So schuftet Shiffrin für ihr Comeback
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Sie dachte sogar an Rücktriitt:So schuftet Shiffrin für ihr Comeback

Ski-Star kehrt zurück und denkt über Rücktritt nach
Mikaela Shiffrin öffnet ihr Herz

300 Tage nach ihrem letzten Rennen tritt Mikaela Shiffrin am Samstag in Levi (Fi) an. Der Ski-Star erlebte die schlimmste Zeit seines Lebens und dachte über Rücktritt nach: Zuerst starb Grossmutter Pauline († 98) und kurz darauf Vater Jeff († 65).
Publiziert: 19.11.2020 um 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2020 um 14:46 Uhr
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Mikaela Shiffrin (25) musste in der letzten Saison prägende Schicksalsschläge hinnehmen.
Foto: AP
Aufgezeichnet: Mathias Germann

Mikaela Shiffrin ist gerade einmal 25 Jahre alt. Und doch gilt sie schon jetzt für viele als die beste Skifahrerin aller Zeiten. Die Amerikanerin ist fünffache Weltmeisterin und zweifache Olympiasiegerin. Dazu hamsterte Shiffrin 66 Weltcuprennen (nur Lindsey Vonn hat mit 82 noch mehr), acht kleine drei grosse Kristallkugeln. Im letzten Winter verkamen solche Zahlen aber zur Makulatur. Denn: Shiffrin verlor vor dem Saisonstart ihre Grossmutter Pauline Condron und fünf Monate später ihren Vater Jeff, der nach einem Unfall in ihrem Haus seinen Verletzungen erlag. Es waren prägende Schicksalsschläge, wie Shiffrin noch vor dem Saisonstart in Sölden – sie verpasste ihn wegen Rückenproblemen – verriet.


BLICK: Mikaela Shiffrin, was haben Sie im letzten Jahr über sich gelernt?
Mikaela Shiffrin: Dass es Dinge gibt, die ich nicht kontrollieren kann. Früher habe ich mich darum gesorgt, wie ich Rennen gewinnen würde. Dann starb meine Grossmutter. Kurz darauf war ich schon wieder im Rennmodus. Dann starb mein Vater.

Sie flogen zurück in die USA und brachen die Saison ab.
Ich überlegte es mir sogar, nie mehr in den Weltcup zurückzukehren.

Wirklich?
Ich will Skirennen geniessen. Aber es gibt viel mehr da draussen. Dinge, über die man wirklich besorgt sein muss. Der Gedanke an einen Rücktritt geschah nicht bewusst, er ergab sich. Ich überlegte mir: Ist es das wirklich wert? Ich liebe das Skifahren, aber der Preis dafür ist hoch.

Inwiefern?
Ich bin im Winter während sechs Monaten in Europa. Dazu zwei Monate im Sommer. Wenn ich an die Zeit mit meinem Dad zurückdenke, wünschte ich mir, ich wäre länger bei ihm gewesen. Aber es war nicht möglich. Das Skifahren bringt mich weg von den Menschen, die ich am meisten liebe. Es ist schwierig, meinen Dad aus der Ferne noch zu spüren. Das löst in mir ein Gefühl von Unwohlsein aus. Aber da müssen meine Mutter und ich durch.

Sie werden seit Karrierebeginn von ihr begleitet. Wie wichtig ist das?
Ohne sie hätte ich den Sport längst aufgehört – zu 100 Prozent.

Warum machen Sie trotz allem weiter?
Ich denke nicht, dass mein Dad Freude gehabt hätte, wenn ich wegen ihm aufhören würde. Dazu kommt, dass ich das Skifahren über alles liebe. Aber ich überlege mir schon, wie lange ich die Strapazen auf mich nehmen will.

Hatten Sie schon vor dem Tod ihrer Grossmutter und Ihres Vaters solche Gedanken?
Ja. Seit zirka 15 Jahren war ich an Weihnachten nicht mehr zuhause. Einerseits habe ich mich daran gewöhnt, anderseits vermisse ich solche Erlebnisse im engsten Familienkreis.

Was ändert sich für Sie in Bezug auf die Rennen?
Früher stieg ich immer mit dem Gedanken in den Winter ein, möglichst gut zu starten. Ich wollte gleich viele Punkte für den Gesamtweltcup holen. Jetzt schaue ich nur noch Rennen für Rennen an. Ich will einfach gute und schnelle Schwünge zeigen.

Auffallend ist, dass Sie sehr private Gedanken – auch über den Tod Ihres Vaters – über Social Media teilen. Warum tun Sie dies?
Manchmal finde ich es einfacher, etwas der Öffentlichkeit so mitzuteilen, als mit jemandem direkt darüber zu reden – egal wie nahe er oder sie mir steht. Nur schon wenn ich gefragt werde «Wie gehts?», wird es schwierig. Das ist dann oft nicht nur Smalltalk. Ich möchte ja nicht einfach sagen «gut», wenn es nicht so ist. Vielleicht helfen meine Social-Media-Posts auch anderen, die einen ähnlichen Verlust hatten. Das wäre schön.

Wie erleben Sie die Corona-Pandemie?
Dass die Nordamerika-Rennen abgesagt wurden, ist extrem schade. Es ist jedes Mal ein Highlight für mich. Aber ich verstehe den Entscheid. Ich gehe davon aus, dass es auch in Europa während der Saison der eine oder andere Wettkampf noch verschoben wird.

Lassen sich aus dieser Krise auch Lehren ziehen?
In Sachen Effizienz und Organisation auf jeden Fall. Corona wird vielleicht zeigen, dass weniger auch mehr sein kann.

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