«Es gibt in dieser Angelegenheit nur Verlierer»
Wetterprognose entfacht neue Diskussion um die Matterhorn-Abfahrt

Ursprünglich hat die FIS für die kommenden Wochenenden zwei Männer- und zwei Frauen-Abfahrten in Zermatt-Cervinia geplant. Doch dann wurden sie nach zwei Fehlversuchen aus dem Weltcup-Kalender gestrichen. Dabei wären die Bedingungen nun richtig gut.
Publiziert: 05.11.2024 um 00:43 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2024 um 07:35 Uhr
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Nachdem in den letzten beiden Jahren aufgrund des Wetters acht Rennen auf der Gran Becca abgesagt wurden, wurde die Matterhorn-Abfahrt im letzten Frühling aus dem Weltcup-Kalender entfernt.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Wetterprognose entfacht Diskussion um Matterhorn-Abfahrt neu
  • Nach den Absagen wurden die Rennen aus dem Weltcupkalender gestrichen
  • Nun herrschen perfekte Bedingungen – und bei Swiss-Ski miese Stimmung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Swiss-Ski-CEO Walter Reusser (48) schüttelt den Kopf. Bizarrerweise ist es das traumhafte Wetter in der Matterhorn-Region, das den Emmentaler zornig macht.

«Im letzten Frühling wurden die Weltcuprennen in Zermatt-Cervinia aus dem Weltcup-Kalender gestrichen, weil die Entscheidungsträger nach zwei missglückten Versuchen nicht daran geglaubt haben, dass um diese Jahreszeit Abfahrten auf der Gran Becca durchgeführt werden könnten. Aber die aktuellen Bedingungen und die Wettervorhersagen beweisen das Gegenteil. Es tut mir weh, dass diese tolle Chance für den Skisport durch die Ungeduld zerstört wurde.»

Tatsächlich ist es dort, wo vor zwölf Monaten heftige Böen ihr Unwesen getrieben haben, seit 14 Tagen absolut windstill. Und weil auf der Zweiländerabfahrt (Start in der Schweiz, Ziel in Italien) im Gegensatz zum ersten Versuch im Spätherbst 2022 auch richtig viel Schnee liegt, heizen jetzt zahlreiche Touristen über die Gran Becca.

«Das tut richtig weh!»

Walter Reusser kann sich deshalb einen Seitenhieb in Richtung FIS-Spitze nicht verkneifen. «So kommt es heraus, wenn zu viele Leute in eine Entscheidung involviert werden.» Hintergrund: FIS-Präsident Johan Eliasch hat beim letzten Weltcupfinal die Zukunft der Matterhorn-Abfahrt vom Feedback der Athleten und Trainer abhängig gemacht. «Das ist nicht zuletzt deshalb problematisch, weil beim Grossteil der Befragten das Eigeninteresse im Zentrum steht», meint Reusser, für den es in dieser Angelegenheit nur Verlierer gibt.

«Es tut mir weh für die Macher in Zermatt und Cervinia, die für ihr innovatives Projekt nicht belohnt werden. Der grösste Verlierer ist aber der Skisport als Ganzes. Wenn das Wetter so eintrifft, wie es die Prognosen vorhersagen, hätten wir in den nächsten zwei Wochen TV-Bilder von zwei Männer- und zwei Frauen-Abfahrten unter genialsten Voraussetzungen in die Welt hinausschicken können. Angereichert mit dem Schwenk aufs Matterhorn wäre das eine unbezahlbare Werbung für uns gewesen.»

Nicht weiter verwunderlich, dass in diesen Tagen auch der Zermatter OK-Präsident Franz Julen (66) von heftigen Herzschmerzen geplagt wird: «Langfristige Sponsoren und TV-Verträge, eine Versicherungslösung, die Natur, die mitspielt – alles wäre bereit! Innovative, bahnbrechende und neue Konzepte sind nie von Rückschlägen gefeit. Weitsicht, Durchhaltevermögen und Standhaftigkeit sind gefragt. Leider haben die Athletinnen und Athleten sowie die Verbände die Geduld und den Glauben an dieses Projekt zu früh verloren. Somit haben sie nicht nur ihre eigene Chance verpasst, sie haben damit auch ihren Sponsoren, den Ausrüstern und dem Tourismus die Möglichkeit für einen ganz besonderen Werbeeffekt genommen.» 

Der neue Plan

Wie Blick bereits im August berichtete, hat Julen mit seiner Crew in Zermatt ein Alternativ-Projekt zur Gran Becca entwickelt – die Rede ist von der Renovierung der legendären Gornergrat-Abfahrt, auf der bis 1967 internationale Rennen ausgetragen wurden.

«Eine erste FIS-Inspektion hat stattgefunden. Eine weitere Inspektion werden die Vertreter des internationalen Skiverbandes im Verlaufe des Winters durchführen», verrät der ältere Bruder von Riesenslalom-Olympasieger Max Julen (63) und hält abschliessend fest, «dass sämtliche Leistungspartner in Zermatt ihr Interesse an der Durchführung von Weltcuprennen signalisiert haben». «Wir verfügen über zwei Abfahrtsstrecken: Die Gran Becca und die Gornergrat-Piste. Von unserem Fünfjahresvertrag sind noch drei Jahre offen. Der Ball liegt nun bei der FIS sowie Swiss-Ski. Wir warten nun auf konkrete Vorschläge, wie es weitergehen soll.»

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