Auf einen Blick
- FIS lehnt 400-Millionen-Euro-Angebot ab, Widerstand im Ski-Zirkus wächst
- Athleten und Funktionäre fordern Dialog mit CVC und Stopp der Infront-Gespräche
- 59 Namen, darunter Odermatt und Shiffrin, unterstützen Brief gegen Eliasch
Zuerst war da ein Angebot über 400 Millionen Euro. Der Absender: Das luxemburgische Unternehmen CVC. Es unterbreitete dem Weltskiverband eine scheinbar verlockende Offerte. Bloss: FIS-Präsident Johan Eliasch will vom Millionen-Angebot nichts wissen. Er liess seine Assistentin Annette Braun eine Absage verfassen, welche sie nur zwei Tage danach abschickte.
Die Begründung? Man sei schon mit Vermarkter Infront dran, die Zukunft der FIS inklusive der Zentralisierung der internationalen Medien- und Übertragungsrechte neu zu gestalten. Zudem sei man «sehr gut kapitalisiert» und habe keinen Geldbedarf, um die strategischen Pläne umzusetzen. Blick liegen beide Briefe – jener von CVC und jener der FIS, vor.
Widerstand gegen die schnelle Absage
Auf Anfrage, warum man nicht wenigstens das Gespräch mit dem Interessenten suche, antwortete die FIS: «Wir konnten auf den Vorschlag nicht eingehen, da jegliche Details wie zum Beispiel ein Zeitplan, ein Governance-Rahmen, eine Erklärung für die dargelegte Marktbewertung oder überhaupt jegliche Angaben fehlten, was genau CVC einbringen würde.»
Eliasch wollte zur Tagesordnung übergehen, doch nun gerät der britisch-schwedische Milliardär unter Druck. Denn: Innerhalb des Ski-Zirkus will man die FIS-Absage nicht kommentarlos hinnehmen. In einem Brief, der Blick ebenfalls vorliegt, fordert man Eliasch auf, sich mit dem CVC-Vorschlag ernsthaft auseinanderzusetzen. Warum werden 400 Millionen einfach abgelehnt? Diese Frage sorgt im Ski-Tross für viel Wirbel.
Dazu muss man etwa beim Thema Preisgeld wissen: Es ist mager. Ein zehnter Platz am Lauberhorn bringt gerade mal noch 3000 Franken. Eliasch und die FIS versprechen schon länger eine Verbesserung – aber gerade aus der Sicht von vielen Athletinnen und Athleten ist bisher nichts passiert.
Auch Schweizer sind nicht einverstanden
Der Millionen-Zoff eskaliert. Wie viel Sprengkraft der «Letter of Proposal» (Angebotsschreiben) hat, zeigt ein Augenschein der Namen, welche ihn kennzeichnen. Zehn FIS-Kongressmitglieder sind aufgeführt, darunter der Schweizer Jean-Philippe Rochat. Auch ÖSV-Generalsekretär Christian Scherrer ist dabei. Und schliesslich viele aktive Ski-Stars, darunter Schwergewichte wie Marco Odermatt, Mikaela Shiffrin, Marco Schwarz oder Lara Gut-Behrami. Total 59 (!) Namen.
Sie alle fordern Eliasch auf, so schnell wie möglich «in einen konstruktiven Dialog mit CVC zu treten.» Gleichzeitig solle man die Gespräche mit Infront stoppen. Der Ski-Tross rebelliert.
Was bringt die Krisensitzung?
Ein Teil der FIS-Replik an CVC stört Funktionäre und Athleten offenbar besonders. Welcher? Dass der Weltskiverband behauptet, viele strategische Ziele schon erreicht zu haben. «Wir sind nicht der Meinung, dass viele der im CVC-Vorschlag skizzierten Aufgaben im Rahmen der globalen FIS-Strategie bereits abgeschlossen sind. Zwar gab es Verbesserungen im digitalen Bereich, aber in den meisten kommerziellen, Marketing- und Produktentwicklungsbereichen, die für das Wachstum unseres Sports entscheidend sind, gab es einen bemerkenswerten Mangel an Fortschritt.» Es ist nicht anzunehmen, dass Eliasch dies gerne hören wird – man könnte die Zeilen auch als Misstrauensvotum interpretieren.
Am Montag will die FIS das Gespräch mit Kongress-Mitgliedern und nationalen Skiverbänden suchen. Besonders herzlich dürfte die Zusammenkunft nicht werden.