Er wurde sogar mit dem Tod bedroht
Ungeimpfter Ski-Star Kryenbühl über seine schlimmste Zeit

Hinter Urs Kryenbühl liegen besonders schwierige Tage und Wochen. Deshalb scheint die Abfahrt auf seiner Lieblingspiste in Bormio (Dienstag, 11.30 Uhr) zum exakt richtigen Zeitpunkt zu kommen.
Publiziert: 28.12.2021 um 00:53 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2021 um 09:49 Uhr
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Auf seiner Lieblings-Piste in Bormio hat Kryenbühl wieder Aufwind.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Bormio

Es ist ein beängstigendes Bild. Aus dem Gesicht von Urs Kryenbühl spricht nach dem 39. Abfahrtsrang in Gröden die reine Verzweiflung. Sein Blick ist komplett leer. «Ich fürchte, dass die Begleiterscheinungen, die die ablehnende Haltung bezüglich der Covid-Impfung mit sich bringen, den Urs zu sehr aus dem Gleichgewicht bringen», sagt ein Swiss-Ski-Funktionär damals zu Blick.

Seit diesem Moment sind zehn Tage vergangen. Obwohl sich der Schwyzer in der Zwischenzeit nicht hat impfen lassen, ist er in Bormio kaum wiederzuerkennen. Seine Augen glänzen, er lächelt. «Auf dieser Piste fühle ich mich halt schon viel wohler als in Gröden», erklärt Kryenbühl zum wiederholten Mal.

«Bemerkenswert, was Kryenbühl aufs Spiel setzt»
4:47
Perren zu Ski-Stars ohne Piks:«Bemerkenswert, was Kryenbühl aufs Spiel setzt»

Deshalb mag Kryenbühl die Stelvio so sehr

Überspitzt könnte man sogar behaupten, dass die Stelvio das zweite Wohnzimmer des 27-Jährigen ist. 2019 gelingt dem «Ürsel» auf dieser besonders selektiven Piste als Zweiter erstmals der Sprung auf ein Weltcup-Podest. Zwölf Monate später grüsst er nach dem wilden Ritt über die WM-Piste von 1985 und 2005 als Dritter erneut vom Treppchen.

Worauf basiert die Liebesbeziehung zwischen Kryenbühl und der Stelvio? «Im Gegensatz zu Gröden beinhaltet diese Strecke kaum Flachstücke. Zudem sind hier die meisten Passagen stark vereist, und meine Fischer-Ski funktionieren bei diesen Bedingungen besonders gut.»

Noch etwas: «Es gibt hier besonders viele schattige Stellen, mit denen sich viele Athleten schwertun. Vielleicht kann ich besser damit umgehen.»

«Ich lese keine Kommentare mehr»

Und offensichtlich hat Kryenbühl jetzt auch das passende Rezept gegen die vielen Anfeindungen gefunden. Nachdem er Anfang November wie sein Teamkollege Ralph Weber öffentlich gemacht hat, dass er sich bis auf weiteres nicht gegen Covid piksen lassen wolle, hat Urs gemäss Blick-Informationen sogar eine Morddrohung erhalten.

Der Unteriberger nickt: «Es waren schon einige sehr strube und vor allem sehr persönliche Angriffe dabei, die mir entsprechend nahegegangen sind.» Zuletzt habe sich die Lage aber beruhigt. «Weil die Resultate in Gröden nicht wie gewünscht ausgefallen sind, hat auch das öffentliche Interesse an meiner Person nachgelassen. Mittlerweile habe ich mir aber auch einen besseren Selbstschutz angeeignet. Wenn im Blick ein Artikel über mich erscheint, lese ich die unten stehenden Kommentare der Leser nicht mehr.»

Olympia-Einreise würde Impfung erfordern

Gut möglich, dass Kryenbühl am Dienstag mit seiner Darbietung auf der Bormio-Abfahrt wieder einmal viele lobende Kommentare ernten wird. Mit einem Platz in den Top-7 würde er die Selektionskriterien für die Olympischen Spiele in Peking erfüllen. Für die Einreise nach China müsste er sich aber bis am 13. Januar impfen lassen.

Würde Kryenbühl für Olympia den entsprechenden Stich in Kauf nehmen? Bis jetzt hat er diese Frage nie klar beantwortet. Vielleicht wird sich das in ein paar Stunden ändern.

Ski-Weltcup Männer

28.12 – Abfahrt Bormio (It)
29.12 – Super-G I Bormio
30.12 – Super-G II Bormio

5.1 – Slalom Zagreb (Kro)

8.1 – Riesenslalom Adelboden (Sz)
9.1 – Slalom Adelboden

28.12 – Abfahrt Bormio (It)
29.12 – Super-G I Bormio
30.12 – Super-G II Bormio

5.1 – Slalom Zagreb (Kro)

8.1 – Riesenslalom Adelboden (Sz)
9.1 – Slalom Adelboden

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