Es ist ein Traum. Nur ein Traum. Oder vielleicht doch mehr? Für Michelle Gisin wäre es das Grösste, würde sie eines Tages den Gesamtweltcup gewinnen. Also jene Wertung, welche die kompletteste Skirennfahrerin auszeichnet. «Es gibt einen Grund, warum ich alle Disziplinen fahre», meint Gisin vielsagend. Gleichzeitig relativiert sie: «Ich würde dafür die perfekte Saison brauchen. Klar, ich bin super gestartet, aber wenn wir jetzt schon anfangen, darüber zu diskutieren, haben wir hinten raus ja keine Themen mehr.»
Gisin muss dabei selbst ein wenig schmunzeln. Sie will nicht zu weit nach vorne blicken. «Das ging im letzten Winter nach hinten los», sagt sie. Tatsächlich: Damals kündete sie an, die Abfahrts-Kristallkugel gewinnen zu wollen – es resultierte Schlussrang 24. Doch aufgepasst: Diesmal ist alles anders! Die 27-Jährige ist so gut wie noch nie in einen Winter eingestiegen, in drei Rennen fuhr sie auf die Ränge 5, 4 und 2. Im Gesamtklassement (175 Punkte) liegt nur die Slowakin Petra Vlhova (360 Punkte) vor ihr. Noch stehen aber 28 Rennen aus.
Shiffrin: «Gisin kann es schaffen»
Für die Buchmacher ist klar: Vlhova ist die Top-Favoritin auf die grosse Kristallkugel. So denkt auch Mikaela Shiffrin. Der US-Star nimmt sich selbst aus diesem Rennen. Zu grosser Trainingsrückstand, dazu die Konzentration auf Slalom und Riesenslalom – Shiffrin sieht sich nicht in der Lage, um vorne mitzumischen («das ist nicht realistisch»). Doch wie denkt sie über Gisin? BLICK fragt bei der fünffachen Weltmeisterin nach. Und erhält eine überraschend deutliche Antwort. «Ja, sie kann den Gesamtweltcup gewinnen, klar.»
Was für eine Ansage! Ob dabei auch Sympathie mitspielt? Fakt ist: Shiffrin lobt Gisin in den höchsten Tönen – nicht nur in Bezug auf ihr Können auf den Ski. «Sie ist eine der coolsten Fahrerinnen im Ski-Zirkus, super positiv und eine extrem harte Arbeiterin.» In den letzten Jahren habe sie die Obwaldnerin besser kennen- und noch mehr schätzen gelernt. «Wenn Michelle da ist, nehme ich meine Kopfhörer ab, um zu reden. Sie ist offenherzig und es ist spannend, etwas von ihr zu erfahren.»
Doch was ist mit der Speed-Schwäche Gisins in der letzten Saison? Shiffrin hat diesbezüglich keine Sorgen. «Ich habe Michelle noch nicht auf den langen Ski gesehen. Aber es gibt keinen Grund zur Annahme, dass sie nicht auch da grandios fahren wird, denn ihr Start in den technischen Disziplinen war unglaublich.»
Grosse Worte von der vielleicht grössten Skifahrerin aller Zeiten!
