Der alpine Skirennsport spielt in den nordamerikanischen Medien lediglich eine Nebenrolle. Im US-TV wird kein einziges Weltcuprennen live übertragen, NBC hat in der letzten Woche die spektakulären Männerrennen auf der «Birds of Prey» in Beaver Creek mit Teilaufzeichnungen abgehandelt.
Auch der Comeback-Plan von Lindsey Vonn und die jüngste Verletzung von Mikaela Shiffrin stellen für die Sportjournalisten im Land von American Football, Baseball und Basketball kein grosses Thema dar.
Dabei liefert ausgerechnet ein Ausnahme-Athlet aus dem kleinen Kanton Nidwalden den Beweis dar, dass es auch in den USA leidenschaftliche Ski-Fans gibt. Die Rede ist natürlich von Marco Odermatt (27).
«Oudis» grösster US-Fan
Am Mittwochabend hat sich vor einem Sportgeschäft im Herzen von Beaver Creek eine grosse Menschenschlange gebildet, weil der Weltmeister und Olympiasieger aus Buochs in diesem Laden eine Autogrammstunde gab. Der grosse Teil der Ski-verrückten Amis verfolgen Odermatt über Instagram oder Facebook. So wie der Teenager Nadya, der einmal pro Jahr mit ihrer Mama eine neunstündige Autofahrt auf sich nimmt, damit sie ihr «Big Idol from Switzerland» in Beaver Creek live erleben kann.
Als Nadya «Odi» («Oudi» ausgesprochen) in der Fussgängerzone vom Nobelskiort über den Weg läuft, überreicht sie ihrem «Hero» mit Freudentränen in den Augen eine Zeichnung, die sie von ihm gemacht hat. Odermatt bedankt sich mit einem Autogramm, einem Selfie und mit sehr herzlichen Worten. Nadya ist überwältigt und sagt: «Obwohl Marco ein so grosser Champion ist, hat er überhaupt keine Star-Allüren. Er ist so lieb, just great!»
Odermatt ist auch gut fürs Geschäft
Dass Odermatt bei den Amerikanern besonders gut ankommt, wird bei seinem Ski-Ausrüster Stöckli besonders freudig registriert. «Amerika liebt Gewinner und Marco Odermatt mit seiner bodenständigen Gewinner-Mentalität, wirkt sich sehr positiv auf die Markenwahrnehmung aus», bestätigt Stöckli-CEO Marc Gläser und packt einen bemerkenswerten Fakt aus: «Wir konnten unsere Skiverkäufe in den letzten 4 Jahren in Nordamerika mehr als verdoppeln.»
Und auch wenn der alpine Skirennsport für den Endkunden in Nordamerika nicht sehr relevant ist, so ist der Marco Odermatt-Effekt umso wichtiger. Denn beim Verkauf an den Fachhandel spielt seine positive und glaubwürdige Art eine wichtige Rolle.»
Verfrühtes Weihnachtsgeschenk für den Texas-Berner
Dass Odermatt eine ganz besonders positive Erscheinung ist, durfte am letzten Samstag auch der US-Schweizer Beat Kotoun (75) am eigenen Leib erfahren. Der gebürtige Berner, welcher in Dallas seit Jahrzehnten einen Weinhandel betreibt, hat Odermatt nach dessen Triumph im Super-G um ein Selfie gebeten, hat dann aber etwas sehr viel Wertvolleres erhalten: «Nach der Siegerehrung ist Marco zu mir gekommen und hat mir eine Startnummer geschenkt. Damit hat er mir knapp drei Wochen vor Heiligabend das schönste Weihnachtsgeschenk gemacht!»