Handicapierte Jones steht im Hauptfeld der Australian Open
«Ich werde angestarrt und bekomme Hass»

Sie hat nur acht Finger und sieben Zehen – und trotzdem gibt Francesca Jones an den Australian Open ihr Grand-Slam-Debüt. Die Britin setzt sich gegen alle Widerstände durch.
Publiziert: 08.02.2021 um 09:57 Uhr
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Aktualisiert: 08.02.2021 um 12:20 Uhr
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Francesca Jones schriebt ein Tennis-Märchen. Die Britin schafft es trotz Handicap an die Australian Open.
Foto: TPN/Getty Images

Es ist ein Tennis-Märchen, das Francesca Jones an den Australian Open schreibt. Sie gibt in Melbourne heute in den frühen Morgenstunden ihre Grand-Slam-Premiere – und das obwohl ihr mehrere Finger und Zehen fehlen.

Die 20-Jährige lässt sich nicht behindern. «Nur weil ich einen anderen Satz Karten als meine Gegnerinnen habe, heisst das nicht, dass ich nicht gewinnen kann», sagt Jones dem «Guardian». Ein Satz, der viel über ihr Kämpferherz aussagt.

Jones fehlen zwei Finger und drei Zehen

Die Britin leidet am sogenannten EEC-Syndrom (Ektrodaktylie-Ektodermale-Dysplasie-Cleft-Syndrom). Dabei handelt es sich um eine seltene angeborenen Erkrankung. Sie verursacht unter anderem Spaltfüsse, Spalthände oder Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten. Bei Jones fehlen an beiden Händen je ein Finger, ein Zeh am linken Fuss und zwei Zehen am rechten. Sie ist eine von weltweit nur 300 bekannten Patienten.

Das Handicap ist im Tennis riesig. Die fehlenden Zehen erschweren die Stabilität. Die fehlenden Finger verringern die Griffkraft und die Präzision in den Schlägen. Die Frau aus Leeds hat darum eigens besonders leichte Rackets mit schmalen Griffen im Gepäck. Über die Qualifikation hat es die aktuelle Weltnummer 245 so ins Hauptfeld geschafft. Ihr Debüt gegen die Amerikanerin Shelby Rogers (WTA 60) wurde für die frühen Morgenstunden am Dienstag angesetzt.

Ärzte sagten ihr, mit Tennis aufzuhören

Jones musste schon früh gegen Widerstände kämpfen. Als Kind hatten ihr die Ärzte wiederholt geraten, das Tennisspielen sein zu lassen. Die Auswirkungen des Gendefekts führten zu mehreren Verletzung, was für Jones bereits zehn Operationen nach sich zog.

Statt aufzugeben, spornen sie die Warnungen jedoch an. Ihr Motto: «Das Grösste im Leben ist es, das zu tun, von dem die Leute sagen, dass man es nicht kann.»

«Du bekommst Sympathie, aber auch Hass»

Mit neun Jahren verschlägt es sie nach Barcelona. In der Akademie Sánchez-Casal beisst sie sich durch. «Du wirst angestarrt und du bekommt Fragen gestellt», erzählt sie. «Du bekommst manchmal Sympathie und manchmal genau das Gegenteil, den Hass.»

Doch sie sei nie jemand gewesen, der sich dafür interessiert, was andere denken. Die Krankheit habe sie zu der Person gemacht, die sie ist. Sie habe sie stärker gemacht.

Gross ist darum die Erleichterung, als die Qualifikation für ihr erstes Major-Turnier Tatsache wird. «Als ich meine Eltern anrief, sagten sie eigentlich nicht viel – sie weinten nur», verrät Jones.

«Ich will ein grosser Name in unserem Sport werden»

Mit dem erreichen des Hauptfeldes will Jones aber noch lange nicht am Ende sein. Ihr Ziel ist es, in die Top 100 der Welt vorzustossen. «Ich will ein grosser Name in unserem Sport werden», stellt sie klar. Mit ihrer Geschichte ist sie bereits jetzt auf bestem Weg dazu. (sme)

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