Auf einen Blick
- Ski-Asse sind sauer über FIS-Entscheid und fordern mehr Mitspracherecht
- Athleten trafen sich mit CVC, um mehr über «Project Snow» zu erfahren
- 400-Millionen-Euro-Angebot von CVC wurde von FIS nicht berücksichtigt
Was mit einem Funken begann, entwickelt sich zu einem Flächenbrand. Seit die FIS ein 400-Millionen-Euro-Angebot für die Vermarktung des Skisports ablehnte, tobt im Alpin-Tross abseits der Pisten ein heftiger Zoff, der immer mehr eskaliert.
Auf der einen Seite die FIS um Präsident Johan Eliasch. Auf der anderen Seite Dutzende Funktionäre und Ski-Stars, die Erklärungen für die abgelehnte Millionen-Offerte wollen. Denn sie finden: Dem Skisport täte eine Finanzspitze sehr gut, nicht zuletzt wegen der mageren Preisgelder.
Jetzt folgt das neueste Kapitel. Ein Verbund Weltcup-Fahrerinnen und -Fahrern, darunter 19 Schweizerinnen und Schweizer, wenden sich in einem zweiten Brief erneut an Eliasch. Blick liegt dieser Brief vor.
Odermatt, Shiffrin, Gut-Behrami und Co. sind sauer
«Was einst eine Verpflichtung des Präsidenten war, die Bedingungen für alle Athleten zu verbessern, hat stattdessen zu einem Szenario geführt, in dem die Athleten frustriert zurückbleiben», ist im Brief zu lesen. Er lässt keinen anderen Schluss zu als die Feststellung: Marco Odermatt, Mikaela Shiffrin, Marco Schwarz, Lara-Gut-Behrami und Co. sind sauer!
Gleichzeitig lassen sie den Worten auch Taten folgen. Im Gegensatz zu Eliasch suchten mehrere Athleten-Vertreter am vergangenen Montag das Gespräch mit Investment-Unternehmen CVC – man habe mehr über das «Project Snow» (dt. «Projekt Schnee»), das die FIS flugs ablehnte, erfahren wollen.
Die Diskussion sei konstruktiv, transparent und durchdacht gewesen, heisst es. Man gibt zu, dass weitere Prüfungen notwendig wären, ehe man zu einem möglichen Deal kommen könnte. «Aber es ist offensichtlich, dass CVC von einem aufrichtigen Engagement für das Wachstum und die Entwicklung unseres Sports angetrieben wird», heisst es im Brief.
Das Ziel: Stagnation beseitigen
Die Sportler kritisieren die derzeitige Stagnation im Skisport und sehen im CVC-Papier eine Möglichkeit, «ungenutztes Potenzial auszuschöpfen». Gleichzeitig wollen sie, dass die FIS den Abschluss der Verhandlungen um die Zentralisierung der Medien- und Übertragungsrechte mit Vermarkter Infront auf Eis legt. Damit gehen die Ski-Asse voll auf Konfrontation – denn der Infront-Deal steht kurz vor dem Abschluss.
Doch im Brief wird gefordert, man solle auch andere Optionen prüfen – und dabei auch die Meinung der Athleten einholen.
Eliasch hatte kürzlich erklärt: «Der Vorschlag von CVC hatte nichts mit der Zentralisierung der Rechte zu tun.» Im Brief der Athleten, das merkt man sofort, geht es aber nicht nur darum. Er ist darum auch nicht nur an Eliasch adressiert, sondern auch an die Mitglieder des FIS-Councils sowie an die Repräsentanten der nationalen Skiverbände und an die Stakeholder. Sprich: an alle relevanten Gruppierungen.
Die Athleten machen deutlich, dass sie nicht länger als passive Zuschauer akzeptieren, was über die Zukunft ihres Sports entschieden wird. Sie fordern eine aktive Rolle und mehr Mitspracherecht. «Wir streben eine starke Vision an, die einiges der Stagnation, die derzeit in unserem Sport herrscht, beseitigt», heisst es.
Ob jetzt Eliasch erneut die kalte Schulter zeigt?