt erstem Frust auch im Netz freien Lauf. Die Reaktionen sind so heftig, dass sie ihre zwei Tweets gleich wieder löscht. «Das kam falsch rüber, sah aus, als wären wir total verwöhnt.»

Viele Fotos aus der Quarantäne-Zeit

Das waren Belinda und 71 weitere Tennisprofis die letzten Wochen wahrhaft nicht. Eingesperrt im Zimmer, teils ohne Frischluft, mussten sie zusehen, wie ihre körperliche Vorarbeit flöten ging. Belinda, die das Glück hatte, mit ihrem Martin isoliert zu sein, der sie als Fitness-Coach auch auf engstem Raum zu Bewegung inspirierte, schickt Bilder ihrer Methoden um die Welt. Wie sie hüpft, rennt oder gegen die Fensterscheibe Tennis spielt!

Um danach etwas Spielpraxis vor den Aussie Open zu ergattern, spielt Bencic an einem WTA-Vorbereitungsturnier – sie verliert gegen Sorana Cirstea Rum. Auf Social Media strahlt Bencic trotzdem befreit. «Wo ich wieder atmen werde ...», erklärt sie das Foto auf dem Balkon ihrer neuen Hotelunterkunft. Und das gönnen ihr wohl alle Follower von Herzen.

Das Wichtigste zu den Australian Open

Vom 17. bis 30. Januar 2022 finden in Melbourne die Australian Open statt. Zeitplan, Rekorde, Regeln – alles was Sie wissen müssen, finden Sie hier.

Vom 17. bis 30. Januar 2022 finden in Melbourne die Australian Open statt. Zeitplan, Rekorde, Regeln – alles was Sie wissen müssen, finden Sie hier.

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