Zeitfahren als grosse Chance
Heute kommt Stefan Küngs grosse Chance an der Tour

Stefan Küng (27) sagt vor dem ersten Tour-Zeitfahren: «Ich kann jeden schlagen.» Ist das überheblich? Nein. Küngs Zuversicht ist begründet.
Publiziert: 30.06.2021 um 09:45 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2021 um 17:45 Uhr
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Gut drauf: Stefan Küng will seinen ersten Sieg an der Tour de France holen. Die Chancen dazu stehen gut.
Foto: keystone-sda.ch
Mathias Germann

Nun gilt es für Stefan Küng ernst. Auf den 27,2 Kilometern von Changé nach Laval will er seinen ersten Sieg bei der Tour de France einfahren. Die Chancen dazu stehen so gut wie nie zuvor. «Ich habe sehr viel Selbstvertrauen, bin mental und physisch gut drauf. Das Ziel ist der Sieg», sagt er vor dem Zeitfahr-Knaller.

«Ich kann alle schlagen»

Schon bei der Tour de Suisse demonstrierte Küng seine Klasse im Kampf gegen die Uhr, als er in Frauenfeld triumphierte. «So gut habe ich ihn noch nie gesehen», sagte Ex-Champion Fabian Cancellara. Und nun müsste der Effekt des Höhen-Trainingslagers auf dem Säntis noch mehr einschlagen. Ist er der Top-Favorit auf den Sieg? Küng winkt ab: «Das überlege ich mir nicht. Ich mache mir keinen Druck, aber ich weiss, dass ich an einem guten Tag alle schlagen kann.»

Bereits einmal war Küng bei der Tour sehr nahe am Sieg dran – 2017, bei seinem allerersten Rennen an der Frankreich-Rundfahrt. Damals wurde er beim Zeitfahren in Düsseldorf hinter Geraint Thomas (Gb) Zweiter. Nur fünf Sekunden fehlten dem Thurgauer zum Sieg.

Nach diesem Premieren-Resultat schien der erste Tour-Triumph für den damals 23-jährigen Küng nur eine Frage der Zeit. Doch er kam nicht. Es folgten 90 Tour-Etappen (darunter 3 Zeitfahren) ohne Einzelsieg. 2018 gewann Küng mit BMC zwar das Teamzeitfahren, doch so ein Erfolg hat keinen grossen Stellenwert.

Pilot Küng will tief fliegen

Jetzt ist nicht nur die Zeit, sondern er selbst reif für den grossen Coup. Nervös ist Küng nicht. «Ich baue an einem so wichtigen Tag die Spannung langsam auf, lasse mich aber nicht mehr stressen. Das braucht Energie. Ich habe meine Routinen und meinen Zeitplan – ich kann das alles gut einschätzen.»

Fühlt sich der Zeitfahr-Europameister am Start wie ein Löwe im Käfig? «Das würde ich nicht sagen. Aber Fokus verengt sich laufend, irgendwann bin im Tunnel. Sobald ich von der Rampe fahre, suche ich den Flow. Finde ich ihn wie zuletzt in Frauenfeld, ist das Rennen ein grosser Spass – es ist, als würde ich tief fliegen.»

Wo Küng landen wird? Am liebsten auf dem obersten Tour-Treppchen.


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