Nach Rücktritt von Bruder Marc
Michelle ist die letzte Gisin auf der Weltcup-Bühne

Michelle Gisin (27) eiferte stets ihrer Schwester Dominique und ihrem Bruder Marc nach. Jetzt ist nur noch sie im Skirennsport aktiv. Was macht das mit ihr?
Publiziert: 09.12.2020 um 00:27 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2020 um 14:46 Uhr
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Eine starke Bande: Marc, Michelle und Dominique Gisin (von links nach rechts). Nach dem Rücktritt von Marc ist Michelle die Letzte im Weltcup.
Foto: Sven Thomann|Blicksport

Michelle Gisin (27) eiferte stets ihrer Schwester Dominique (35) und ihrem Bruder Marc (32) nach. Als Kind, als Jugendliche, als Frau. Nachdem Dominique 2014 zurücktrat, setzte letzte Woche auch Marc einen Schlussstrich unter seine Karriere. Damit ist Michelle nun die einzige der Gisin-Dynastie, die noch im Weltcup-Zirkus unterwegs ist. «Die Letzte im Bunde», wie es die 27-Jährige schmunzelnd formuliert.

Sie sei aber ihrem Bruder überhaupt nicht böse, betont Gisin. «Ich verstehe seinen Entscheid zu 100 Prozent. Wenn der Körper auf diesem Level nicht mehr perfekt funktioniert, kann man vorne nicht mithalten – bei den Männern sowieso nicht.»

«Ich war hilflos – das tat weh»

Marc Gisin erholte sich nie gänzlich von seinem Horrorsturz in Gröden 2018 – damals flog er bei den Kamelbuckeln derart heftig ab, dass man gar um sein Leben fürchten musste. Gisin erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma sowie mehrere Knochenbrüche und eine Lungenquetschung. Er lag danach tagelang im Koma. Michelle fuhr es extrem ein, ihren Bruder («für mich war er immer der Superman») am Spitalbett so zu sehen. «Wenn jemand leidet, den man liebt, ist das brutal. Ich konnte nichts tun, war hilflos – das tat extrem weh», so Michelle.

Längst hat sich Marc so weit erholt, dass er ein normales Leben führen kann. Michelle: «Allein die Tatsache, dass er es wieder versuchte, macht aus ihm für mich ein Champion. Ich bewundere ihn sehr und bin sehr stolz auf ihn.» Sie ist überzeugt, dass ihr Bruder auch seinen neuen Lebensabschnitt meistern wird. Wie dieser aussieht? Marc sagte zuletzt: «Ich habe bereits im September mit einem Studium für Wirtschaftspsychologie angefangen. Was ich daneben sonst noch tun werde, ist derzeit aber offen.»

Michelle wünscht sich Marcs Coolness

Dem Skisport gänzlich den Rücken kehren – nein, das wird Marc Gisin aber nicht. «Kann er nicht. Ich bin ja noch da», sagt Michelle. Was sie meint: Marc und ihr Freund Luca de Aliprandini gehören nicht nur zu ihren grössten Unterstützern, sondern sind auch gnadenlose Kritiker. «Sogar bei meinem Kombi-Olympiasieg 2018 haben sie mir danach noch kleine Fehler im Video aufgezeigt», so Michelle.

Und welche Eigenschaft würde Michelle von ihrem Bruder gerne mitnehmen? «Die unglaubliche Ruhe, die er immer ausstrahlte. Diese Coolness habe ich noch nicht.»

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