Pionier Alhogbani steht für die Saudi-Träume im Tennis
«Der Fussball war König – aber jetzt kommen wir»

Saudi-Arabien drückt in sämtlichen Weltsportarten aufs Investitionspedal. Eine Begegnung mit Ammar Alhogbani, dem Tennis-Vorreiter des Landes, der grosse Träume verfolgt – und gar einen Schweizer Bezug hat.
Publiziert: 11.12.2023 um 14:03 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2023 um 14:27 Uhr
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Ammar Alhogbani will mit dem saudischen Tennissport hoch hinaus.
Foto: STEFAN BOHRER

Eine Revolution des Tennis, wie sie im Golf passierte? Eine neue Super-Tour? Ein neuer Masters-Bewerb? Ja, gar das Undenkbare – ein weiteres Grand-Slam-Turnier?

Die Spekulationen um einen alles verändernden Einstieg Saudi-Arabiens in die Tennis-Welt sind wild, und sie reissen nicht ab. Die WTA-Finals sind nach kritischen Voten von vielen Seiten doch (noch) nicht im Wüstenstaat über die Bühne gegangen. Dafür aber bekam das Land den Zuschlag für die NextGen-Finals, dem Turnier für die besten U21-Spieler des Jahres, zu denen auch der Berner Dominic Stricker (21) gehört.

Die Saudi-Kinder schwingen den Tennisschläger

Saudi-Arabien nutzt diesen ersten kleinen Schritt, um Erfahrungen in der Durchführung solcher Events zu sammeln. Aber auch, um zu signalisieren, dass hier grosse Pläne dahinterstecken. Die vom Königshaus ausgerufene Vision 2030 hat Einfluss auf alles und jeden im Land – überall will man in rund sechs Jahren zu den Besten der Welt gehören. Also muss es auch im Tennis schnell gehen. «Der Fussball war bei uns bislang König – aber jetzt kommen wir», sagt Ammar Alhogbani im Presse-Raum der NextGen-Finals. Der schlaksige, freundliche Typ mit kurzem, krausen Haar ist einer der Tennis-Pioniere des Landes. Er ist 24 Jahre alt, mit Platz 1917 im ATP-Ranking die Nummer eins Saudi-Arabiens – und er arbeitet schon jetzt für den heimischen Tennis-Verband. Als Botschafter und Organisator von Juniorenturnieren in Riad.

Alhogbani stammt aus einer tennisverrückten Familie. Sein Vater habe sich einst in die Sportart verliebt und seine Kinder mit dieser Leidenschaft angesteckt. Aufgewachsen sind die Alhogbanis grösstenteils in den USA, wo sie überhaupt erst richtig die Möglichkeit hatten, dem Tennissport nachzugehen, während es in Saudi-Arabien lange Zeit ein Schattendasein fristete. «Das ist heute ganz anders. Tennis boomt. Es ist jetzt eine der priorisierten Sportarten bei uns, auch in den Schulen», sagt Alhogbani. Seinen Angaben zufolge verzeichnete das Land in den letzten vier Jahren eine Zunahme von 150 Prozent von Kids, die nun das Racket schwingen.

Mit dem Zürcher Alexander Ritschard im Oval Office

Auch seine Schwester Yara, mit der er im Herbst an den Asian Games erstmals gemeinsam im Mixed-Doppel spielte, ist ein Aushängeschild. Die 19-Jährige zierte im Juni 2022 das Cover von «Vogue Arabia» und beabsichtigte damit, möglichst viele junge Frauen zu inspirieren – in einem Land, das erst seit wenigen Jahren überhaupt Sport für Mädchen zulässt.

Ammar Alhogbani hofft, dass seine Schwester bald auf der Tour für Furore sorgen kann. Und auch er selbst will es noch einmal wissen. Noch mache ihm eine Verletzung zu schaffen, «doch sobald ich fit bin, möchte ich noch einmal zwei, drei Jahre voll ins Tennis investieren». Und dann meint er augenzwinkernd: «Ich will ja schliesslich ‹Ritschi› häufiger sehen.» Ritschi? Damit ist Alexander Ritschard gemeint, der 29-jährige Zürcher, der in der Weltrangliste momentan Platz 221 belegt – und der, wie Alhogbani verrät, sein Teamkollege im College-Team der Virginia University war. «Er ist bis heute ein guter Kumpel von mir, ich stand gerade vorher wieder mit ihm in Kontakt», sagt Alhogbani. Die beiden standen nach dem Gewinn der College-Meisterschaft sogar schon zusammen im Oval Office des Weissen Hauses – im Rahmen der offiziellen Ehrung beim damaligen US-Präsidenten Donald Trump.

Folgt bald das ATP-Turnier in Saudi-Arabien?

An den NextGen-Finals ist Alhogbani als Hitting-Partner eingeteilt – er spielt mit vielen Teilnehmern ein. Nur mit Stricker nicht: «Der trainiert immer allein mit seinem Team.» Alhogbani glaubt: «Diese NextGen-Finals sind für uns wertvoll – unser Nachwuchs sieht das. Ich hoffe, wir können schon bald die nächsten Fortschritte erzielen.»

Exhibition-Turniere in Saudi-Arabien gibts bereits. Folgen bald auch offizielle? Bei der Geschwindigkeit, die Kronprinz Mohammed bin Salman in der Eroberung des Weltmarkts an den Tag legt, wäre alles andere überraschend. Alhogbani meint lachend: «Ein Traum wäre, einst Turnierdirektor eines ATP-Turniers in meinem eigenen Land zu sein.» Auch das dürfte nur eine Frage der Zeit sein.

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