Marcel Hirscher wills nochmals wissen. Doch was kann man von einem 35-Jährigen erwarten, der zwar früher den Weltcup über Jahre dominiert hat, sich seit September 2019 aber nicht mehr mit der Ski-Elite gemessen hat?
Einer der wichtigsten Mitarbeiter des achtfachen Gesamtweltcupsiegers Hirscher entpuppt sich als Tiefstapler. «Man darf in diesem Fall keine überzogenen Erwartungshaltungen haben. Die Hauptmotivation von Marcel ist, dass er Lust am Rennfahren hat», sagt Toni Giger (61), seines Zeichens Sportdirektor von Hirschers Skifirma Van Deer.
Österreichs prominentester Ski-Experte, Hans Knauss (53, Kitzbühel-Sieger 1999), hat für diese Aussage nur ein müdes Lächeln übrig: «Jeder, der den Marcel kennt, weiss ganz genau, dass er nicht aus purer Gaudi in den Ski-Zirkus zurückkehrt. Es ist ganz klar, dass er die Ambition hat, um im Weltcup ganz vorne mitfahren zu können.»
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Und weil Knauss in Schladming (A) unweit von der Reiteralm residiert, weiss er auch ziemlich genau, wie oft Hirscher in den letzten Jahren dort trainiert hat: «Obwohl Marcel 2019 seinen Rücktritt erklärt hat, hat er das Ski-Training nie aufgegeben.»
Zweifel an Hirschers Brutalität
Es ist ein Walliser, der mit am besten beurteilen kann, wie viel der Altmeister Hirscher nach seiner fünfjährigen Wettkampf-Pause wirklich noch drauf hat. Der Leukerbader Jörg Roten war in den letzten drei Jahren als Coach im Privatteam von Henrik Kristoffersen (29) tätig. Und weil der Norweger seit 2022 von Van Deer ausgerüstet ist, hat Hirscher mit seinem Schweizer Übungsleiter viele Test- und Trainingseinheiten absolviert. «Im Slalom ist er noch nicht ganz der Alte. Fakt ist aber auch, dass Hirscher auf sehr hohem Niveau Riesenslalom fährt», verkündet Roten.
Das weiss auch Hans Knauss. Dennoch zweifelt der Riesenslalom Vize-Weltmeister von 2003 daran, dass Hirscher den aktuellen Superstar Marco Odermatt (26) ernsthaft wird herausfordern können. «Marcel besitzt unbestritten nach wie vor einen blitzsauberen Riesen-Schwung. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er nach seiner Weltcup-Pause die Renn-Brutalität haben wird, die Odermatt auszeichnet.» Der Schweizer beherrscht es mit seiner kompromisslosen Fahrweise wie kein Zweiter, die Rennlinien abzukürzen.