Kampfansage von Brignone
«Lara und Mikaela gilt es zu schlagen»

Sölden-Siegerin Federica Brignone gehört auch mit 34 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen. Im Gegenteil! Sie lobt Gut-Behrami, wartet auf eine Vonn-Rückkehr und spricht über die eigene Zukunft.
Publiziert: 13.11.2024 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2024 um 07:18 Uhr
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Die Emotionen müssen raus! Federica Brignone ist nicht nur eine der besten, sondern auch der emotionalsten Fahrerinnen im Ski-Weltcup.
Foto: Getty Images

Auf einen Blick

  • Federica Brignone ist ein Energiebündel
  • Sie kämpfte oft gegen Verletzungen, bleibt aber motiviert
  • Brignone ist 34 Jahre alt und freut sich auf die Vonn-Rückkehr
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Wenn sie in der Nähe ist, knistert die Luft. Federica Brignone ist mit 34 Jahren nicht nur die älteste Siegerin eines Weltcuprennens, sondern der Inbegriff eines Energiebündels. Sie läuft praktisch immer auf Hochtouren, lacht viel und scheut sich nicht, ihre Meinung zu sagen. «Ich bin etwas verrückt», erklärte Brignone zuletzt nach ihrem Triumph beim Saisonauftakt in Sölden (Ö). Und ergänzte: «Ich bin immer noch dabei, weil ich viel Spass habe.» Beim Gespräch mit Blick sagt die Power-Frau, was ihr auf der Zielgeraden der Karriere besonders wichtig ist. Zur Erinnerung: Ihr erstes Weltcuprennen bestritt Brignone vor sage und schreibe 17 Jahren in Lienz (Ö).

Blick: Federica Brignone, auf Ihrem Helm prangert seit Jahren das Bild eines Tigers. Warum haben Sie es ausgesucht?
Federica Brignone: Der Tiger ist mein Tier. Das bin ich.

Ihre Mutter sagt: «Fede ist eine grosse Kämpferin. Darum hat sie den Tiger ausgesucht.»
Ich habe viel Energie und liebe, was ich tue. Alles, was ich mache, ist 100 Prozent.

Auch ein Tiger wird irgendwann müde.
Ich bin 34 Jahre alt, habe aber keine Pläne, wie lange ich noch weitermachen werde. 

Sie haben als Italienerin die Olympischen Spiele 2026 in Cortina, in Venetien, nicht fest im Blick?
Ich schaue nicht so weit nach vorne. Fest steht für mich nur: Am Tag, an dem ich nur noch 99 Prozent fürs Skifahren gebe, höre ich auf. Denn dann ist das Feuer nicht mehr so gross, wie es sein sollte. Ich muss motiviert sein – nur dann kann ich alles geben.

Laufen Sie nicht Gefahr, zu überdrehen?
Vor zehn Jahren wollte ich immer mehr machen – immer mehr, mehr, mehr. Später habe ich gelernt: Ich muss im Training zwar gewisse Dinge tun, doch ich darf nicht übertreiben. Denn der Schuss kann auch in die falsche Richtung losgehen. 

Wie fast alle Skirennfahrerinnen hatten auch Sie mit Verletzungen zu kämpfen. Wie hat sich Ihr Körper in den letzten Jahren entwickelt?
Er wurde stärker und stärker. 

Tatsächlich?
Ich starte von Jahr zu Jahr von einem höheren Level aus in den neuen Winter. Schwieriger ist es mit dem Kopf …

Wie meinen Sie das?
Die Kondi-Arbeit im Sommer wird je länger, desto mühsamer. Die mentale Herausforderung ist gross. Aber es ist mir bewusst, dass ich gewisse Dinge tun muss – also ist es auch okay.

Sie hatten zwischendurch Probleme mit den Knien.
Im Frühling ging es ihnen nicht wirklich gut. Ich hatte Probleme, konnte diese aber vor dem Sommer regeln. Ich kann noch immer alles tun, auch andere Sportarten – sogar rennen. Das ist gut.

Im letzten Winter waren Sie die einzige, die bis zum Ende mit Lara Gut-Behrami im Kampf um die grosse Kristallkugel mithalten konnte. Ist sie auch diesmal Ihre grösste Rivalin?
Lara und Mikaela (Shiffrin, Anm. d. Red), ganz sicher. Sie gilt es zu schlagen. Aber der Gesamtweltcup ist noch weit weg – es kommt immer drauf an, wie gesund und fit du bleiben kannst und wie du dich fühlst. Ich werde mein Bestes geben. Aber letztlich fahre ich nicht gegen Lara oder Mikaela, sondern gegen mich. Ich kann nur meine Leistung beeinflussen.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten für diesen Winter. Was würden Sie lieber gewinnen: eine WM-Goldmedaille in Saalbach oder den Gesamtweltcup?
Den Gesamtweltcup, ganz sicher!

In der letzten Saison wurden Sie nicht nur im Gesamtweltcup, sondern auch im Riesenslalom- und Super-G-Weltcup Zweite – immer hinter Gut-Behrami.
Normalerweise gewinnt man mit so vielen Punkten, Podestplätzen und Siegen, die ich geholt habe, mindestens eine Kristallkugel. Aber Lara war so viel besser in jenen Disziplinen, die auch meine Besten sind … Es war trotzdem eine unglaubliche Saison. Nun versuche ich, es noch besser zu machen. So wie meine Teamkolleginnen habe auch ich im Sommer in Argentinien viel Riesenslalom trainiert – aber eben auch viel Speed gemacht. Ich habe nicht einzelne Rennen, sondern die ganze Saison vorbereitet. Das wird sich hoffentlich auszahlen. 

Lindsey Vonn ist 40 Jahre alt und bereitet ihre Rückkehr in den Ski-Zirkus vor. Wie denken Sie darüber?
Als mir Freunde erstmals von diesem Gerücht erzählt hat, habe ich entgegnet: Ihr macht Witze! Aber Lindseys Comeback wäre gut für unseren Sport. Und dann wäre ich wenigstens nicht mehr die Älteste im Weltcup (lacht).

Vonn hat jetzt ein künstliches Kniegelenk.
Sie war schon so oft verletzt. Ganz ehrlich: Ich weiss nicht, wie sie das schaffen will. Aber wir warten auf sie.

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