Wohin geht die Reise? Diese Frage stellt sich bei Lara Gut-Behrami (31) mehr denn je. Nach einem starken Saisonstart mit dem Sieg in Killington (USA) und einigen verpatzten Speed-Rennen zeigte sie zuletzt in Semmering (Ö) wieder, was in ihr steckt. Beim zweiten Riesenslalom war sie die Stärkste von allen – zumindest nach dem flachen Starthang. Gut-Behrami wurde Zweite, geschlagen wurde sie einzig von Seriensiegerin Mikaela Shiffrin (27, USA). Hätte sie kurz vor Schluss nicht einen zeitraubenden Fehler begangen, stünde nun in ihrem Palmarès nun 36 statt 35 Weltcupsiege.
«Das Gefühl war miserabel, aber ich freue mich auf 2023», sagte Gut-Behrami nach erfolgreicher Fahrt auf der extrem fordernden, weil stark ramponierten Frühlingsschnee-Piste. Fakt ist: Mit ihrer Vorstellung wischte die Super-G-Olympiasiegerin alle Zweifel beiseite, dass etwas an ihrer Form etwas möglicherweise nicht stimmen könnte.
Bei den zwei Riesenslaloms in Kranjska Gora darf man wieder mit der Tessinerin rechnen – auch wenn sie es im Nordwesten Sloweniens bei sechs Anläufen noch nie aufs Podest schaffte. «Sie hat zuletzt in Hochkrimml in der Nähe des Gerospasses mit dem Team trainiert und einen guten Eindruck hinterlassen», ist Technik-Chef Alois Prenn optimistisch.
Ist Shiffrin unschlagbar?
Ob Gut-Behrami am Podkoren das Kunststück schaffen wird, Shiffrin zu schlagen, ist eine andere Sache. Die Freundin von Norwegens Super-Elch Aleksander Kilde (30) hat die letzten fünf Rennen für sich entschieden und schwebt auf Wolke sieben. Mit einem weiteren Triumph würde sie zu Landsfrau Lindsey Vonn aufschliessen, die 82 Weltcupsiege auf dem Konto hat.
Gut-Behrami befasst sich keine Sekunde damit, sie schaut nur auf sich. Auch über hohe Temperaturen und weiche Pisten zerbricht sie sich im Vorfeld nicht den Kopf. «Oft denkt man, es gehe nur, wenn alles perfekt ist. Doch dann klappt es trotzdem, obwohl man sich nicht gut fühlt.»
Fakt ist: Die Vorzeichen im Hinblick auf die WM in Méribel (6. bis 19. Februar) sind deutlich besser als noch vor den Olympischen Spielen im letzten Februar. Damals litt Gut-Behrami an einer nicht entdeckten Lungenentzündung, hatte Corona und fing sich ein weiteres, unbekanntes Virus ein. «Das war kompliziert. Umso glücklicher bin ich, dass ich bis jetzt gesund bin.»
Dazu lässt sich sagen: Klappt es bei Gut-Behrami im Riesenslalom, klappt es früher oder später überall. Das war schon immer so. «Die Basis, die ich mir gewünscht habe, ist da.»