Vor einem Monat schockierte und euphorisierte der Österreicher Marcel Hirscher (35) die Skisportwelt mit der Ankündigung seines Comebacks nach fünf Jahren Ruhestand gleichermassen. An der Swiss-Ski Night in Zürich standen die Schweizer Ski-Cracks Rede und Antwort und sprachen über die Rückkehr des neuen, alten Widersachers.
Es zeigt sich: Keiner der Schweizer Ski-Cracks fürchtet die Rückkehr des Ausnahmetalents – trauen der Ski-Legende aber viel zu. Gino Caviezel (31) ist sich sicher: Hirscher sei nicht der Typ, der einfach so zurückkomme, um langsam Ski zu fahren – dafür sei er zu ehrgeizig. «Er wird uns sicher fordern. Das heisst auch, dass wir jetzt dranbleiben müssen, um hoffentlich schneller als er zu sein.»
Ramon Zenhäusern (32) meint: «Obwohl Hirscher fünf Jahre weg war, traue ich es ihm zu, dass er vorne mitfahren wird.» Und ergänzt mit einem Schmunzeln: «Aber wenn er so dominieren würde wie vorher, dann müssen wir, glaube ich, alle verreisen und die Ski an den Nagel hängen.» Ähnlich sieht es Loïc Meillard (27): «Wenn er auf Anhieb Top-Leistungen erbringt, wissen wir definitiv, dass wir noch viel arbeiten müssen.»
Slalom-Spezialist mit Kampfansage
Marc Rochat (31) hingegen hat eine Kampfansage auf Lager: «Ich freue mich darauf, ihm unseren Fortschritt zu zeigen. Geschlafen und auf ihn gewartet haben wir nicht.»
Überflieger Marco Odermatt (26) hingegen sagt: «Es ist schwierig zu sagen, wie stark er wirklich unterwegs sein wird. Aber ich nehme an, dass er schnell auf einem guten Niveau sein wird.» Er sehe eine spannende Herausforderung in der Rückkehr des achtfachen Gesamtweltcupsiegers und freue sich auf das kommende Duell mit ihm. «Er wird wegen der Startnummer sicherlich ein bisschen Zeit brauchen, um wieder in der gewohnten Ausgangslage starten und mitmischen zu können. Aber er weiss, wie man Rennen gewinnt, und das wird ihm sicher zugutekommen. Es wird extrem spannend.»
Wer Hirscher in den sozialen Medien verfolgt, weiss, dass er immer mal wieder Trainingseinheiten, unter anderem mit Markenkollege Henrik Kristoffersen (29), absolviert hat. «Ich glaube, er hat nichts ganz verloren und noch immer viel trainiert», Meillard erwartet einen vielversprechenden Van-Deer-Chef.
Comeback nur aus Leidenschaft?
«Marcel fährt Ski für das Herz», erklärt Caviezel. Aber ob Hirschers Comeback zum Skirennsport aus lauter Freude und Liebe zum Sport oder doch auch aus Marketing-Gründen entstanden ist, ist sich dennoch niemand so sicher. «Marcel sagt zwar, er mache diesen Schritt für den Spass. Ich bin mir aber ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob es nur dafür ist», ergänzt Rochat.
Klar ist: Schon jetzt hat der Rücktritt vom Rücktritt von Hirscher neuen Schwung in die Skisport-Community gebracht. Rochat betont die positive Wirkung dieses erstaunlichen Comebacks auf die öffentliche Wahrnehmung des Skirennsports, insbesondere auf die Medienaufmerksamkeit. «Hirschers Comeback wirkt sich auch auf die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit aus – aber vor allem auf die mediale Präsenz.»
Zunächst wird der zweifache Olympiasieger die kommenden Skirennen in Neuseeland bestreiten. Die meisten Schweizer Skirennfahrer werden diese Wettbewerbe – aus Interesse – mitverfolgen.