Es ist kaum zu glauben, aber wahr. Seit 47 Rennen warten die sonst so erfolgreichen Schweizerinnen auf einen Weltcupsieg im Riesenslalom. Ändert sich dies am Samstag beim Saisonauftakt in Sölden? Cheftrainer Beat Tschuor meint: «Wir sind nicht die Favoriten, aber können vorne mitreden. Denn die, die da mitmischen, haben viel Erfahrung.»

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An wen der Bündner in diesem Moment vor allem denkt, ist klar – an Lara Gut-Behrami (31). Die Tessinerin ist die letzte helvetische Riesen-Siegerin im Weltcup. Und diesen Erfolg feierte sie ausgerechnet in Sölden. 2016 deklassierte sie auf dem Rettenbachgletscher alle. Die zweitplatzierte Mikaela Shiffrin (27) verlor 1,44 Sekunden – ein Klassenunterschied.

Seither ist bei Gut-Behrami viel passiert – sportlich und privat. 2017 erlitt sie einen Kreuzbandriss, fiel in ein tiefes Loch und dachte an Rücktritt. Es folgten die Heirat mit Valon Behrami (2018), die Verabschiedung von allen Social-Media-Aktivitäten und der Umzug nach Italien.

Gut-Behrami fand ihr Lächeln wieder, sie kämpfte sich zurück in den Kreis der Weltelite und wurde mit dem WM-Titel im Riesenslalom (2021) und Olympia-Gold im Super-G (2022) belohnt. «Skifahren ist wieder zum Genuss geworden», sagt sie. Und gibt erstmals zu, dass sie die jüngsten Erfolge verändert haben. «Nicht als Mensch. Aber als Athletin haben sie mir geholfen, die Lockerheit zu finden, die mir vorher gefehlt hatte.»

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Tatsächlich bildet Gut-Behrami gar einen Kontrast zum traditionell gehypten Saison-Auftakt im hinteren Ötztal. Sie wirkt aufgeräumt, entspannt, in sich ruhend – ein Fels in der nervösen Ski-Brandung. Dass der Kameramann vor dem Interview noch das Licht überprüfen muss, stört sie gar nicht. Gut-Behrami wartet, gibt geduldig Auskunft – in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch. Sie sagt: «Der Rummel hier ist riesig. Aber letztlich ist es nur ein Rennen, nicht mehr oder weniger. Ich könnte am Samstag schon beim zweiten Tor stürzen und trotzdem einen guten Winter haben.»

Sven Thomann

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Ersteres ist eher nicht zu erwarten – Gut-Behrami ist im Riesenslalom seit vier Jahren sturzfrei. Letzteres erscheint viel wahrscheinlicher, zumal die Probleme des Vorwinters (Lungeninfektion, Viruserkrankung) erkannt und behoben sind. «Der Sommer ist gut gelaufen, es macht Spass auf dem Schnee», sagt Lara.

Nur eine Frage ärgert sie

Das sind keine guten Nachrichten für ihre Gegnerinnen. Liegt sogar der Gesamtweltcupsieg drin? Als jemand Gut-Behrami darauf anspricht, verfinstert sich ihr Gesicht doch noch. «Die Frage nervt mich, weil ich immer die gleiche Antwort habe – und sie ist nicht spannend. Ich denke nicht an die grosse Kristallkugel, sondern plane von Rennen zu Rennen. Das war schon 2016 so, als ich sie gewonnen habe. Und es ist diesmal nicht anders.»

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Für Gut-Behrami zählt nur der Sölden-Riesen. Mit der Aussicht, die Schweizer Sieglos-Serie zu beenden. Seit ihrem Erfolg vor sechs Jahren holte sie nicht nur den WM-Titel, sondern auch vier Podestplätze in dieser Disziplin. Dazu kommen drei durch Michelle Gisin (28) und zwei durch Wendy Holdener (29). Sicher ist: Gut-Behramis Welt würde nicht untergehen, sollte es nicht klappen – dafür hat sie schon zu viel erlebt.

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