Auf einen Blick
- Lara Colturi holt ersten Weltcup-Podestplatz für Albanien im Slalom
- Colturi wechselte mit 15 vom italienischen zum albanischen Skiverband
- 18-jährige Skifahrerin wird von 7-köpfigem Team und Red Bull unterstützt
Was Lucas Marcel Hirscher (Holland) nicht geschafft hat, ist Lara Colturi gelungen: Nur eine Woche nach ihrem 18. Geburtstag hat sie ein neues Land auf ein Weltcup-Podest gehievt – Albanien. Mit Platz 2 beim Slalom in Gurgl (Ö) demonstrierte das Supertalent eindrücklich, warum sie einst zu einem grossen Star der Szene werden könnte. Ihr Erfolgsrezept? «Kein Stress, nur Spass.» So formuliert sie es jedenfalls.
Und man denkt sich: Wenn es doch nur so einfach wäre. Doch Colturi, die mit 15 dem italienischen Skiverband den Rücken kehrte, weil ihr Privatteam mehr Freiheiten wollte, kann auch kämpfen. Im Februar 2023 riss sie sich beim Aufwärmen zur WM-Abfahrt das Kreuzband. Sie kehrte rasch zurück, das Knie machte keinerlei Probleme, der Sommer 2024 war hervorragend.
Und nun der erste Podestplatz. Sogar Albaniens Ministerpräsident Edi Rama gratulierte in den Sozialen Medien. Frei übersetzt schrieb er, offensichtlich noch kein Ski-Kenner, folgende Sätze: «Die Skifahrerin Lara Colturi, die Albanien an der Ski-WM repräsentiert, hat ein historisches Resultat erzielt. Sie wurde Zweite in diesem wichtigen Sportanlass und hielt die albanische Flagge zum erstem Mal auf dem Podest hoch.»
Der Servicemann arbeitete für Alberto Tomba
Deutlich mehr Expertise vereint Colturi in ihrem Team. Die wichtigsten Figuren sind Mutter Daniela Ceccarelli, Olympiasiegerin 2002 im Super-G. Sie arbeitete einst als Trainerin in Albanien und kam so auf die Idee des Nationenwechsels. Cecarelli ist Colturis Trainerin und begleitet sie auf Schritt und Tritt. Vater Alessandro ist auch Coach, aber eher strategisch unterwegs. Die Kanten ihrer Blizzard-Ski schleift derweil Andrea Vianello – ein Meister seines Fachs. Er arbeitete einst mit den Ski-Legenden Alberto Tomba (It), Lindsey Vonn (USA), Tina Maze (Sln) und Viktoria Rebensburg (De) zusammen.
Drei Leute, die für eine Frau schuften, die noch nicht einmal Auto fahren darf? Vonwegen! Colturi hat auch einen Physio, ein Kondi-Trainer, eine Ernährungsberaterin und einen Manager. Und sie wird vom mächtigen Red-Bull-Athleten-Programm, dem auch Marco Odermatt (27) angehört, unterstützt. Nichts wird dem Zufall überlassen.
Viel Druck auf den Schultern der Teenagerin. Doch Colturi, der auch im Eiskunstlauf eine Karriere zugetraut wurde, kommt bislang gut damit klar. Nach ihrer Podest-Premiere in Gurgl wirkt sie eher tiefenentspannt als euphorisiert, ist immer freundlich und fair, gibt aber auch nicht zu viel von ihrem Innenleben preis. «Ich bin einfach sehr, sehr glücklich», sagt sie.