Jan Käslin (26)
Jan Käslin ist ein Cousin von Marco Odermatt. Aufgewachsen sind der 26-jährige Bauingenieur und der Olympiasieger aber wie Brüder. «Die Mama von Marco und meine Mutter sind Zwillingsschwestern. Deshalb haben mein zwei Jahre jüngerer Bruder und ich in unserer Kindheit besonders viel Zeit mit Marco verbracht.» Weil auch die Käslin-Buben talentierte Skirennfahrer waren, haben sie einen grossen Teil ihrer Freizeit in Trainingslagern verbracht.
Ein Gletscher-Camp im österreichischen Kaunertal ist Jan in ganz besonderer Erinnerung geblieben. «Am Abend habe ich mich mit Marco am Töggeli-Kasten duelliert. Der Verlierer sollte am nächsten Tag im Berg-Restaurant eine Runde Cola spendieren. Weil der Schlagabtausch am Fussball-Kasten viel länger als geplant gedauert hat, sind wir zu spät im Zimmer angekommen. Der Trainer hat uns deshalb zur Strafe 100 Liegestützen aufgebrummt.»
Unvergesslich sind für Käslin auch die Momente, in denen er mit seinem Bruder und dem kleinen «Odi» auf dem Gletscher in Saas-Fee nach Autogrammen der internationalen Ski-Stars gejagt hat. «Weil wir geglaubt haben, dass der Italiener Peter Fill ausschliesslich Italienisch spricht, haben wir ihn in Zeichensprache um eine Unterschrift gebeten. Deshalb waren wir total verblüfft, als er in breitestem Südtiroler-Deutsch geantwortet hat…»
Nun ist es Marco, der als Superstar ständig um Autogramme und Selfies gebeten wird. An Jans Beziehung zu seinem berühmten Cousin hat sich dadurch aber rein gar nichts verändert. «Marco ist trotz seiner gigantischen Erfolge ein total bodenständiger, liebenswerter Mensch geblieben.»
Ein Feiertag musste im Odermatt-Käslin-Clan aber wegen des Weltcups um 24 Stunden vorverschoben werden. «Früher haben wir immer am 25. Dezember zusammen Weihnachten gefeiert. Aber seit Marco am 25. zu den Rennen nach Bormio anreisen muss, findet die grosse Familien-Weihnachtsfeier am 24. Dezember statt.»
Eine ganz besondere Pointe hat die Party beinhaltet, die Jan 2017 mit Marco nach dessen ersten Renneinsatz beim Weltcuprennen in Adelboden gefeiert hat. «Marco ist damals nach dem Rennen mit uns ins Festzelt gegangen. Weil sein Gesicht damals nur wenigen Ski-Fans bekannt war, ging das problemlos. Und wenn ihn dennoch jemand wegen seiner Swiss Ski-Jacke und der Sponsoren-Mütze gefragt hat, ob er Skirennfahrer sei, sagte Marco ganz cool: «Ich bin der Zwillingsbruder von einem Skirennfahrer. Ich selber spiele lieber Golf…»
Osi Inglin (54)
Unglaublich, aber wahr: 2015 wurde die Selektion von Marco Odermatt in den Swiss Ski-Kader höchst umstritten diskutiert! «Marcos FIS-Ergebnisse waren damals nicht überragend», erinnert sich Osi Inglin, der zu diesem Zeitpunkt C-Kader-Coach war. «Irgendetwas hat mir an Marco aber besonders gut gefallen. Und deshalb habe ich mit meinem Trainer-Urteil durchgesetzt, dass er im C-Kader aufgenommen wird. Es hat einige Kollegen gegeben, die meine Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehen konnten.»
Die Leistungen des Nidwaldners haben dem Schwyzer aber schon bald recht gegeben: «In den ersten Trainings-Camps ist Marco zwar nicht gross aufgefallen, aber dann hat er in kürzester Zeit riesige Schritte gemacht. Und am Ende dieser Saison hat Odi bei der Junioren-WM Gold im Riesenslalom und Bronze im Super-G gewonnen.»
Zwölf Monate später hat Inglin dann den Beweis erhalten, dass Odermatt ein besonders feinfühliger Mensch ist. «Meine Frau, die ich davor bei den Rennen in Nordamerika als Team-Therapeutin eingesetzt habe, ist an Krebs erkrankt. Auf dem Weg zu den Schweizermeisterschaften in Davos hat Odi mit seinem Rennfahrer-Kumpel Marco Kohler bei uns in Grüsch für einen Krankenbesuch einen Zwischenhalt eingelegt. Meine Frau war total gerührt und meinte: ‹Unglaublich, dass sich zwei so junge hübsche Burschen derart herzig um eine alte Schachtel wie mich kümmern…›»
Im vorletzten Herbst ist Inglins Frau an einem Hirntumor gestorben.
Marc Gisin (34)
Der Bruder von den Olympiasiegerinnen Michelle und Dominique hat sich 2018 mit Odermatt auf der Weltcup-Tour in Nordamerika das Zimmer geteilt. «Bei dieser Gelegenheit hat mir Odi ein besonderes Müsterchen von seiner Unbekümmertheit und seinem riesigen Bewegungsdrang geliefert», schmunzelt Gisin. «An der Wand von unserem Schlafzimmer in Panorama hingen zwei paar uralte Schneeschuhe als Dekor. Odi hat aber keine Ruhe gegeben, bis wir diese Teile abmontiert haben und damit rund eine Stunde durch die kanadische Wildnis gelaufen sind. Es war ein riesengrosser Spass! Und selbstverständlich haben wir diese Oldtimer danach wieder fein säuberlich an die Wand gehängt.»