Odermatts schärfster Widersacher ist der wilde Sarrazin
«Eine Frage der Zeit, bis Cyprien im Fangzaun landet»

Cyprien Sarrazin gilt auch auf der Streif als gefährlichster Widersacher von Marco Odermatt. Der ehemalige Riesenslalomspezialist riskiert auf der Abfahrt mehr als alle andern. Nicht alle glauben daran, dass das noch lange gut geht.
Publiziert: 18.01.2024 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2024 um 19:03 Uhr
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Da brettert er runter: Cyprien Sarrazin hat sich mit seiner risikobereiten Fahrweise den vielsagenden Beinamen «Psycho» verdient.
Foto: AFP
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Ein steiler Aufstieg, heftige Abstürze und eine sensationelle Wandlung – die Biografie von Cyprien Sarrazin erinnert an ein Drehbuch eines Hollywood-Regisseurs. Vor dieser Alpin-Saison hat kaum jemand vom 29-jährigen Franzosen gesprochen.

Doch jetzt ist Sarrazin in aller Munde. Kurzfristig für Aufsehen hat der Mann mit dem vielsagenden Spitznamen «Psycho» im Ski-Zirkus erstmals im Dezember 2016 gesorgt, als er im Final vom Parallel-Slalom in Alta Badia unseren «Iceman» Carlo Janka besiegt hat.

Nach diesem Sensationssieg klassierte sich Sarrazin während drei Jahren kein einziges Mal in den Top-Ten, bis er erneut in Alta Badia für Furore sorgte. Im Riesenslalom auf der Gran Risa belegte der wilde Draufgänger aus dem Südosten Frankreichs den zweiten Platz hinter Henrik Kristoffersen.

Danach ging bei Sarrazin jahrelang wenig bis gar nichts. «Das grosse Problem bei Cyprien war in dieser Zeit, dass er sich in jedem dritten Rennen wehgetan hat, weil er viel zu viel riskiert hat», erinnert sich der Tessiner Angelo Maina, der damals Cypriens Rennchef bei Rossignol war.

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Vom Riesen-Ungeheuer zum Abfahrts-Shooting-Star

Bis 2021 ist der Sturz-Pilot ausschliesslich Riesenslalom gefahren, bis er in Garmisch erstmals einen Super-G bestritten hat. Das Ergebnis hat niemand wirklich überrascht: Sarrazin ist bei seinem ersten Speed-Einsatz gestürzt. Deshalb haben sich in der französischen Equipe diverse Übungsleiter grosse Sorgen gemacht, als Sarrazin im Spätsommer 2022 im Trainings-Camp in Chile erstmals die langen Abfahrts-Latten angeschnallt hat.

Doch die Skepsis verwandelte sich schnell in Begeisterung. Der «Verrückte» hat seine Teamkollegen in den Abfahrts-Trainings regelrecht deklassiert, er war bis zu dreieinhalb Sekunden schneller als ein Johan Clarey (Olympia-Silbergewinner 2022) oder Adrien Theaux (gewann 2015 WM-Bronze in Super-G)!

Sarrazin konnte seine eindrücklichen Trainingsergebnisse in seiner dritten Weltcup-Abfahrt umsetzen – in Gröden fuhr er mit Startnummer 61 auf den sechsten Rang!

Und seit diesem Winter läuft der 1,85 Meter-Mann so richtig heiss. Bei der Abfahrt in Bormio und beim Super-G in Wengen hat er Marco Odermatt auf den zweiten Platz verwiesen. In den beiden Lauberhorn-Abfahrten war nur Odermatt schneller als Cyprien. Dass er in diesem Winter einzig beim Super-G in Bormio ausgeschieden ist, führt Sarrazin «auf die intensive Arbeit mit dem Mental-Trainer zurück», wie er sagt. 

Für Feuz ist Sarrazin auch in Kitzbühel heiss

Olympiasieger Beat Feuz ist sich vor dem Start zur ersten Hahnenkamm-Abfahrt sicher, «dass Odermatt und Sarrazin auch auf der Streif die ersten beiden Plätze belegen werden. Auf technisch derart schwierigen Abfahrten wie hier sehe ich derzeit keinen anderen Athleten, der mit den beiden mithalten kann.»

Angelo Maina macht sich dagegen Sorgen um seinen einstigen Schützling: «Kein anderer geht in den Rennen ein höheres Risiko ein als Cyprien. Deshalb fürchte ich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er im Fangzaun landet.»

In der Trainingsfahrt vom Mittwoch konnte Sarrazin einen schweren Sturz bei der Steilhangausfahrt mit einer akrobatischen Rettungsaktion verhindern. Und auch am Tag zuvor musste der Haudegen aus der «Grand Nation» wieder einmal seinen Schutzengel beanspruchen. «Weil es mir kurz davor die Kante vom Ski ausgerissen hat, hatte ich richtig Angst, weil ich nicht gewusst habe, wie ich in der Traverse die Höhe halten soll. Zum Glück ist alles gut gegangen.» 

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