US Open ohne Nadal und Federer? Egal, meint Djokovic
«Der Titel hat den gleichen Wert»

Novak Djokovic will den 18. Grand-Slam-Titel. Unter welchen Umständen er das schafft, schmälert den Erfolg für ihn nicht.
Publiziert: 27.08.2020 um 10:40 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2020 um 12:52 Uhr
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Ein Grand Slam ohne Roger Federer und Rafael Nadal? Kein Problem, findet Novak Djokovic. Die Abwesenheit der beiden Superstar schmälere den Wert der US Open nicht.
Foto: Getty Images
Cécile Klotzbach

«Ich bin nicht der Meinung, dass Cincinnati oder die US Open in Abwesenheit von Roger und Rafa weniger Wert haben werden», sagt Novak Djokovic. Natürlich, aus seiner Sicht spielte langfristig keine grosse Rolle, unter welchen Umständen er seinen 18. Grand-Slam-Titel holen würde. Das grosse Ziel des Serben ist es, Rafael Nadals 19 und die 20er-Rekordmarke Roger Federers zu knacken.

Sollte der Djoker eines Tages an seinen beiden Erzrivalen vorbeiziehen, geht er davon aus, dass kein Hahn mehr nach einem allfälligen Corona-Titel 2020 in New York kräht. Er würde sich dann als «GOAT» (Greatest of all times), den Grössten aller Zeiten feiern – als irdischer einstiger Kriegsflüchtling von Gott dazu auserwählt.

Den Respekt für Federer und Nadal, die aus gesundheitlichen und persönlichen Gründen auf die temporäre Gefangenschaft in der New Yorker Blase verzichten, zollt Djokovic gleichzeitig. «Wir werden sie als Tennislegenden vermissen», sagt der Präsident des Spielerrats, der diese Funktion auch weiter innehalten will, wie er am Rande des Turniers angibt. Zu wissen, dass die grossen Rivalen ihre Resultate verfolgen, setze ihn als Favoriten zusätzlich unter Druck. Denn als einziger Teilnehmer der «Big 3» liegt es in den kommenden zwei Wochen in seiner Hand, die imposante Serie der gloriosen Drei von 13 aufeinanderfolgenden Major-Titeln fortzusetzen.

«Der ganze Rest ist ja da»

Das sei kein leichtes Unterfangen. Er wisse auch nicht, wie er ohne Zuschauer am Court bei spektakulären Punkten reagieren würde, so die Weltnummer 1, die gewöhnlich aus der Rolle des Anti-Helden gegen Publikumslieblinge übernatürliche Kraft schöpft. «Ich weiss nicht, was ich jetzt tun werde. Ich muss es erleben, um eine Antwort darauf zu haben.» Zudem sei die Konkurrenz trotz allem gross: «Es wird ein weiterer Grand Slam sein, weil der ganze Rest ja hier ist.»

Djokovic spricht damit die Vertreter der seit langem an die Tür klopfenden «Next Generation» an – namentlich Dominic Thiem (Ö), Alexander Zverev (De), Daniil Medwedew (Russ) und Stefanos Tsitsipas. «Sie alle sind so gut wie wir – jeder kann den Titel gewinnen», weiss der Serbe. Der Verlauf der Cincinnati Open, der Generalprobe in Flushing Meadows, spricht allerdings eine andere Sprache: Für Thiem setzte es schon im Auftakt-Match eine Klatsche gegen den Serben Filip Krajinovic (2:6, 1:6), Zverev verlor nach seinem Freilos gegen Comeback-Star Andy Murray, der eine Runde weiter dann gegen Milos Raonic die Fahnen strich. Medwedew schaffte es immerhin in die Viertelfinals, unterlag dort aber Roberto Bautista Agut (Sp).

Und so bleibt Stefanos Tsitspas der einzige Hoffnungsträger der Jungen, der neben einem erneut erfahrenen Trio – Bautista Agut, Raonic und Struff-Bezinger Djokovic, dessen Nackenbeschwerden, wegen denen er die Doppel-Konkurrenz kurzfristig absagte, kein Thema mehr sind – in den Halbfinals steht. Sie alle haben heute einen geschenkten Ruhetag, weil das Turnier als Protestaktion gegen den Rassismus in Amerika (ausgelöst durch die jüngste Gewalttat eines Polizisten gegen den Afroamerikaner Jacob Blake, dem siebenmal in den Rücken geschossen wurde) am Donnerstag still steht.

Ein weitere Rekord in Sicht

Nicht mehr still steht indes die Weltrangliste. Da der Spielbetrieb nun wieder aufgenommen wurde, werden auch wieder Punkte gezählt – und erster Profiteur ist... Novak Djokovic. Durch das frühe Ausscheiden von Thiem steht fest, dass der aktuelle Leader seine Spitzenposition am 21. September auf 287 Wochen ausbauen wird. Damit lässt er Pete Sampras hinter sich – nur Federer hat noch mehr (310). Sollte der Djoker, der bei den US Open nur einen Achtelfinal, bei den French Open dann einen Halbfinal zu verteidigen hat, bis 8. März 2021 die Nummer 1 bleiben, hätte er auch den Schweizer überholt.

Unter welchen Umständen, wäre den Tennis-Geschichtsbüchern eines Tages ebenfalls egal.

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