Die Lust auf Ferien im Schnee ist nach wie vor gross. Gross ist aber auch die Angst vor einer Pandemie, die ausser Kontrolle gerät. Vor steigenden Fallzahlen, Zwangsschliessungen und Isolation. Vor Gedränge in den Gondeln und dem Atem der Anderen beim Anstehen an der Talstation.
Der Gruppentourismus spürt das stark. Die klassischen Ski-Lager sind haufenweise verboten. Ole Rauch von der Schweizer Schneesportinitiative Go-Snow berichtet, dass mindestens jedes zweite Lager auf Anordnung der Behörden abgesagt ist.
Der Winter findet trotzdem statt. In kleineren Gruppen. Und mit neuem Material. Hersteller von Tourenski-Equipment berichten von einem guten Vorlauf zur Wintersaison. So etwa der Berner Spezialist Fritschi. Die Bestellungen stehen, von Kurzarbeit keine Spur, in der Montage wird fleissig geschraubt, gehämmert, gedreht und gefärbt.
Cologna als Vorbild
Auch Schneeschuhe sind im Corona-Winter weiter gefragt. Die Lieferanten von Intersport klagen sogar über einen Engpass. Und die Migros-Tochter Sport XX verzeichnet eine «überdurchschnittlich hohe Nachfrage» , wie eine Sprecherin sagt. Das sei einerseits überraschend, weil der grosse Schneefall bis ins Tiefland bislang ausblieb. «Andererseits ist der Trend nach Individualsportarten seit Beginn der Corona-Krise im Frühjahr anhaltend.»
Dies bestätigt Peter Bruggmann vom Verband der Schweizer Sportfachhändler. Nachdem im Sommer Running und Bike hoch im Kurs gewesen seien, würden die Leute im Winter nun vermehrt alternative Sportarten ausüben. Auch die Loipen des Landes dürften deshalb mehr Gäste verzeichnen. Dario Cologna (34) avanciert so zum grossen Vorbild. Langlauf wird sexy, massentauglich – auch bei Familien.
Angst vor Lockdown
Das merkt auch die Migros. Es ist zum Teil schlicht eine Preisfrage. Ein Skitag ist teuer. Ein Ticket für die Loipe schont dagegen das Portemonnaie. Noch günstiger, nämlich zum Nulltarif, gibt es die Wanderung zum Glühwein neben der Skipiste. Auch das ist ein absehbarer Trend im Corona-Winter.
Beim klassischen Alpin-Ski hingegen zeigt sich ein Phänomen, das in wirtschaftlich unsicheren Zeiten oft auftaucht: Die Kunden verschieben einen Kaufentscheid auf später. Händler berichten von Menschen, die eigentlich ein neues paar Ski kaufen wollten, in diesem Jahr aber erneut auf die alten Bretter steigen werden.
Sofern die Saison denn auch wirklich stattfindet. Denn das ist noch nicht klar. Sollten die Fallzahlen wieder steigen, könnte ein Lockdown Realität werden. Ein erneutes Herunterfahren träfe den Tourismus und den Handel hart. Die Kassen blieben leer, die Rechnungen unbezahlt. «Dies löst eine Kettenreaktion aus», warnt Sporthändler-Vertreter Bruggmann.