Auf einen Blick
Acht Rennen, acht Absagen. Die Matterhorn-Rennen wurden zum Debakel. Statt atemberaubender Bilder der Weltcup-Abfahrten vor dem Matterhorn standen Wetter, Renntermine und Umweltschutz im Fokus.
Der Film «Aiming High – A Race Against the Limits» (Deutsch: Hohe Ziele – ein Rennen gegen die Grenzen) bringt das gescheiterte Prestigeprojekt dem Kinopublikum näher. Am Freitagabend feierte die Dokumentation im Rahmen des Zurich Film Festival Premiere. Blick durfte sich den Film bereits vor der Erstaufführung anschauen.
Schöne Bilder, zu wenig Tiefgang
Die Doku lebt von spektakulären Aufnahmen der Bergwelt und ihren prominenten Interviewpartnerinnen und -Partnern. Die beiden Hauptorganisatoren Franz Julen (66, OK-Präsident) und Christian Ziörjen (CEO), Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann (55) und die Ski-Stars Lara Gut-Behrami (33) und Marco Odermatt (26) spielen eine Hauptrolle. Auch etliche weitere Personen kommen in den 90 Minuten zu Wort.
Die vielen Szenenwechsel, Stimmen und Themen sorgen jedoch dafür, dass im Grossen und Ganzen die Tiefe fehlt. Klimaschutz, Übertourismus, das traurige Karriereende von Mauro Caviezel (36) und der Druck seitens der FIS, von dem Urs Lehmann erzählt, werden zum Beispiel im Vorbeigehen abgehandelt.
Kritische Lara, Tränen bei Julen
Unter den Athletinnen und Athleten waren die bereits Mitte November angesetzten Speedrennen hochumstritten. Nicht zuletzt wegen ihres Widerstands hat die FIS die Rennen in der Zwischenzeit aus dem Kalender gestrichen. Von den im Film präsenten Ski-Cracks werden diese Bedenken im Vorfeld vor allem bei Lara Gut-Behrami deutlich. «Es weiss doch jeder, dass es im November ein unfaires Rennen werden kann. Der Wind kann sich innert 15 Minuten verändern, von einer Fahrerin zur nächsten», wählt die Tessinerin deutliche Worte. Bei Odermatt steht die Vorfreude auf die neu geschaffene Piste im Vordergrund. Aber auch er verrät, dass die geringe Vorbereitungszeit eine Herausforderung war.
Bei den Herren Julen und Ziörjen spürt man das Herzblut für das Unterfangen in jedem Augenblick. Die Motivation ist nach den Absagen wegen Schneemangels im Jahr 2022 ungebrochen, auch als ein Jahr später vor den Männerrennen plötzlich zu viel Schnee fällt, schwören sie sich auf die Damenrennen als letzte Chance ein. Nachdem die erste Abfahrt am Samstag dem Wind zum Opfer fällt, ist die Hoffnung, dass es beim achten und letzten Rennen klappt, weg, wie Ziörjen zugibt. «Kein Schwein hat mehr daran geglaubt.»
Wie gross die Sehnsucht nach einem Happy End ist, beweist, dass es nur einer vorsichtig positiven Nachricht bedarf, um die Hoffnung wieder zurückzubringen – um dann ein finales Mal enttäuscht zu werden. Bei Julen fliessen die Tränen.