In normalen Zeiten hätte Roger Federer in dieser Woche auf dem heiligen Rasen in Wimbledon gestanden und dort seinen neunten Titel angepeilt. Doch das prestigeträchtigste Turnier der Welt fiel der Corona-Pandemie zum Opfer. Und Federer selbst brach im Juni seine Saison vorzeitig ab.
Der 38-Jährige musste sich einem zweiten Eingriff am rechten Knie unterziehen lassen. «Ähnlich wie ich es im Vorfeld der Saison 2017 tat, plane ich, mir die nötige Zeit zu geben, um wieder auf meinem höchsten Niveau hundertprozentig einsatzbereit zu sein», begründete Federer seinen Entscheid auf Twitter.
Jetzt, einen Monat später, spricht Ivan Ljubicic, der seit vier Jahren Federers Trainerteam angehört, in einem Interview von der Rückkehr. «Alles ist unter Kontrolle. Wir planen bereits die nächste Saison», so der gebürtige Bosnier. Er hofft: «Ich würde es lieben, wenn sich das, was 2017 geschah, wiederholen würde.»
«Roger spielt Tennis aus Liebe»
Zur Erinnerung: Auch 2016 war Federer verletzt. Nach seinem Halbfinal-Out in Wimbledon bestritt er wegen Knieproblemen kein einziges Turnier mehr. Sein Comeback gab er 2017 an den Australian Open und schlug im Final Rafael Nadal sogleich in fünf Sätzen. «Es ist klar, dass die Situation jetzt völlig anders ist», so Ljubicic. Doch: «Wir haben eine positive Erfahrung, an der wir uns orientieren können.»
Der 41-Jährige betont, dass Federer überhaupt nicht besessen davon ist, noch mehr Grand-Slam-Titel zu sammeln. Es gehe nicht um den Rekord – Federer führt mit 20 Titeln vor Nadal (19) und Djokovic (17). «Ich habe neulich gelesen, dass John McEnroe sagte, dass Roger an den Australian Open teilnehmen und um einen weiteren Grand Slam kämpfen könnte. Alle sind besessen von der Anzahl der Major-Titel. Natürlich sind sie die wichtigsten Turniere in diesem Sport, aber es ist nicht die einzige wichtige Sache. In Rogers Fall spielt er Tennis aus Liebe zum Sport und nicht, um mehr Titel als andere zu bekommen.» Ljubicic sagt jedoch auch: «Wir werden alles tun, um gute Ergebnisse zu erzielen.»
Tennis auf dem Dach
Hoch hinaus geht Federer schon jetzt. In dieser Woche spielte die Weltnummer 4 in Italien auf einem Dach, machte Werbung für Barilla (Video oben). Mit dabei? Die Nachwuchsspielerinnen Carola Pessina (11) und Vittoria Oliveri (13), die während den Ausgangsbeschränkungen berühmt wurden, indem sie sich Bälle von Hausdach zu Hausdach zugespielt hatten. (A.R.)