Pfister und Ritter bei den Frauen
Zum Abschied gabs Feminismus-Nachhilfe

Alliance F empfiehlt weder Markus Ritter noch Martin Pfister für den Bundesrat. Das reine Männer-Ticket ist für den Frauendachverband ein unlösbares Problem.
Publiziert: 19:09 Uhr
|
Aktualisiert: 20:40 Uhr
1/5
Zwei Mitte-Männer kämpfen um einen Bundesratssitz.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Alliance F empfiehlt weder Ritter noch Pfister für den Bundesrat
  • Beide Kandidaten zeigten bescheidenes gesellschaftspolitisches Know-how bei den Hearings
  • Ab April werden nur noch zwei statt drei Frauen im siebenköpfigen Bundesrat sitzen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_817.JPG
Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Die Frauen trauen den beiden noch nicht: Alliance F empfiehlt weder Markus Ritter (57, SG) noch Martin Pfister (61, ZG) für den Bundesrat. Das teilten die Co-Präsidentinnen des Frauendachverbands, GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy (45, BE) und Grüne-Ständerätin Maya Graf (63, BL) am Montagnachmittag nach eigens durchgeführten Hearings mit.

Dass die Frauen im Bundeshaus auf eine Empfehlung verzichten, ist wenig überraschend. «Wir haben dies bereits vor dem Hearing so entschieden», sagt Co-Präsidentin Graf zu Blick. Die Hearings seien vor allem dafür da, dass die Mitglieder des Verbands und Bundesparlamentarierinnen sich eine Meinung bilden könnten.

Keiner der beiden drängt sich auf

Besonders viel Sympathiepunkte werden die beiden Kandidaten aber wohl nicht gesammelt haben. «Bei den Frauen wird Ritter ganz wenige Stimmen machen», prognostizierte eine bürgerliche Parlamentarierin bereits in der «NZZ am Sonntag». Der Bauernpräsident lehnte sich bereits bei der Ankündigung seiner Kandidatur weit auf die Äste hinaus: Das VBS sei für Frauen schwierig, sagte er damals.

Vor dem Vorsprechen zeigte er sich jedoch offen für die Anliegen von Alliance F – auch wenn sie ihm gelegentlich zu weit gingen. Selbst der Initiative für eine Elternzeit, die der Verband im April lancieren wird, könne er Sympathien abgewinnen.

Auch Regierungsrat Pfister äusserte sich bis zum Montag kaum zu feministischen Themen. In Gleichstellungsfragen unterstütze er die Linie seiner Partei, kündigte er vor dem Hearing an. Und als er nach rund einer Dreiviertelstunde Kreuzverhör wieder aus dem Konferenzzimmer kam, schien er ratlos: «Ich kann nicht beurteilen, ob mir das genutzt oder geschadet hat», sagte Pfister den Medien. Er habe versucht, die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten.

Ein Problem ist unlösbar

Beide Mitte-Männer hätten ein eher bescheidenes «gesellschaftspolitisches Know-how», sagen Teilnehmerinnen zu Blick. Sowohl Pfister als auch Ritter enttäuschten die Frauen weitgehend – und zwar in ähnlichem Masse.

«Ein Fazit ist für uns nicht möglich», sagt Graf. Die Anwesenden hätten rund 12 Punkte angesprochen. So ging es unter anderem um Chancengleichheit in der Erwerbsarbeit und bezahlbare externe Kinderbetreuung, die bedenkliche Zunahme von häuslicher Gewalt und Femiziden sowie die Frauenförderung im Sport. Insbesondere Letzteres war auch ein Kernthema von Sportministerin Amherd.

Die Antworten der Kandidaten seien dabei unterschiedlich ausgefallen, so Graf. «In unserem Verband sind Mitglieder verschiedenster Parteien, die somit auch die Themen verschieden gewichten.»

Auch wenn sich Ritter und Pfister plötzlich als feministische Vorzeige-Bundesräte positioniert hätten: Ein Problem ist unüberbrückbar. Ab April werden nur noch zwei statt drei Frauen in der siebenköpfigen Landesregierung sitzen.

Forderung nach Frauen-Ticket verpuffte

Noch vor rund sieben Wochen forderte Alliance F für die Nachfolge von Mitte-Bundesrätin Viola Amherd (62) ein reines Frauenticket. Doch es folgten Chaos-Tage in Amherds Partei – an deren Ende sich jede einzelne Mitte-Politikerin zurückgezogen hatte. Übrig blieben zwei Herren.

«Es ist wirklich enttäuschend, hat es die Mitte nicht geschafft, eine Frau zu portieren», sagt Graf. Damit sei die Hälfte der Bevölkerung in der Landesregierung krass untervertreten. Gleichstellungspolitische Fortschritte seien jedoch dringend nötig – auch im Hinblick auf die geopolitischen Veränderungen. «Es kommen immer mehr Autokraten an die Macht», sagt Graf. «Als Erstes werden dabei immer die Frauenrechte angeritzt.»

Dem nächsten Bundesrat – wer der beiden es auch immer werden wird – gaben die Frauen gleich Nachhilfe mit auf den Weg: Sowohl Ritter und Pfister erhielten zum Abschied feministische Literatur.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?