Einen Job als Diplomat wird Phil Mickelson in diesem Leben kaum mehr kriegen. Der Star-Golfer bezeichnete die Saudis vor anderthalb Jahren als «Scary Motherfuckers» (in etwa: gruselige Wichser). Was ihn nicht davon abhielt, bei der mit Saudi-Petrodollars alimentierten LIV-Golftour zu unterschreiben. Spätestens seit da kann ihm eine Anstellung als Diplomat ohnehin gestohlen bleiben: Rund 200 Millionen US-Dollar soll er für den Deal kassiert haben.
Der Fall Mickelson bringt das Dilemma gut auf den Punkt. Die Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien ist mies. Dass die Zahl der Hinrichtungen trotz Reformen in den letzten Jahren wieder gestiegen ist (durchschnittlich 129 pro Jahr zwischen 2015 und 2022), ist Fakt. Schauderhaft.
Gleichzeitig ist die Rolle der Scheichs im globalen Sport wie in der globalen Wirtschaft längst Realität. Zu verlockend ist das viele Geld. Für die Blick-Redaktion bedeutet das: Wir werden weiter kritisieren, was es zu kritisieren gibt. Gleichzeitig gilt es, sich die Dinge aus der Nähe anzuschauen. Darum haben sich meine Kollegen Marco Pescio und Stefan Bohrer auf den Weg nach Saudi-Arabien gemacht. Sie haben Strippenzieher getroffen und Sportfans, einfache Männer und Frauen, Menschenrechtsaktivistinnen und sogar eine Prinzessin.
Entstanden ist eine Serie von Artikeln über ein Land, das sich an Glamour-Sportevents wie Formel-1-GPs oder an Fussball-Stars wie Cristiano Ronaldo erfreut, dessen Bürger gleichzeitig aber aufpassen müssen, was sie laut sagen. Damit wir alle ein bisschen besser verstehen, ob und wie gruselig der Saudi-Einfluss tatsächlich ist.