Viel potenter kann ein Turniername nicht daherkommen. Und auch das Teilnehmerfeld ist an Attraktivität derzeit nicht zu toppen. Saudi-Arabien hat den «Six Kings Slam» angekündigt, eine Exhibition in Riad, bei der Novak Djokovic (36), Rafael Nadal (37), Carlos Alcaraz (20), Jannik Sinner (22), Daniil Medwedew (27) und Holger Rune (20) um den Sieg kämpfen werden. Das Turnier soll im Oktober stattfinden und dem Sieger über sechs Millionen Franken in die Kasse spülen. Also mehr als doppelt so viel, wie Alcaraz im Vorjahr nach seinem Wimbledonsieg erhielt.
Seit vergangenem November und der Durchführung der NextGen-Finals in Dschidda – dem ersten offiziellen Tennisturnier im schwerreichen Wüstenstaat –, hat Saudi-Arabien einen Fuss in der Türe. Mit Blick auf die Investitionen in anderen Sportarten würde es mittlerweile aber niemanden mehr überraschen, wenn diese bald sperrangelweit geöffnet wäre. Kritik an der Menschenrechtssituation im Land hin oder her.
Trotzdem verlief der Start der Saudi-Offensive im Tennis bisher vergleichsweise schleppend. Im Vorjahr war lange über den Zuschlag für die WTA-Finals spekuliert worden, ehe das Turnier doch nach Mexiko vergeben wurde. Zuletzt haben sich die Legenden Martina Navratilova (67) und Chris Evert (69) erneut gegen Saudi-Arabien ausgesprochen – auch wenn dies letztlich wohl nichts daran ändert, dass ab diesem Jahr die WTA-Finals tatsächlich in der Wüste ausgetragen werden.
Unmittelbar vor Basel – um eine Spielerbusse zu vermeiden
Im Männer-Tennis stellt der «Six Kings Slam» nach kleineren Show-Events die nächste Annäherungsstufe dar. Die Turnierbekanntgabe folgt nur wenige Wochen nach der Nachricht, dass Nadal künftig als Botschafter des saudischen Tennisverbandes amten werde.
Nadal ist gemäss einem Bericht im «Telegraph» auch der Grund, weshalb die Exhibition erst im Oktober stattfinden soll. Ursprünglich sei der Event für Januar vorgesehen gewesen, ehe Nadals Verletzung die Veranstalter ultrakurzfristig umplanen liess.
«Wahrscheinlich waren Rafael Nadal und Co. nur das Vorspiel. Eine Möglichkeit wäre, dass Saudi-Arabien bald das Gleiche wie im Golf macht – und den Tennissport im Ganzen kauft», sagt Simon Chadwick, Saudi-Experte und Geopolitik-Professor an der Skema-Schule in Paris. Seiner Ansicht nach geht es dem wegen seiner Menschenrechtssituation heftig kritisierten Land in erster Linie um «das Image und die Legitimität» auf der (Sport-)Weltkarte. Die angekündigte Absicht, den lokalen Tennis-Nachwuchs mithilfe des verpflichteten Botschafters Nadal spürbar zu fördern, bezeichnet er als «seltsame Entscheidung». Die junge Bevölkerung im Wüstenstaat – rund 70 Prozent ist unter 35 Jahre alt – sei nicht gerade wild nach Tennis, so Chadwick. Laut dem Experten handelt es sich landesintern um dieselbe Strategie, wie sie Saudi-Arabien auch gegen aussen hin propagiert. Stichwort: Sportswashing. «Es ist klar, dass der Sport hier auch dafür benutzt wird, einen positiven sozialen Wandel im Land herbeizuführen.» Chadwick erwartet weitere Offensiven in der Event- und Tourismusbranche. Und im Profi-Tennis? Da könnte das nächste Zugeständnis, um einen möglichen Totalkauf der Saudis zu vermeiden, ein Masters-1000-Turnier sein. (mpe)
«Wahrscheinlich waren Rafael Nadal und Co. nur das Vorspiel. Eine Möglichkeit wäre, dass Saudi-Arabien bald das Gleiche wie im Golf macht – und den Tennissport im Ganzen kauft», sagt Simon Chadwick, Saudi-Experte und Geopolitik-Professor an der Skema-Schule in Paris. Seiner Ansicht nach geht es dem wegen seiner Menschenrechtssituation heftig kritisierten Land in erster Linie um «das Image und die Legitimität» auf der (Sport-)Weltkarte. Die angekündigte Absicht, den lokalen Tennis-Nachwuchs mithilfe des verpflichteten Botschafters Nadal spürbar zu fördern, bezeichnet er als «seltsame Entscheidung». Die junge Bevölkerung im Wüstenstaat – rund 70 Prozent ist unter 35 Jahre alt – sei nicht gerade wild nach Tennis, so Chadwick. Laut dem Experten handelt es sich landesintern um dieselbe Strategie, wie sie Saudi-Arabien auch gegen aussen hin propagiert. Stichwort: Sportswashing. «Es ist klar, dass der Sport hier auch dafür benutzt wird, einen positiven sozialen Wandel im Land herbeizuführen.» Chadwick erwartet weitere Offensiven in der Event- und Tourismusbranche. Und im Profi-Tennis? Da könnte das nächste Zugeständnis, um einen möglichen Totalkauf der Saudis zu vermeiden, ein Masters-1000-Turnier sein. (mpe)
Die englische Tageszeitung zeigt zudem auf, wie trickreich die Saudis bei ihrem Vormarsch in die Tennisszene agieren. Der Event dürfte im Zeitraum vom 14. bis 20. Oktober – unmittelbar vor den Swiss Indoors – stattfinden. Dies, weil die Spieler so um eine Strafe seitens der ATP herumkommen können. Denn das Regelbuch der Association of Tennis Professionals besagt, dass Top-30-Spielern die Teilnahme an einem sogenannten «Special Event» verboten ist, wenn gleichzeitig ein ATP-Turnier der 1000er- oder 500er-Kategorie stattfindet. Der Oktober ist mit Schanghai (1000), Basel und Wien (je 500) sowie Paris-Bercy (1000) schon sehr voll – einzig die besagte Woche ab dem 14. ist nur mit 250er-Turnieren, die von der Regel nicht geschützt sind, belegt.
Das Geld regiert
Deutlich kreativer müssen die Organisatoren des «Six Kings Slam» aber in einer anderen Sache werden. Die ATP-Richtlinien schreiben vor, dass Spieler während der laufenden Saison nicht an inoffiziellen Events teilnehmen dürfen, die an «drei oder mehr aufeinanderfolgenden Tagen» stattfinden. Wer dagegen verstösst, verliert seinen «Plantinum»-Status. Sprich: Den Zugang zum Bonuspool, der jeweils am Ende des Jahres noch ein nettes Sümmchen abwirft. 2023 umfasste die Gewinnbeteiligung für die Spieler eine Rekordsumme von umgerechnet 29,33 Millionen Franken.
Damit die Profis diese Regel nicht brechen müssen, soll in Riad nach zwei Tagen extra ein Ruhetag eingelegt werden. Die Spieler werden dies freilich begrüssen. Warum also nicht auf dem Heimweg von Schanghai nach Europa einen Stopp in Saudi-Arabien einlegen, wenn alleine die Teilnahme 1,3 Millionen Franken wert ist?
Überraschend kommt all dies nicht: Djokovic und Alcaraz haben durch frühere Show-Events sowie Nadal durch seine Botschafter-Rolle längst gezeigt, dass sie nicht nur käuflich sind – sondern auch die Menschenrechtskritik ganz gut links liegen lassen können.