Der Tod von Doris de Agostini macht Vreni Schneider (55) auch tief betroffen. Gleichzeitig freut sie sich riesig über den tollen Saisonstart von Michelle Gisin (26). «Es ist unglaublich, wie gut sie momentan fährt. Da ziehe ich den Hut», sagt die Elmerin. Die Plätze 5, 4 und 2 sprechen in der Tat eine deutliche Sprache. Gisin ist so gut drauf wie vielleicht noch nie.
Letztlich ist es aber etwas anderes, das Schneider ebenfalls ins Auge sticht: Gisins Lockerheit. «Am Sonntag führte Michelle nach dem ersten Slalom-Lauf. Und dann sah vor dem zweiten Lauf im TV ein Interview mit ihr. Sie wirkte überhaupt nicht nervös, sondern zufrieden, locker und trotzdem abgebrüht. «Das schaffte ich während meiner Karriere oft nicht», so Schneider.
Schneider brauchte ihre Ruhe
Tatsächlich war die dreifache Olympiasiegerin und Weltmeisterin aus dem Glarnerland an Renntagen deutlich angespannter. Vor allem zwischen den Läufen bevorzugte sie es, von niemandem angesprochen zu werden. «Ich hatte es immer gut mit den Journalisten. Aber vor einem zweiten Durchgang Auskunft zu geben? Nein, das war nicht mein Ding. Ich montierte manchmal meinen Walkman, ohne dass ich wirklich Musik gehört hätte. So getrauten sich viele nicht, mich anzusprechen», erzählt Gold-Vreni schmunzelnd.
Schneider ist nicht überrascht, dass Gisin auch im zweiten Lauf überzeugte. Und auch wenn es nichts aus dem ersten Weltcupsieg wurde, sagt sie: «Michelle hat geliefert, sie wurde hinter Vlhova Zweite. Das war grosses Kino.» Die Engelbergerin ihrerseits schwebt auch nach dem Rückflug in die Schweiz noch auf Wolke sieben. «Ich bin sehr gut in Form. Es macht mega Spass, so unterwegs zu sein.» Den Parallel-Riesen von Lech/Zürs am Donnerstag lässt sie aber aus. «Diese Disziplin ist nichts für mich», sagt sie. Alle anderen aber schon. Und Schneider sagt: «Wenn Michelle so weiterfährt, wird sie bald auf dem obersten Treppchen stehen!»