Auf einen Blick
- Viola Amherd förderte Spitzensport mit dem Ausbau der RS
- Die abtretende Bundesrätin gründete Ethikverstoss-Meldestelle
- Bund unterstützte Sport während Corona-Pandemie mit 550 Millionen Franken
Es fällt in letzter Zeit auf. Gibts irgendwo im Schweizer Spitzensport eine Erfolgsmeldung, trudeln auf Social Media bemerkenswert viele Gratulationen auch aus «fremden» Sportarten ein. Die Athletinnen und Athleten scheinen sich über die Disziplinen hinweg zu kennen und freuen sich deshalb mit.
Woran diese neue Vernetztheit liegt? Unter anderem an Viola Amherd (62). Der Grund: Die abtretende Bundesrätin beschloss 2019, die Spitzensportförderung via die Armee auszubauen. Amherd liess die Spitzensport-RS auf mehr Teilnehmende ausweiten, bis 2033 sollen bis 70 pro RS-Jahrgang dabei sein. Weil also seit 2019 immer mehr Talente in Magglingen die RS machen können, lernen sich mehr Sportlerinnen und Sportler querbeet kennen – verfolgen dann auch danach die Karriere der neuen Kollegen und gratulieren sich gegenseitig.
Viola Amherd hatte als Kind Poster von Bernhard Russi im Zimmer und spielte jahrzehntelang Interclub-Tennis. Wie sieht es im Vergleich mit der Sportaffinität der Bundesratskandidaten Markus Ritter (57) und Martin Pfister (61) aus? Einer der beiden wird sehr wahrscheinlich von Amherd das VBS übernehmen und so neuer Sportminister werden.
Doch nach Amherd kommt auf den Schweizer Sport wohl einiges an Lobbyarbeit zu. Weder Ritter noch Pfister gehören einem Sportverein an. Bauernpräsident Ritter sagte kürzlich zwar, dass er «im Hoch- und Weitsprung gut war». Aber im selben Interview bei CH Media redet er sich beim Thema Sport um Kopf und Kragen. Der St. Galler glaubt zu wissen, dass «es im Sport ja gut läuft». Dabei ist der drohende Abbau der Bundesbeiträge aktuell ein riesiges Thema. Und die Frauen-EM? Für Ritter wäre sie ein Pflichttermin, den er mit möglichst wenig Zeitaufwand abspulen würde.
Bei Zuger Pfister scheint es hingegen immerhin ein EVZ-Herz zu geben. Und er geht, wenn möglich, zweimal die Woche joggen. Als Regierungsrat hat er das OK-Präsidium der «National Games 2026» (Spiele für Athletinnen und Athleten mit geistiger Beeinträchtigung) in Zug übernommen, weil er in dieser Funktion gewisse Repräsentationsaufgaben übernehmen kann und das Bindeglied zur Politik ist. Und weil die Inklusion ein Legislaturziel von Pfisters Departement war. (md)
Viola Amherd hatte als Kind Poster von Bernhard Russi im Zimmer und spielte jahrzehntelang Interclub-Tennis. Wie sieht es im Vergleich mit der Sportaffinität der Bundesratskandidaten Markus Ritter (57) und Martin Pfister (61) aus? Einer der beiden wird sehr wahrscheinlich von Amherd das VBS übernehmen und so neuer Sportminister werden.
Doch nach Amherd kommt auf den Schweizer Sport wohl einiges an Lobbyarbeit zu. Weder Ritter noch Pfister gehören einem Sportverein an. Bauernpräsident Ritter sagte kürzlich zwar, dass er «im Hoch- und Weitsprung gut war». Aber im selben Interview bei CH Media redet er sich beim Thema Sport um Kopf und Kragen. Der St. Galler glaubt zu wissen, dass «es im Sport ja gut läuft». Dabei ist der drohende Abbau der Bundesbeiträge aktuell ein riesiges Thema. Und die Frauen-EM? Für Ritter wäre sie ein Pflichttermin, den er mit möglichst wenig Zeitaufwand abspulen würde.
Bei Zuger Pfister scheint es hingegen immerhin ein EVZ-Herz zu geben. Und er geht, wenn möglich, zweimal die Woche joggen. Als Regierungsrat hat er das OK-Präsidium der «National Games 2026» (Spiele für Athletinnen und Athleten mit geistiger Beeinträchtigung) in Zug übernommen, weil er in dieser Funktion gewisse Repräsentationsaufgaben übernehmen kann und das Bindeglied zur Politik ist. Und weil die Inklusion ein Legislaturziel von Pfisters Departement war. (md)
Wo hat sich Amherd in ihren sechs Jahren im VBS als Sportministerin sonst noch für den Schweizer Sport verdient gemacht? Da war die Corona-Pandemie. Aus dem Nichts stand der Breiten- und Spitzensport 2020 still – der Bund linderte unter Amherds Regie die Finanznot von Vereinen, Veranstaltern und Verbänden mit Krediten und a-fonds-perdu-Beträgen von rund 550 Millionen Franken.
Nach den Missbrauchs-Skandalen griff Amherd durch
Ins selbe Jahr fällt ein weiterer Meilenstein. Nach den Enthüllungen um die Missbrauchsskandale im Kunstturnen und in der Rhythmischen Sportgymnastik wollte die Walliserin nicht zur Tagesordnung übergehen. Sie gab eine Untersuchung in Auftrag, in der Folge entstand ein konkretes Massnahmenpaket für mehr Schutz der Sportlerinnen und Sportlern vor körperlicher und seelischer Gewalt.
Enthalten war die Gründung einer Ethikverstoss-Meldestelle, die bei der mit der Dopingbekämpfung beauftragten Swiss Sport Integrity angesiedelt wurde. Und Amherd knüpfte die Fördergelder für den Sport an strengere Auflagen. Wer sich nicht an ethische Grundsätze hält, dem droht die Kürzung oder gar Streichung.
Nach dem Pandemiejahr hatte der Sport Amherd viel zu verdanken. Weil sie 2020 auch noch im grossen Zoff um die Lauberhornrennen zwischen Swiss Ski und den lokalen Organisatoren vermittelte und den Fortbestand des Ski-Mythos sicherte, kürte die «NZZ» die Bundesrätin gar zur «etwas anderen Sportlerin des Jahres 2020».
Zu wenig Geld für ihr Herzensprojekt Frauen-EM
Auf sehr viel weniger Gegenliebe stiess hingegen Amherds forsches Vorpreschen bei der Frauen-Quote. 40 Prozent Frauen in den Führungsgremien von Vereinen, Verbänden und Sportorganisationen – der Widerstand war so heftig, dass man an der VBS-Spitze zurückrudern musste. Die Quote gilt nur noch für nationale Institutionen, und auch die kriegen zeitlichen Aufschub. Mit Sandra Felix wurde unter Amherd aber immerhin eine Frau neue Baspo-Chefin.
Nachkorrigiert wurde indes der Beitrag an die Frauen-EM 2025. Amherd musste zunächst den kleinlichen Bundesratsbeschluss vertreten, dass lediglich 4 Millionen Franken vom Bund ins Turnier fliessen. Später korrigierte das Parlament auf 15 Millionen. Die Frauen-EM ist Amherd wichtig. So wichtig, dass zunächst gar spekuliert wurde, dass sie erst danach zurücktritt. Es kam anders. Doch dabei wird sie trotzdem sein.