Fünf Kilometer Luftlinie. So weit entfernt von der Weltcup-Station St. Moritz liegt Samedan. Samedan? Genau: Das ist jener Ort, an dem Michelle Gisin vor 27 Jahren geboren wurde. Als Bündnerin fühlt sich die Allrounderin aus Engelberg OW zwar nicht, schliesslich wuchs sie am Fusse des Titlis auf. Aber eine besondere Verbindung ist dennoch da. Und ausgerechnet in ihrer dritten Heimat – die zweite ist Riva del Garda (It), wo sie mit ihrem Freund wohnt – kommt es zu einer speziellen Premiere. Gisin bestreitet erstmals überhaupt an ihrem Geburtstag ein Skirennen. «Das ist wirklich unglaublich. Schliesslich ist der Dezember ein Wintermonat», sagt sie. Und Gisin fährt seit ihrer Kindheit Rennen. «In meinem ersten FIS-Jahr war mal ein Rennen in Davos geplant. Aber es wurde abgesagt.»
Wer meint, dass ein Arbeitstag sie ausgerechnet an ihrem Geburtstag stört, der irrt aber. Und zwar gewaltig. Gisin: «Ich weiss noch, wie ich schon als kleines Kind hoffte, dass ich mal an diesem speziellen Datum ein Rennen bestreiten darf. Dass es insgesamt 27 Jahre dafür brauchen würde, hätte ich nie gedacht.» Sie freue sich nun umso mehr auf den Speed-Auftakt, so die Kombi-Olympiasiegerin. «Und dass es nun auch noch gleich um die Ecke, wo ich geboren wurde, klappt, ist mega cool.»
Das Handy ist auf stumm
Noch darf sich Gisin nicht zu früh freuen. Warum? Weil die Wetterfrösche für das Wochenende schwarzmalen und bis zu einem Meter Neuschnee voraussagen. Das kann Gisin nicht beeinflussen, sie bereitet sich darum wie sonst vor. Sollte es mit dem Rennen am Samstag klappen, wird Gisin das Handy zwar auf stumm stellen, aber nicht ausschalten – auch wenn wohl unzählige Gratulationswünsche eintrudeln. Sie meint: «Ich muss ja gute Musik hören vor dem Start. Und dafür brauch ich das Handy.»
Bleibt die Frage: Wird sie nach dem Rennen am Abend ein bisschen feiern? Nein. Die strikten Corona-Regelungen verhindern dies. «Es ist alles etwas schwierig momentan. Aber das muss nicht sein. Wenn ich wieder in Engelberg bin, stossen wir an.» Mit Champagner? «Vielleicht. Aber sicher mit einem grossen Stück Kuchen – das ist mir fast wichtiger!»